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Die Besten im Rating für das Jahr 2025 sind jung, cool und glänzen mit Traumrenditen.
Seline Wenzinger hat auch ohne Glaskugel besonders profitable Investments gewählt. Besonders beeindruckend: Die Performance gelang mit einem Fokus auf Schweizer Aktien, die im Vorjahr nicht gerade glänzten.
Sven Germann für BILANZWerbung
Das Frühjahr ist für Vermögensverwalter wie Seline Wenzinger eine intensive Zeit. Die Geschäftsführerin der Wenzinger & Tschan Finanz AG setzt sich mit ihren Kunden an einen Tisch, um die Entwicklung des Depots im vergangenen Jahr zu besprechen. Wenzinger ist schwanger, im April erwartet sie ihr zweites Kind. Allzu grosse Aufregung kann sie nicht gebrauchen. Auf den Austausch mit dem Kunden mit der Nummer 7087M6 darf sie sich freuen: Wenzinger und ihr Team haben den Depotwert dieses Anlegers um 26,9 Prozent auf 1 133 870 Franken vermehrt. Über drei Jahre hat Wenzinger eine Rendite von 43 Prozent eingeholt. Das Horrorjahr 2022, als zum Schrecken der Geldverwalter Aktien- und Anleihenmärkte im Gleichklang nach unten rauschten, hat keine Spuren hinterlassen.
Mit diesem herausragenden Kundendepot schaffte es der Geldmanager aus Affoltern am Albis beim diesjährigen Vermögensverwalter-Rating von BILANZ in der Drei-Jahres-Frist ganz nach oben. Die Zürcher Everon sicherte sich den ersten Platz auf Zwölf-Monats-Sicht. Postfinance lag über zwei Jahre vorn. In der Fünf-Jahres-Periode holte sich der Basler Vermögensverwalter Tareno den Sieg. Erstellt wurde das Rating für BILANZ von Firstfive. Die Vermögensverwalter reichen bei dem Dienstleister für diesen einzigartigen Vergleich real existierende Kundendepots ein. Mit möglichst hohen Gewinnen war es nicht getan: Vorne liegt, wer die Renditen mit vergleichsweise geringen Risiken einholte.
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In diesem Jahr war das Leistungsniveau besonders hoch. Vermögensverwalter, die mit ausgewogenen Risiken eine Performance von ansehnlichen acht Prozent erreichten, waren im Rating weit abgeschlagen. «Wir haben sehr gute Werte dieses Jahr. Den Kunden der prämierten Vermögensverwalter ist es 2024 definitiv sehr gut gegangen», sagt Matthias Hunn, Vertreter von Firstfive in der Schweiz und Gründer von FinGuide, einem Unternehmen, das Anlegern bei der Suche nach passenden Vermögensverwaltern hilft.
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Der wichtigste Renditetreiber war die geografische Ausrichtung der Portfolios. Wer in US-Technologieaktien investierte, wurde reich belohnt. Der Nasdaq Composite Index schoss im Vorjahr dank KI-Fantasie in US-Dollar um 30 Prozent in die Höhe. Wer das anvertraute Geld hingegen in europäische Autobauer lenkte, kam unter die Räder. Der Fokus auf den Heimatmarkt rechnete sich 2024 nicht. Mit 4,2 Prozent im Schweizer Leitindex SMI und 6,2 Prozent im Gesamtmarktindex SPI fielen die Renditen auf dem Heimatmarkt im internationalen Vergleich bescheiden aus. Aber auch innerhalb der Schweizer Indizes war die Spannbreite gross. Kühne+Nagel etwa verlor 30 Prozent, Lonza legte 48 Prozent zu. Wie bei den Aktien trennte sich auch bei den Vermögensverwaltern die Spreu vom Weizen. «Die erzielten Renditen und Sharpe Ratios unterscheiden sich sehr stark dieses Jahr», sagt Hunn.
