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Die legendäre Laffer-Kurve des Ökonomen Arthur Laffer erlebt ein grosses Comeback: Sie ist die Grundlage für Donald Trumps Wirtschaftspolitik.
Arthur Laffer: «Es ist eine Wirtschaftsrevolution im Gang.»
Luis GarciaWerbung
Ein regnerischer Morgen in Nashville, Tennessee. Arthur Laffer, der mit seiner Laffer-Kurve – Steuersenkungen schaffen Wachstum – in den achtziger Jahren unter dem republikanischen Präsidenten Ronald Reagan das amerikanische Steuersystem revolutionierte, ist ein gefragter Mann in diesen Wochen. Gerade kommt er von einem Besuch beim argentinischen Präsidenten Milei zurück. Er ist 84, doch vif, angriffig und humorvoll wie in seinen besten Tagen. Trumps Deregulierungspläne befügeln ihn. «Es ist eine globale Bewegung – und wir gewinnen», ruft er via Videocall nach Zürich.
Es ist wie Sauerstoff, der verschwunden war. Jetzt kommt er zurück.
Die Demokraten haben hier in den USA unter Biden die ganze Luft aus der Wirtschaft gesaugt. Sie haben die Basis des Wohlstandes mit ihren Regulierungen und Steuererhöhungen erstickt. Und jetzt brauchen wir alle wieder Luft – und das nicht nur in den USA.
Er ist sehr beeindruckend. Und davor war ich in El Salvador bei dem neuen Präsidenten Bukele. Ich habe auch einen Vortrag in Brasilien gehalten, mit dem Team um den Ex-Wirtschaftsminister Guedes. Und dann habe ich mit den Tories in Grossbritannien und der neuen Parteichefin Badenoch gearbeitet. Ich wünschte nur, ich wäre jünger und hätte mehr Zeit, um diese Wirtschaftsrevolution länger auskosten zu können und die vielen Wirtschafts-Ignoranten rund um den Globus aus dem Amt zu jagen.
1974 malte er den Beratern des Präsidenten Gerald Ford seine Laffer-Kurve auf eine Serviette. Von 1981 bis 1989 war er der einflussreichste Wirtschaftsberater Ronald Reagans und schuf mit ihm die Reaganomics – Steuersenkungen, Deregulierung, Wachstumsfokus: Arthur Laffer, ausgebildet in Yale und Stanford, ist der bekannteste Vertreter der «Supply Side Economics». Heute betreibt der 84-Jährige die Beratungsfirma Laffer Associates in Nashville, Tennessee. Er ist auch Berater von Donald Trump.
Trumps politische Operation ist ausgereifter und effektiver. Und seine Machtbasis ist breiter. Er hat die Wahl mit grossem Vorsprung gewonnen und auch das Repräsentantenhaus und den Senat. Es gibt keine Anti-Trump-Senatoren mehr wie Mitt Romney oder Jeff Flake, die viele Gesetze verhinderten. Wenn man sich die sieben Positionen der politischen Macht anschaut – Präsidentschaft, Senat, Repräsentantenhaus, Oberster Gerichtshof, Federal Reserve, Parlamente der Bundesstaaten und Gouverneure der Bundesstaaten –, verfügt Donald Trump über die grösste Machtbasis, seit ich mich erinnnern kann.
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Gaetz war sehr umstritten, aber seine Nichtnominierung ist nebensächlich. Entscheidend ist, dass Trump für jeden seiner Posten mehrere gute Kandidaten zur Auswahl hat. Sofort nach dem Abgang von Gaetz präsentierte er Pam Bondi. Als Generalstaatsanwältin von Florida war sie unglaublich. Sie ist klarsichtig und hält sich genau ans Gesetz. Trump wird seine Mannschaft zusammenstellen können, wie er es will.
Die Denkweise ist sehr ähnlich: tiefe Steuern und Deregulierung. Aber rein wirtschaftlich betrachtet war Trump in seiner ersten Amtszeit schon sehr erfolgreich.
Ja, denn Reagan hatte am Anfang viele Widerstände und keinen ganz klaren Kurs. Er war vor allem in seiner zweiten Amtszeit von 1984 bis 1988 spektakulär. Wir haben die Einkommenssteuer von 70 auf 28 Prozent gesenkt, wir sind von elf auf zwei Steuerklassen gegangen, wir haben die Unternehmenssteuer von 46 auf 34 Prozent reduziert. Wir haben sehr viele Abzüge, Freistellungen und Ausnahmen abgeschafft. Wir bewegten uns in Richtung einer niedrigen, breit angelegten Flat Tax. Reagan dekontrollierte die Wirtschaft.
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Arthur Laffer in Nashville: «Es ist wie Sauerstoff, der zurückkommt. Die Demokraten haben die Wirtschaft mit ihren Regulierungen und Steuererhöhungen erstickt.»
Luis GarciaArthur Laffer in Nashville: «Es ist wie Sauerstoff, der zurückkommt. Die Demokraten haben die Wirtschaft mit ihren Regulierungen und Steuererhöhungen erstickt.»
