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Die Piaggio-Führung hat den Trend zu elektrisch betriebenen Rollern zu lange ignoriert
Der Konzern rund um die alten Kultmarken Vespa und Moto Guzzi ist der einzige europäische Zweiradhersteller von Weltrang. Überlebt er den Sprung in die Epoche der Elektromobilität?
Gerhard Bläske
Pure Italianità: Kaum ein anderes Produkt verkörperte das italienische Lebensgefühl wie die Vespa – und befeuerte damit im Norden die Sehnsucht nach dem Süden.
Popperfoto via Getty ImagesMandello del Lario am Südrand des Comer Sees, ein Urlauberstädtchen wie aus dem Bilderbuch. Viele Motorboote, viele Cafés, wenig Hektik. Und doch ist in der idyllischen Landschaft etwas anders, das verrät schon die Geräuschkulisse am frühen Morgen. Das Knattern schwerer Motorräder hallt durch die Gassen. Wer dem Klang folgt, landet in der Via Emanuele Vittorio Parodi 62.
Vor dem leuchtend roten Werkstor mit dem weissen Adler haben sich bereits die ersten Fans versammelt. Ein junges Paar lässt sich fotografieren. Einige ältere Herren rauschen mit schweren Maschinen heran. Eine weitere Gruppe gesellt sich hinzu. Woher sie kommen? Aus Finnland, sagen sie, eine Europareise mit dem Motorrad. Und dieser eine Stopp, der habe schon lange festgestanden: Mandello del Lario, Geburtsstätte und Sitz des legendären Zweiradbauers Moto Guzzi.
Seit 1921 produzieren sie hier Motorräder; viele der Gebäude auf dem weitläufigen Areal wirken äusserlich noch wie damals. Aber nicht mehr lange. Die Kapazitäten sollen bei laufender Produktion bis 2025 von derzeit knapp 20 000 Einheiten verdoppelt werden. «Guzzi Land» heisst das Projekt des amerikanischen Architekten und Philosophen Greg Lynn, und es verkörpert den Wandel eines Grosskonzerns, der nostalgischen Kult und technologische Avantgarde geschickt miteinander zu verbinden weiss: Piaggio, das Mutterhaus des italienischsten aller Fortbewegungsmittel – der Vespa.
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