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Der Bilanz-Börsenspezialist nimmt die Börsenstars unter die Lupe: Dieses Mal mit Sika, Logitech, Tecan und Zur Rose.
Frank Goldfinger
Sika-CEO Paul Schuler (im Bild) übergibt seinem Nachfolger Thomas Hasler einen Konzern, der vor Dynamik nur so strotzt.
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Die gute Verfassung der Aktienmärkte hat manchen Börsenstar hervorgebracht. Doch je höher die Kurse steigen, desto unruhiger werden jene Anleger, die Überflieger im Portfolio halten. Viele Leseranfragen erhalte ich denn auch zu den Aktien-Starlets: halten, dazukaufen, verkaufen?
Vor allem Sika bewegt die Gemüter. Was Wunder, hat doch kein anderer Titel langfristig besser abgeschnitten. Über die letzten zwei Dekaden legten die Aktien gegen das Dreissigfache an Wert zu. Und seit meiner Kaufempfehlung vor eineinhalb Jahren gewannen die Valoren immerhin noch 90 Prozent. Bei einer solchen Hausse ist eines klar: Wer frühzeitig auf die Aktien gesetzt hat, sollte zumindest einen Teil der Gewinne realisieren.
Die Papiere sind mit einem für das laufende Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 teuer. Dennoch bleiben die Aktien für Anleger mit langfristigem Zeithorizont attraktiv. Der Weltmarktleader im Bereich Bau- und Industriechemikalien strotzt nur so vor Dynamik. Ein gutes organisches Wachstum, angetrieben vom Megatrend Urbanisierung, wie auch die aktive Akquisitionsstrategie sorgen für eine hohe Wertschöpfung.
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Das lässt sich an den starken Zahlen für das erste Quartal 2021 ablesen. Konzernchef Paul Schuler (65), der dieser Tage von Thomas Hasler (56) abgelöst wird, erwartet bis 2023 jährlich sechs bis acht Prozent Umsatzzuwachs und eine Ebit-Marge von 15 bis 18 Prozent. Das spricht für die Aktien von Sika. Allerdings dürfte sich der steile Kursanstieg der letzten Monate künftig abschwächen.
Vor zwei Jahren empfahl ich Logitech zum Kauf. Seither haben die Valoren satte 180 Prozent zugelegt. Der bestens positionierte und hochinnovative Hersteller von Peripheriegeräten für Computer, Smartphones und ESports profitiert von der Corona-Krise.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
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Dank Homeoffice und Homeschooling erfreut sich der Konzern eines enormen Wachstums. Im dritten Quartal 2020/21 (Oktober bis Dezember) schoss der Umsatz um 85 Prozent in die Höhe, der Bruttogewinn konnte mehr als verdreifacht werden. Konzernchef Bracken Darrell (58) erhöhte ein weiteres Mal die Umsatz- und Ertragsziele.
Ob solcher Zahlen kann die Kursentwicklung nicht erstaunen. Dennoch sind die Aktien mit einem geschätzten KGV von 20 nicht überbewertet. Der Höhenflug dürfte sich noch etwas fortsetzen. Im nächsten Geschäftsjahr dagegen ist mit einem stagnierenden Umsatz und einem deutlich tieferen Ertrag zu rechnen. Einmal fällt der Pandemie-Effekt weg. Zudem wird weiterhin kräftig investiert. Das dürfte auch die Hausse etwas einbremsen. Eine teilweise Realisation der Gewinne in absehbarer Zeit ist keine schlechte Idee.
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Zu den Top-Stars der Schweizer Börse zählten lange Zeit Zur Rose. Die Aktien der Versandapotheke gewannen zwischen März 2020 und Februar dieses Jahres gegen 400 Prozent. Seither allerdings ist die Luft draussen, die Papiere büssten innert weniger Wochen ein Drittel an Wert ein.
Die Verkaufswelle ausgelöst haben die ernüchternden Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr. Bei einem Umsatzplus von zwölf Prozent hat sich der Verlust gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Und dies, obwohl das Unternehmen von der Pandemie profitierte.
Happiger Rückschlag für Zur Rose.
cash.chHappiger Rückschlag für Zur Rose.
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Das Management unter Walter Oberhänsli (62) verfolgt das Amazon-Modell: Dem Wachstum wird das Ertragsdenken total untergeordnet. Das kann sich eines fernen Tages auszahlen. Doch bis dahin häufen sich bei den Thurgauern die Verluste. Ein Mini-Gewinn ist frühestens 2023 zu erwarten. Danach wird es nochmals Jahre dauern, bis genügend Geld vorhanden ist für eine Dividende.
Damit ist eines klar: Ein Engagement bedingt eine gehörige Portion an Risikofreude. Ich konzentriere mich lieber auf Aktien von Unternehmen, die bereits heute ertragsstark sind.
Erfreulich entwickelt haben sich auch die Aktien von Tecan. Seit Anfang 2020 gewannen sie 70 Prozent, über zwei Jahre blieben sogar 160 Prozent hängen. Für eine positive Stimmung unter den Investoren sorgt der Geschäftsgang des Laborausrüsters.
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Der Ausbau von Kapazitäten für Covid-Diagnosetests bei den Kunden hat 2020 für Rekordzahlen gesorgt: Bei einem um 15 Prozent höheren Umsatz stiegen das Ebitda um 30 und der Reingewinn um 42 Prozent. Damit lieferte Firmenchef Achim von Leoprechting (53) einen Zahlenkranz, der über den bereits hohen Erwartungen der Finanzanalysten lag.
Der rekordhohe Auftragsbestand sorgt auch im laufenden Jahr für Top-Zahlen, zumal Tecan neue Produkte lancieren wird. Im zweiten Semester dürften sich die Verkäufe allerdings abschwächen. Die Aussichten jedoch bleiben gut. Das Unternehmen entwickelt sich in der Laborautomation zunehmend zum Anbieter breiter Gesamtlösungen.
In den letzten Monaten haben die Aktien vorübergehend um mehr als 20 Prozent korrigiert. Das zeigt, dass sich die Euphorie der Anleger abkühlt. Dessen ungeachtet sind die Valoren mit einem für dieses Jahr geschätzten KGV von 50 extrem teuer. Ich bleibe positiv für Tecan, warte aber für den Neueinstieg auf mögliche Kursrückschläge. Allerdings eignen sich die Papiere nur für langfristig orientierte Investoren.
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