Luis GarciaEs wird ein knappes Rennen. Trumps Steuerpläne sind spektakulär. Er will den Einkommens-Steuersatz auf 28 Prozent mit zwei Steuerklassen senken, den Unternehmenssteuersatz auf 15 Prozent. Ich hoffe sehr, dass ihm das gelingt.
Ich zähle darauf, dass auch einige Demokraten mit ihm stimmen. Als Reagan keine Mehrheit im Repräsentantenhaus hatte, haben an die 30 Abgeordnete für ihn gestimmt. Ich erwarte, dass dieses Mal etwas Ähnliches passiert und viele Demokraten ihre Parteigrenzen überschreiten und in vielen Fragen mit Trump stimmen werden, etwa bei der Einwanderung, bei der Eindämmung der Ausgaben oder eben bei Steuersenkungen.
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Sie wird im Energiebereich fantastisch sein. Und dann der Regulierungs- und Bürokratieabbau, den Trump den Unternehmern Elon Musk und Vivek Ramaswamy übertragen hat: Ich weiss nicht, ob sie erfolgreich sein werden, aber Gott segne sie für den Versuch. Reagan war auch sehr gut darin, die Staatsausgaben zu kontrollieren, ausser bei der Verteidigung, aber er musste den Kalten Krieg beenden. Also, in den fünf grossen Königreichen der Makroökonomie sind die Aussichten exzellent: Steuern, Ausgaben, solides Geld, Vorschriften und Freihandel.
Trump rief mich an und sagte: Arthur, wir sind das Land mit dem freiesten Handel der Welt. Aber in vielen Ländern ist es schwierig, unsere Produkte zu verkaufen. Wie bringe ich sie also dazu, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und mit uns über Freihandelsabkommen zu verhandeln? Ich brauche Zölle als Druckmittel.
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Da ist immer viel Rhetorik. Ich sage Ihnen: Am Ende will er Wohlstand und keine Barrieren. Er hat die Zölle und Kontingente stark gesenkt. Schauen Sie sich an, was er mit dem USMCA-Abkommen mit Kanada, Mexiko und den USA im Vergleich zu NAFTA erreicht hat. Das ist eine grosse Verbesserung. Schauen Sie sich an, was er mit Südkorea gemacht hat, mit Brasilien und Ecuador. Schauen Sie, was er tut, nicht was er sagt. Er ist ein Verhandlungsführer – ganz anders als ich: Wenn die Verhandlung beginnt, bekomme ich Angst und rolle mich in die Fötusstellung zusammen.
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Diese Länder lassen Millionen von Menschen über unsere Grenze, und das ohne Konsequenzen. Wenn Sie Präsident der USA wären, was würden Sie tun, insbesondere mit Mexikos neuer Präsidentin Sheinbaum? Wie kann man sie zur Kooperation bewegen? Sie will keine niedrigeren Steuern auf US-Produkte in Mexiko. Sie will uns nicht substanziell helfen, die illegale Einwanderung zu stoppen, die in Karawanen durch Mexiko zieht und dann in den Vereinigten Staaten abgeladen wird. Dann müssen wir eben mit Zöllen drohen. Plötzlich ist die Gegenseite verhandlungsbereit.
Wir werden durch starkes Wachstum mehr Steuereinnahmen erzielen. Und wir werden viele Steuerschlupflöcher schliessen. Es gibt noch immer zu viel Steuerhinterziehung, Steuervermeidung, Steuerverschiebung bei vielen Offshore-Unternehmen. Wir haben von 2017 bis 2019 sehr viele Steuern aus ausländischen Gewinnen eingenommen, die in Irland und vielen anderen Ländern lagen. Und vor allem: Wir müssen das langfristig betrachten.
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Wir sehen eine Steuerrevolution, die seit 1950 im Gange ist. Der höchste Grenzsteuersatz für die Einkommenssteuer in den USA lag 1944 bei 94 Prozent. Heute liegt er bei 37 Prozent. Im Jahr 1960, als Kennedy sein Amt antrat, lag der höchste Unternehmenssteuersatz bei 52 Prozent. Jetzt soll er auf 15 Prozent sinken. 1976 gab es nur einen Staat in den Vereinigten Staaten, der keine eigene Erbschaftssteuer hatte, Nevada. Heute haben 38 von ihnen ihre Erbschaftssteuer abgeschafft. Ich habe immer für tiefe Steuern gekämpft, weil sie den Wohlstand fördern. Und jetzt sind wir am Gewinnen.
Bei dem neuen britischen Premier Starmer frage ich mich, wo sie ihn gefunden haben. Seine Wirtschaftspolitik ist katastrophal. Wenn Regierungen miteinander konkurrieren, profitieren die Menschen davon. Wann immer sich Regierungen zusammentun wie in der EU und sich auf etwas einigen, dann glauben Sie mir: Sie einigen sich darauf, die Bürger auszubeuten.