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Mit 47,6 Prozent erzielte Everon auf Zwölf-Monats-Sicht die höchste Rendite. Das Kunststück gelang mit der dynamischen «Multi Factor Global Tech»-Strategie. «Diese Technologiestrategie kennen wir bereits als Top-Performer», erklärt Hunn. Hinter Everon steht Florian Rümmelein. Der 31-Jährige gründete den Vermögensverwalter, der eher in die Kategorie Fintech fällt, gemeinsam mit dem befreundeten Mathematiker Jonas Bächinger. Rümmeleins Vater ist der Gründer eines Zürcher Multi Family Office. Florian Rümmelein hatte die Idee, den Anlageansatz zu quantifizieren und komplett zu automatisieren. Dank Digitalisierung sanken die Einstiegshürden für diese Form des Private Bankings. Bei Everon liegt die Mindestanlage für die Vermögensverwaltung bei 30 000 Franken. Bei den meisten Vermögensverwaltern braucht ein Anleger mit weniger als einer halben Million gar nicht vorstellig zu werden. Zunehmend wird die Latte bei einem investierbaren Vermögen von einer Million gelegt.
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Florian Rümmelein hat den Anlageprozess digitalisiert. Die Algorithmen entscheiden ohne Emotion. Das macht sich im Ergebnis positiv bemerkbar: Algos machen ihren Job sehr gut.
Sven Germann für BILANZFlorian Rümmelein hat den Anlageprozess digitalisiert. Die Algorithmen entscheiden ohne Emotion. Das macht sich im Ergebnis positiv bemerkbar: Algos machen ihren Job sehr gut.
Sven Germann für BILANZ★ Broadcom: «Der Halbleiter- und Infrastruktursoftware-Konzern profitiert von der steigenden Nachfrage nach KI-fähigen Chips und Netzwerklösungen. Broadcom sichert sich durch langfristige Kundenbeziehungen, hohe Markteintrittsbarrieren und strategische Übernahmen eine starke Marktstellung. Besonders attraktiv sind die robuste Gewinnmarge, das diversifizierte Geschäftsmodell und die kontinuierlich steigende Dividende.»
★ Comet Holding: «Das Schweizer Hightech-Unternehmen ist führend in Röntgen- und Hochfrequenztechnologien, die in der Halbleiter- und Elektronikindustrie unentbehrlich sind. Comet profitiert von der zunehmenden Automatisierung und Miniaturisierung in der Chipfertigung. Die Innovationskraft, die starke Kundenbasis und die langfristigen Wachstumstreiber machen die Aktie attraktiv.»
★ Nemetschek: «Der deutsche Softwareanbieter ist ein zentraler Player in der Digitalisierung der Bau- und Architekturbranche. Nemetschek profitiert vom Trend zu nachhaltigem und effizientem Bauen sowie von der zunehmenden Nutzung von BIM-Software. Die Kombination aus hoher Kundenbindung, skalierbarem Geschäftsmodell und stabilen wiederkehrenden Umsätzen überzeugt.
Für die siegreiche Strategie gab ein Kunde vor vier Jahren den Anstoss. Der fand den akademischen, datenbasierten Ansatz von Everon spannend, wollte den Fokus aber auf technologielastige Firmen gerichtet haben – die Geburtsstunde der Strategie mit dem sperrigen Namen Multi Factor Global Tech Dynamisch. Obwohl global, liegt der Fokus auf den USA. Outperformer Nvidia ist trotz einiger unterjähriger Verkäufe mit mehr als 22 Prozent ungewöhnlich hoch gewichtet. Auch die folgenden Top-Positionen nehmen mit Apple (13,6 Prozent), Micron (10,7), Alphabet (9,7) Tech-Aktien ein. Schweizer Titel wie Belimo, Georg Fischer, Schindler oder Swissquote sind im Depot zwar vertreten, die Gewichtung liegt aber jeweils deutlich unter einem Prozent.
