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Die Klage gegen Santander hat sich für Ex-UBS-Mann Orcel mehr als gelohnt

Sein Vorgehen gegen Santander hat sich für Andrea Orcel ausgezahlt: Aus dem Bonus-Paket von 50 Millionen Euro machte er 90 Millionen.

Dirk Schütz

SWITZERLAND DAVOS

SIEG VOR GERICHT: Unicredit-Chef Andrea Orcel erhielt im Verfahren gegen seine einstige Vertraute Ana Botín 68 Millionen Euro – das Doppelte der anfangs vereinbarten Ablösezahlung.

Simon Dawson

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Es ist ein Triumph: Dass die spanische Grossbank Santander dem Unicredit-Chef und Ex-UBS-Investmentbanking-Vormann Andrea Orcel satte 68 Millionen Euro zahlen muss, kam in dieser Höhe für alle Beteiligten überraschend. Vor allem ist das Gerichtsurteil aus Madrid ein Debakel für die spanische Geld-Zarin Ana Botín: Dass ein Gericht in der Heimat der exekutiven Santander-Präsidentin ihrer Argumentation nicht folgt und sie de facto der Lüge bezichtigt, ist ein Affront besonderer Güte. Aber eben auch ein Fanal für die Unabhängigkeit der spanischen Justiz.

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Botín hatte Orcel im September 2018 von der UBS abgeworben und die Übernahme seiner gesperrten Bonus-Zahlungen zugesichert, wie sie in einem vierseitigen Schreiben bestätigte. Gegen 50 Millionen Euro betrug der Wert, Orcel kam Botín aber entgegen, und sie einigten sich auf eine Zahlung von 35 Millionen. Doch dann überwarf sich die Bankchefin mit dem Italiener – und zog nicht nur die CEO-Zusage zurück, sondern auch die zugesicherte Zahlung.

Begründung: Die UBS habe eine Übernahme der Zahlung versprochen. Doch das stimmte schlicht nicht, wie die UBS mehrfach betont hatte und Präsident Axel Weber im Oktober sogar vor dem Gericht in Madrid per Videocall bestätigte. Schon bei der ersten Kontaktaufnahme zwischen Botín und ihm zu diesem Thema habe er klar mitgeteilt, dass die UBS von Orcels Ansprüchen nichts übernehmen werde, da er zu einem Konkurrenten wechsle.

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Orcel, der einst Ana Botíns Vater Emilio Botín bei dessen Akquisitionstour in Lateinamerika beraten hatte und lange auch als Vertrauter von Ana Botín galt, setzte auf Gegenattacke – und machte dabei ein blendendes Geschäft. Er setzte die Klagesumme auf hohe 112 Millionen Euro an, Reputationsschäden und Verdienstausfälle eingerechnet. Parallel dazu begann bereits die Auszahlung der UBS-Ansprüche.

Bis zu seinem Jobantritt bei Unicredit im Frühjahr hatte er bereits gegen 20 Millionen der ausstehenden 50 Millionen Euro bezogen. Bei einem ersten Hearing im Mai reduzierte er die Schadenssumme laut «Financial Times» auf 76 Millionen Euro. Dass er jetzt nur 8 Millionen weniger zugesprochen bekam, zeigt die Meriten seines Falls. Aus dem Paket, das 50  Millionen wert war, machte er gegen 90  Millionen. Und Ana Botín zahlt für ihren Glauben, in Spanien über dem Gesetz zu stehen. 

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Dirk Schütz

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