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★ Jack Daniels oder Johnnie Walker? Der Bourbon von Jack Daniels natürlich – ich lebe in Tennessee.
★ Clinton oder Biden? Clinton – ich habe zweimal für ihn gestimmt.
★ Brüssel oder Bern? Bern – Brüssel braucht Mileis Kettensäge.
★ Dollar oder Franken? Eigentlich Franken – aber wegen Trump Dollar.
★ Reagan oder Trump? Beide – wie Eltern, die man gleich liebt.
★ Lagarde oder Powell? Lagarde – Powell weiss nicht, wie Geld arbeitet.
★ Nashville oder Washington? Nashville – viel steuergünstiger.
★ Milei oder Lula? Milei mit grossem Vorsprung.
★ Macron oder Meloni? Meloni – Macron blockiert sein Land.
★ Country oder Rap? Country – ich lebe in Nashville. Nur Klassik ist schöner.
Das ist fantastisch, deshalb schätze ich die Schweiz so sehr. Regierungen müssen genauso konkurrieren wie Menschen. Das gilt sogar auf lokaler Ebene. Nur so entstehen Höchstleistungen.
Sie macht mit ihrer Steuerharmonisierung einen Riesenfehler. Man sollte sie auflösen, damit all diese Länder wieder zurückgehen und miteinander um die Liebe und die Stimmen ihrer Wähler konkurrieren.
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Das ist die Entscheidung der Schweizer. Aber an ihrer Stelle würde ich mich nicht zu sehr binden. Das Wunderbare an der Schweiz ist, dass sie ein frischer Wind in einer staatsfixierten Welt ist. Im Grunde genommen hat sie überlebt, weil sie ein Atemloch für Europa ist. Wale haben dieses Atemloch, das ist der einzige Grund, warum sie leben können. Und ich denke, die Schweiz ist das Atemloch Europas. Und wenn Sie der EU beitreten würde, wäre ihr System, was Steuern und alle Arten von Regulierungen angeht, für tausend Jahre tot.
Das WEF ist eine grossartige Veranstaltung, die der Gründer Klaus Schwab aufgebaut hat. Und die Schweiz steht den USA nahe. Wir sollten Freihandelsabkommen mit so vielen Ländern abschliessen wie möglich.
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Ich bin 84 Jahre, da denke ich in grossen Linien. In den ersten hundert Stunden wird dasselbe passieren wie in den ersten hundert oder tausend Tagen. Es wird alles ein guter, wachstumsfördernder, demokratischer, marktwirtschaftlicher Kapitalismus sein. Und es wird eine starke Verteidigung und freie Märkte geben. Bitte kommt zu uns. Lasst uns Geld verdienen. Lasst uns Wohlstand und Wachstum in dieser Welt haben.
Freiheitsmedaille: Donald Trump verlieh Laffer 2019 die Medal of Freedom. Der Ökonom ist politisch unabhängig – er stimmte zweimal für Bill Clinton.
AlamyFreiheitsmedaille: Donald Trump verlieh Laffer 2019 die Medal of Freedom. Der Ökonom ist politisch unabhängig – er stimmte zweimal für Bill Clinton.
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Ich habe gerade gestern einen persönlichen Brief von ihm bekommen. Ich habe mir geschworen, dass ich niemals einen Gehaltscheck von einer Regierung annehmen werde. Denn sobald man einen Gehaltscheck annimmt, ist man ein Angestellter. Und als Angestellter folgt man einem Loyalitätsschwur gegenüber seinem Arbeitgeber. Ich will diesen Loyalitätseid nicht. Ich möchte Trump sagen können, was ich wirklich denke. Ich will mich auch nicht politisch festlegen. Ich war für Kennedy und Clinton und gegen Bush jr. Diese Freiheit ist für mich unverhandelbar.
Es war mir eine grosse Ehre. Wissen Sie, ich habe eine tolle Beziehung zu ihm, aber er gibt mir kein Geld, und ich gebe ihm kein Geld. Viele Präsidenten haben mich gebeten, für sie zu arbeiten, von Reagan bis Trump. Aber das ist nichts für mich. Einmal im Monat zu kommen und ein paar Stunden zu reden und dann wieder nach Hause zu gehen – das ist wirklich gut für mich.
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Ich sehe meine Freunde, die für die Regierung arbeiten. Sie müssen Argumente widerlegen, von denen sie wissen, dass sie wahr sind, um sich bei ihren politischen Gönnern beliebt zu machen. Und sie kriechen vor der politischen Macht. Das will ich nicht.
Mein Vermächtnis sind nicht irgendwelche Stationen oder Leistungen in meinem Lebenslauf. Mein Vermächtnis ist meine Botschaft: Steuersenkungen schaffen Wohlstand. Und das kombiniert mit soliden Staatsfinanzen, Freihandel, minimaler Regulierung und tiefen Ausgaben ist die Magie guter Makroökonomie. Wenn alle verstehen, wie einfach das eigentlich ist, habe ich viel erreicht.
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