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Als ehemaliger Student von Behavioral-Finance-Professor Thorsten Hens weiss Florian Rümmelein, dass Emotionen in der Anlage fehl am Platz sind. So folgt man bei Everon den Vorschlägen eines Algorithmus. Dessen Berechnungen basieren auf Faktoren. «Das Programm macht nichts anderes, als Aktien nach Risikofaktoren, Momentum, Grösse, Bewertung zu sortieren», erklärt Rümmelein. Am Ende der Rechenaufgabe spuckt der Algo, basierend auf einem Multifaktor, eine Liste von Aktien aus. Aus den Buy-Listen werden die Portfolios abgefüllt. «Wir gehen sehr systematisch vor. Ziel ist es, die menschlichen Emotionen rauszuhalten», sagt Rümmelein. Dem Algo folgend, ist viel Bewegung im Depot. «Die sind recht konsequent. Wenn eine Aktie nicht läuft, fliegt sie raus», sagt Hunn. Grundsätzlich versucht Everon breit zu diversifizieren. In der Risikoklasse «moderat dynamisch» befanden sich Ende des Vorjahres 77 Positionen. «Der einzige Ort, wo sie Klumpenrisiken eingehen, ist die ‹Multi Factor Global Tech›-Strategie, so Hunn.
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Basis des BILANZ-Vermögensverwalter-Ratings sind in diesem Jahr 146 real existierende Kundendepots. Eingereicht wurden sie von 37 Vermögensverwaltern. Ausgewertet hat sie das deutsche Finanzdienstleistungsunternehmen Firstfive AG.
Um eine einheitliche Datenbasis zu schaffen, hat Firstfive alle Transaktionen parallel mit der eigenen Verwaltungssoftware verbucht. Über die Platzierung entscheidet die Sharpe Ratio, also die Rendite im Verhältnis zum Risiko. Die Sharpe Ratio zeigt, das Wievielfache des Risikoeinsatzes verdient wurde. Das Risiko entspricht der Wertschwankung des Depots, gemessen als Standardabweichung. Auch durch diese Risikoadjustierung werden die Leistungen vergleichbarer. Die Aussicht auf höhere Gewinne erkaufen sich die Geldmanager mit höheren Risiken. Die Depots werden auf Basis ihrer Wertschwankungen in vier Risikokategorien gruppiert. Pro Kategorie gibt es für unterschiedliche Zeiträume eine Bestenliste. Für die Auszeichnung «Vermögensverwalter des Jahres» führt Firstfive auf Basis der Sharpe Ratio die Ergebnisse aus drei von vier Risikoklassen über eine Punktewertung zusammen. Gewertet werden die Strategien mit der höchsten Sharpe Ratio. Für die beste Ratio werden 33,33 Punkte vergeben. Sie ist Massstab für die nachfolgenden Plätze. Diese erhalten Punkte entsprechend dem prozentualen Erreichen des Top-Ergebnisses. Gewinner ist die Vermögensverwaltung mit der höchsten Gesamtpunktzahl.
Der Sieger muss herausragende Leistungen in drei unterschiedlichen Anlagestrategien erzielt haben. Die von den Vermögensverwaltern eingereichten Depots bleiben über Jahre im Vergleich.
«Je mehr US-Aktien, je weniger Schweiz, desto besser, stimmte 2024 für viele, aber nicht für alle erfolgreichen Vermögensverwalter. Ich habe gestaunt, als ich mir die Portfolios von Wenzinger & Tschan angeschaut habe», sagt Matthias Hunn. Der Vermögensverwalter aus Affoltern am Albis hat bewiesen, dass im Vorjahr auch mit einem Fokus auf Schweizer Aktien eine grossartige Performance zu erzielen war. Bei ihm entfallen mehr als 50 Prozent des Anlagevolumens auf den Heimatmarkt. In jedem eingereichten Portfolio war Zurich Insurance die grösste Position. «Die haben es geschafft, mit Schweizer Aktien über drei Jahre eine Rendite von mehr als 40 Prozent zustande zu bringen. Wenn man weiss, wie schwierig das Anlagejahr 2022 war, ist das sehr eindrücklich», applaudiert Hunn.
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Ähnlich Everons dynamischer Global-Tech-Strategie, sind die drei grössten Positionen in Wenzingers dynamischer Strategie sehr prominent vertreten. Doch statt auf US-Titel hat Wenzinger den Fokus auf die Schweiz gelegt. Gut 20 Prozent des Depotwerts sind in Zurich investiert. Holcim und Swiss Re folgen mit 16,6 und 12,4 Prozent auf den Rängen zwei und drei. «Wenzingers Erfolg basiert auf dem Stockpicking, sie haben die richtigen Aktien herausgesucht. Überall liest man, dass Stockpicking nicht mehr funktioniere, aber Verwalter wie Wenzinger erbringen den Gegenbeweis», so Hunn.
