Guten Tag,
Wer für gute Zwecke spenden möchte, kann sich die Prinzipien der Reichen aneignen. Und so mehr bewirken, ob mit 10 Franken oder 10 Millionen.
Karen Merkel-Gyger
Warren Buffett: Im privaten Leben neigt er dazu, knauserig zu sein. Als Spender startete er 2010 mit Bill Gates «The Giving Pledge» und gab allein 2020 Aktien im Wert von 2,9 Milliarden Dollar an fünf Stiftungen. Die Spenden-Taktiken der Reichen können auch als Vorbild dienen für alle, die längst nicht so hohe Summen zu geben haben.
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Sie scrollen durch Twitter, Instagram oder Facebook und stossen auf grosse traurige Augen, die Sie bittend anblicken. Nur ein, zwei Klicks entfernt die Option, das Leid dieser Augen zu mildern – mit einer kleinen Spende. Gerade in der Vorweihnachtszeit: Wer würde sie nicht erübrigen, die 10, 50, 100 Franken?
Das Internet hat das Sammeln für gute Zwecke um viele Optionen erweitert, die Grundfragen bleiben die gleichen: Wo ist es richtig, etwas zu geben? Wie spenden Hilfsbereite so, dass ihr Geld etwas bewirkt? Gibt es bessere Wege als die spontane Gabe aus Mitleid?
Eine Antwort auf diese Fragen bieten die Prinzipien, die den Reichsten der Welt als Leitfaden ihrer Wohltätigkeit dienen. Den «Big Spendern» wie Bill und Melinda Gates oder Hansjörg Wyss, der von den 300 Reichsten der Schweiz am meisten Geld für gute Zwecke gibt.
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«Philanthropie ist mehr, als Geld zu spenden», sagt Peter Vogel. Die Höhe der Summe sei nicht zentral, sondern die Vorgehensweise. Als Professor für Familienunternehmen an der IMD Lausanne hat Vogel soeben eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für effektives Spenden publiziert, den «Family Philantrophy Navigator». Er sagt: «Es gibt viele Formen und Wege, sich einzubringen. Von der Spende in der Vorweihnachtszeit bis zum Aufsetzen einer Stiftung durch die Unternehmerfamilie. Auch die Nachbarschaftshilfe während des Lockdowns war Philanthropie.»
Milliardär und Gross-Spender Hansjörg Wyss sagt im Interview, warum es ihm manchmal schwer fällt, Geld für die richtigen Zwecke auszugeben.
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Was also soll beachten, wer Geld für Gutes geben möchte? Positiv ist, über das Ad-hoc-Spenden hinauszudenken. Jede und jeder Einzelne kann sich ebenso wie eine Unternehmerfamilie oder eine Konzernführung bewusst werden, was die Themen sind, für die man sich einsetzen will.
Manchmal besteht ein persönlicher Bezug, weil zum Beispiel ein Verwandter von einer Krankheit betroffen war. Oder man ist auf einer Reise auf ein gesellschaftlich wichtiges Thema aufmerksam geworden. Der Möglichkeiten sind viele.
Wann ist eine Spende sinnvoll eingesetzt? Wie bewirkt sich nachhaltig Veränderung?
► Prioritäte setzen: Sie werden nicht alle Anliegen unterstützen können, die es gibt. Reflektieren Sie: Wofür schlägt Ihr Herz?
► Seriöse Organisationen wählen: Achten Sie auf das Gütesiegel der Zertifizierungsstelle Zewo. Sie bewertet, ob gemeinnützige Organisationen Spendengelder «zweckbestimmt, wirksam und wirtschaftlich» einsetzen.
► Am Ball bleiben: Ihre Spenden bewirken mehr, wenn Sie regelmässigfür die gleichen Projekte Geld geben statt Einzelspenden für viele verschiedene Projekte.
► Zeit lassen: Informieren Sie sich über die Organisationen, denen Sie spenden. Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen. Zur Einordnung publiziert die Zewo eine Warnliste mit Organisationen, bei denen Zweifel angebracht sind.
► Fair bleiben: Spenden sind wirksamer, wenn Sie Projekte unterstützen statt Einzelschicksale. Also lieber für ein Dorf spenden statt für ein einzelnes Patenkind.
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«Als Zweites ist es wichtig, sich zu fokussieren», sagt Vogel. Das gelte sowohl für Unternehmen, die den Zweck einer Stiftung eingrenzen, als auch für die Privatspende. Wichtig ist, den Rahmen des persönlichen Einsatzes klar zu definieren. «Sonst fühlt man sich vielleicht kurz gut, aber das Geld bewirkt nicht viel.» Es hilft, sich Gedanken über die Summe zu machen, die man regelmässig oder saisonal geben möchte. «Manche Firmeneigentümer haben zum Beispiel einen fixen Prozentsatz der Dividende für philanthropische Ziele reserviert», sagt Vogel. Ähnlich können private Spender festlegen, welchen Anteil ihrer Rendite oder des Einkommens sie geben wollen und wie oft.
Diese Regel muss nicht zu strikt sein – Raum für spontane Einzelspenden kann Teil des Konzepts sein. Grundsätzlich ist es aber nachhaltiger, mit regelmässigen Spenden stets die gleichen Projekte zu unterstützen.
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Das empfiehlt auch die Zertifikatsstelle Zewo, die gemeinnützige Organisationen auf ihre Seriosität hin bewertet und Tipps für richtiges Spenden gibt. Auch Peter Vogel sagt: «Wenn man 1000 Franken geben will, ergibt es wenig Sinn, zehnmal 100 Franken an zehn verschiedene Organisationen zu spenden. Es ist meist besser, die ganzen 1000 Franken in ein einziges Projekt zu investieren.»
Spenden hat darum auch etwas mit Grenzen setzen zu tun. Wer effektiv helfen möchte, setzt Prioritäten. Für Firmen wie auch Einzelpersonen ist das mögliche Engagement damit natürlich nicht ausgeschöpft. Freiwilligenarbeit ist eine Option, sich auch praktisch einzubringen. Und wenn ein Unternehmen sich ernsthaft für eine Sache einsetzen möchte, kann es zentral sein, das eigene Wirtschaften und das Geschäftsmodell zu überprüfen.
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Wer mit Geld nur mildert, was die eigene Firma an Schaden verursacht, agiert nicht mehr zeitgemäss. Peter Vogel sagt: «Philanthropie wird immer eine Daseinsberechtigung haben. Aber der Hebel ist ungleich grösser, wenn man eine klare Geschäftsstrategie entwickelt, die ein sinnvolles Ziel hat.»
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