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Frank Goldfinger

Diese Medtech-Aktien müssen Sie im Auge behalten

Tecan bereitet den Aktionären viel Freude; Medacta glänzen erst auf mittlere Sicht; der Einstieg bei Ypsomed setzt einiges an Geduld voraus.

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Unter Präsident Lukas Braunschweiler (l.) und CEO Achim von Leoprechting dürfte Tecan weiter munter wachsen.

Unter Präsident Lukas Braunschweiler (r.) und CEO Achim von Leoprechting dürfte Tecan weiter munter wachsen.

Reuters

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Es ist beeindruckend, welch starke Marktposition sich die heimische Medizintechnikbranche global aufgebaut hat. Das zeigt sich auch an der Börse, wo Sonova, Straumann, Alcon, Ypsomed oder Tecan längst auf dem Radar ausländischer Institutioneller sind. Der Hype hatte einst dazu geführt, dass Medtech-Valoren himmelhoch bewertet wurden. Bei der Korrektur gerieten denn auch vor allem diese Papiere unter die Räder. Allerdings entwickeln sich einige Titel seit Monaten besser als der Gesamtmarkt.

Tecan etwa, die ich vor Jahresfrist empfohlen habe, legten seit dem Sommer gegen 50 Prozent zu. Dies ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn der Anbieter von qualitativ hochwertigen Laborinstrumenten und Automatisierungslösungen zeigt sich in aufsteigender Form. 2022 lagen die Resultate leicht über den Erwartungen. Für dieses Jahr erwarten Präsident Lukas Braunschweiler (66) und CEO Achim von Leoprechting (54) ein organisches Umsatzwachstum von fünf bis sechs Prozent, die Ebitda-Marge dürfte sich auf gut 20 Prozent stellen.

Tecan liefert also weiterhin höchst ordentliche Zahlen. Mittelfristig wird sich das Wachstum beschleunigen und die Gewinnmargen stetig steigen. Zwar gehören die starken Kursavancen der letzten Monate vorderhand der Vergangenheit an. Auch sind die Valoren mit einem für 2023 und 2024 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 38 respektive 28 hoch bewertet. Dennoch bieten sie gerade konservativen Anlegern auf längere Sicht eine attraktive, da solide Anlagemöglichkeit.

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Dritter Versuch 

Ende April 2022 schrieb ich letztmals positiv über Ypsomed. Bis Anfang Dezember schossen die Aktien der führenden Herstellers von Injektions- und Infusionssystemen für die Selbstmedikation denn auch um über 50 Prozent in die Höhe. Dann kam der Absturz. Innert weniger Handelstage verpuffte ein Fünftel der Börsenkapitalisierung. Der Auslöser: Der Pharmakonzern Eli Lilly hatte überraschend die Partnerschaft aufgekündigt, die Insulinpumpe YpsoPump in den USA vertreiben zu wollen. Die Kooperation sollte sich ab 2026 in kräftigen Umsatzzuwächsen niederschlagen. Bereits 2018 ging der Kooperationsvertrag mit Insulet in die Brüche. Nun muss Firmenchef Simon Michel (46) einen neuen Partner suchen.

Damit wird der Turnaround eingebremst. Für das Geschäftsjahr 2022/23 haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen zurückgenommen, nun stellt sich das KGV auf satte 62. Dennoch bescheinige ich Ypsomed eine rosige Zukunft. Im schnell wachsenden Pen-Markt ist die Firma mit einem feinen Produktportfolio präsent. Bei der YpsoPump sorgen vorderhand hohe Kosten für Verluste. In Europa ist das Produkt zwar erfolgreich, doch es fehlt der Einstieg in den US-Markt. Nicht weniger attraktiv ist China; dort soll eine Fabrik hochgezogen werden.

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Vontobel prognostiziert bis 2024/25 eine Verfünffachung des Gewinns. Das entspräche einem KGV von unter 20. Wer bei Ypsomed einsteigen will, muss viel Geduld mitbringen.

Auf Wachstumskurs

Interessant in der Medtech-Branche sind auch – oder gerade – kleinere Newcomer, die mit frischen Ideen und Produkten den Markt aufmischen, so etwa Medacta. Dieser Tage kämpft der Tessiner Orthopädiespezialist gegen negative Währungseffekte oder den Preisdruck. Auf den Ertrag drücken zusätzlich hohe Investitionen. So ist der Umsatz 2022 zwar um 20,4 Prozent gestiegen, der Gewinn dagegen sank um ein Zehntel, die operative Marge gab auf 27,6 Prozent nach. Wobei dieser Satz immer noch die Marge vieler Konkurrenten übertrifft.

Massiv wird in die Ausdehnung der Produktionsflächen der beiden Südschweizer Betriebe investiert. Das schmälert kurzfristig die Margen, dafür ist Medacta für eine wachstumsstarke Zukunft gerüstet. Der Konzern gilt als innovativ und technikaffin, die Produkte sind State of the Art. Für Stabilität sorgt, dass das Unternehmen trotz des Börsengangs eine Familienfirma geblieben ist. Die Familie Siccardi hält die Mehrheit und besetzt wichtige Managementposten. Mit einem geschätzten KGV von 29 sind die Aktien eher teuer. Doch bereits für 2024 sinkt diese Kennziffer auf 23, in den Folgejahren wird der Gewinn deutlich steigen. Medacta bieten mittelfristig viel Kurspotenzial.

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Lahmer Ferrari

«Wir sind der Ferrari unter den Herstellern», meinte Medartis-CEO Christoph Brönnimann (56) gegenüber der «Basler Zeitung». Das stimmt fraglos, was den Standard der Implantate zur chirurgischen Fixierung von Brüchen kleiner Knochen anbelangt. Doch bei den Erträgen ist die Firma eher ein Volkswagen. 2022 zog zwar der Umsatz deutlich an, die Ebitda-Marge dagegen stürzte um 41 Prozent ab, unter dem Strich resultierte ein heftiger Verlust. Belastet haben der Kauf der US-Firma Nextremity Solutions und der Rückzug aus China.

Medartis wird weiterhin stark wachsen. Dafür sorgt nicht zuletzt der hohe Anteil von 16 Prozent des Umsatzes, der in Forschung und Entwicklung fliesst. Für dieses Jahr wird ein um 15 bis 18 Prozent höherer Verkauf budgetiert, das Ebitda soll auf 15 bis 18 Prozent steigen. Der Gewinn dagegen bleibt mickrig. Mittelfristig dagegen sehe ich viel Potenzial. Denn die Produktpalette ist erstklassig, der wichtige US-Markt wird laufend ausgebaut. Dennoch warte ich ab, bis Medartis bessere Zahlen präsentiert.

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