Wer bei Wenzinger & Tschan an einen kleinen, verstaubten Vermögensverwalter denkt, der im stillen Kämmerchen über die Chancen einzelner Aktien grübelt, liegt falsch. «Wir sind eine Finanzboutique mit einer Rundumbetreuung. Das Team ist zwar klein, aber wir sind super vernetzt», sagt Geschäftsführerin Seline Wenzinger. Scheidungsanwälte und Notare werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Für deutsche Kundschaft entwickelte Wenzinger & Tschan ein Steuermodell. Für die Vermögensverwaltung werden strukturierte Produkte mit eingebautem Kapitalschutz im eigenen Haus hergestellt. «Ich habe bei Morgan Stanley selbst strukturierte Produkte gebaut. Ich weiss genau, wie man sie zusammensetzt, damit der Kunde und nicht die Bank profitiert», sagt Seline Wenzinger. Vom Albis werden nicht nur Schweizer, sondern auch Kunden, die in Südamerika, Asien, Osteuropa oder Kanada leben, betreut. Meist sind das Schweizer, die auswanderten, auf die Dienste des Geldmanagers aber nicht verzichten.
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★ Swiss Re: «Swiss Re passt ideal in unsere vorsichtig optimistische Strategie für 2025. Als einer der Top-3-Rückversicherer weltweit verfügt das Unternehmen über eine starke Marktstellung und Preissetzungsmacht. Die Aktie ist fair bewertet und bietet eine attraktive Dividende. Ein mögliches Aktienrückkaufprogramm 2025 könnte zusätzliches Potenzial freisetzen. Diese Faktoren machen Swiss Re zu einer überzeugenden Investition für das laufende Jahr.»
★ Deutsche Börse: «Ein global führendes Unternehmen im Handels- und Abwicklungsbereich, das mit einem Umsatz- und EPS-Wachstum von 16,6 bzw. 16,3 Prozent stark expandiert und die Ziele für 2025 bereits erhöht hat. Dank der Marktstellung profitiert die Aktie von steigenden wie fallenden Märkten, da beide Szenarien zu höherem Handelsvolumen führen. Diese Dynamik sowie die starke Wachstumsstrategie stimmen uns für 2025 sehr optimistisch.»
★ Mastercard: «Mastercard ist für uns ein defensives Tech-Investment und ein ‹Selbstläufer›. Es profitiert von wachsenden Onlinezahlungen (+9–10 Prozent p.a.) und steigendem Wohlstand. Trends wie E-Commerce und App-basierte Zahlungen bleiben auch 2025 und darüber hinaus treibende Faktoren. Die Bewertung halten wir für fair und sehen im laufenden Jahr grosses Potenzial.»
Mit internationalem Publikum kennt sich Seline Wenzinger seit ihrer Zeit bei der Credit Suisse aus. Nach einem Talenteprogramm landete sie am Osteuropa-Desk und betreute dort Kunden aus Ungarn und Tschechien. Wenzinger hatte bei der ehemaligen Grossbank einen guten Lauf. Obwohl noch keine 30, durfte sie eine Prüfung ablegen, mit der sie sich als Relationship Manager für eine besonders wohlhabende Klientel, die High-Net-Worth Clients, qualifizierte. Dann begann die CS sich zunehmend von osteuropäischen Kunden zu verabschieden. Eine andere Position in der Bank machte für Wenzinger keinen Sinn. Früher als geplant, startete sie in der Vermögensverwaltung ihres Vaters – einem kleinen Betrieb, der nur aus ihrem Vater und zwei Assistentinnen bestand. Der Vater musste für einige Wochen ins Spital. Von heute auf morgen kümmerte sie sich um die Kunden und übernahm die Geschäftsführung. Seline Wenzinger modernisierte und baute aus. Anfang 2024 fusionierte Wenzinger mit Tschan, einem ähnlich positionierten Vermögensverwalter mit einem Nachfolgeproblem, den der Vater schon lange kannte.
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Wenzinger & Tschan kauft Aktienresearch ein. Die 150 attraktivsten Aktien werden so definiert. Die 50 bis 80 interessantesten Titel analysiert der Vermögensverwalter dann selbst. «Nicht jede aussichtsreiche Aktie passt in jedes Depot», erklärt Wenzinger. Kundenwünsche hinsichtlich Währungsrisiken, Nachhaltigkeit oder Risikotoleranz werden berücksichtigt. «Am besten läuft es, wenn wir freie Hand haben. Kunden die uns einschränken, haben meist die schlechteste Performance.» Mindestquoten, etwa beim Aktienanteil, gebe es jedoch nicht. Für Wenzinger ist das der entscheidende Punkt für die gute Performance.
Wenzinger & Tschan hat sich mit Tareno in der Drei-Jahres-Wertung ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. «Tareno liegt nur noch über fünf Jahre ganz vorne, dafür umso eindrücklicher», weiss Matthias Hunn. Der Basler Vermögensverwalter liegt in drei von vier Risikoklassen auf dem ersten Platz. In der moderat dynamischen Strategie wurde mit einem Risiko von 13 Prozent eine Performance von 34 Prozent erzielt. Laut dem Experten liegt Tareno wegen der hohen Rendite und nicht aufgrund des geringen Risikoansatzes an erster Stelle. «Sie nehmen für die hohe Rendite relativ viel Risiko in Kauf, aber es funktioniert», erklärt Matthias Hunn.
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Seit einem Jahr gibt Simon Lutz bei Tareno als Chief Investment Officer bei den Anlagen die Richtung vor. Davor hatte er die Anlagestrategie der Privatbank Baumann & Cie geleitet und war dort Fondsmanager. Der 34-Jährige wurde nicht zuletzt engagiert, um die Anlagestrategie weiterzuentwickeln. Er legt den Fokus noch stärker auf Einzeltitel.
Als CIO hat Lutz die nicht ganz triviale Aufgabe, die Entwicklung der höchst komplexen Finanzmärkte vorherzusagen. Er blickt recht optimistisch in die Zukunft. Die globale Wirtschaft entwickle sich ziemlich robust. Das habe strukturelle Gründe. Die Privathaushalte hätten ihre Schulden seit der Finanzkrise stark gesenkt, gleichzeitig wurden die Privatvermögen deutlich ausgebaut. Zusammen mit dem soliden Arbeitsmarkt helfe das dem Konsum. Auf der Firmenseite gebe es Investitionsbedarf, nicht zuletzt wegen der Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung. Von der künstlichen Intelligenz erwartet der Chefanleger einen spürbaren jährlichen BIP-Zuwachs. Rückenwind sollen zudem Zinssenkungen liefern. «Das alles hilft Unternehmen zu wachsen und ihre Gewinne zu steigern.»
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Simon Lutz ist bei Tareno seit einem Jahr CIO. Bei den Baslern hat er den Fokus auf Einzelaktien gelegt. Lutz glaubt, dass Schweizer Aktien im laufenden Jahr wieder zu den Siegern zählen.
Sven Germann für BILANZSimon Lutz ist bei Tareno seit einem Jahr CIO. Bei den Baslern hat er den Fokus auf Einzelaktien gelegt. Lutz glaubt, dass Schweizer Aktien im laufenden Jahr wieder zu den Siegern zählen.
Sven Germann für BILANZ★ Straumann: «Der Weltmarktführer für Zahnimplantate sichert sich starke Margen, indem er Zahnärzten durch ein innovatives Produktportfolio, digitale Lösungen und Weiterbildungen einen hohen Mehrwert bietet. Mit einer alternden Bevölkerung und einem global ausbaufähigen Marktanteil von elf Prozent bietet das Unternehmen enormes Wachstumspotenzial – das sich in der aktuellen Bewertung noch nicht vollständig widerspiegelt.»
★ ASML: «ASML ist der weltweit führende Anbieter von Maschinen für die Halbleiterindustrie. Besonders die EUV-Technologie ist essenziell für die Produktion der leistungsfähigsten Chips und macht ASML zu einem unverzichtbaren Akteur im globalen Technologiewettlauf. Als einziges Unternehmen mit dieser Schlüsseltechnologie profitiert ASML von einer dominanten Marktstellung, hohen Markteintrittsbarrieren und einem stabilen, langfristigen Wachstumspotenzial.»
★ ETF WisdomTree Artificial Intelligence: «Künstliche Intelligenz ist einer der stärksten Megatrends und transformiert zahlreiche Branchen. Mit dem KI-ETF von WisdomTree können Investoren gezielt und effizient am langfristigen Wachstumspotenzial teilhaben. Der ETF investiert entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette und umfasst sowohl etablierte Marktführer als auch potenzielle Disruptoren. Eine intelligente Gewichtung sorgt für eine ausgewogene Mischung aus Halbleiter- und Softwareunternehmen sowie ausgewählten Firmen, die KI-Innovationen durch wertschöpfende Dienstleistungen in ihren jeweiligen Märkten vorantreiben.»
Das grösste Risiko für die Märkte sieht Lutz in der Wiederbeschleunigung der Inflation, etwa infolge eines Handelskriegs. Die Portfolios hat Tareno für so ein Szenario mit kurz laufenden Bonds, Gold und Privatmarktanlagen ausgerüstet. Der Goldanteil liegt bei den Baslern in ihren Mandaten inzwischen bei sieben Prozent. Gibt es von den Kunden keinen Widerspruch, wird seit Jahren Bitcoin ins Depot gelegt. Die Position wird immer wieder zurückgestutzt und liegt zurzeit bei 2,5 Prozent. Der Einsatz ist längst mehrfach verdient.
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Wie Lutz macht sich Rümmelein Sorgen um eine Rückkehr der Inflation in den USA. «Wir wollen in den USA Gewinne mitnehmen und diese in der Schweiz investieren. Hierzulande gibt es viele KMUs, die noch weit von ihren Höchstständen von 2021 entfernt sind.» Am Schweizer Immobilienbereich hält Rümmelein fest.
Auch Tareno-Chef Lutz findet am Heimatmarkt Gefallen. «Die Risikoprämie für Aktien sehen in der Schweiz mit über fünf Prozent attraktiv aus.» An der Schweizer Börse findet Lutz nicht zuletzt die «zweite Reihe» spannend, also Small und Mid Caps. Zugekauft hat Tareno zuletzt bei Straumann und Sika.
Anders als in der Schweiz habe sich die Risikoprämie für Aktien in den USA in Luft aufgelöst. «In den USA gibt es schon ein paar Fragezeichen», sagt Lutz. Es lohne sich, aktiv zu investieren. Bei Titeln wie Apple sieht er Rückschlaggefahr. Die hohe Bewertung treffe auf schwächere Wachstumsraten. Auch bei Walmart, deren Kurs sich seit Anfang 2024 mehr als verdoppelt hat, kann sich Lutz nicht vorstellen, wo das eingepreiste Wachstum herkommen soll.
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Seline Wenzinger hat sich auf Turbulenzen eingestellt. Den Firmen gehe es zwar gut, jedoch seien die Bewertungen bereits sehr hoch. «Ich denke, es wird bei den Gewinnen Enttäuschungen geben.»
Für Verunsicherung sorgt bei Wenzinger Donald Trumps Zollpolitik. «Der US-Zoll ist die grosse Unbekannte. Falls er verhängt wird, ist die grosse Frage, welche Branchen betroffen sind.» So ist die Geldmanagerin bei den Anlagen «auf der vorsichtigen Seite». Es wird verstärkt in «Selbstläufer» investiert – in Firmen also, die in jeder Situation Geld verdienen. Eine Deutsche Börse mache Umsätze, ob die Kurse steigen oder fallen. Das Shampoo von L’Oréal werde auch gekauft, wenn die Wirtschaft nicht so laufe. Wenzinger beobachtet den Markt genau und ist bereit, umzuschichten. «Wenn man sieht, dass die Zölle doch nicht kommen und die Lage auch charttechnisch positiv aussieht, wechseln wir wieder stärker auf die Risikoseite.» Bei den Performancegesprächen auch im nächsten Jahr wieder in zufriedene Gesichter zu blicken, ist das Ziel.
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