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Hotel-Ranking

Die 300 besten Hotels in der Schweiz und in Europa 2022

Einige der besten Hotels bieten puren Eskapismus. Andere sind eins mit dem Puls ihres Standorts oder erfüllen Sehnsüchte nach gesundheitlicher Balance: drei Megatrends im 26. BILANZ-Hotel-Ranking.

Claus Schweitzer

Lily of the Valley

Das Lily of the Valley in Südfrankreich ist das Hotel der Stunde und steigt auf Platz 10 der besten Ferienhotels in Europa ein.

Bastian Schweitzer

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Das Leben ist nicht perfekt. Aus diesem Grund wurden Hotels wie die Villa Feltrinelli am Gardasee, auf Platz 1 der besten Ferienhotels in Europa, erschaffen. Etwas Magisches geschieht, wenn man sie betritt – und die Welt unversehens wunderbarer wird als sie wirklich ist: vergnügter, aufgeweckter, weicher, so als würde Gershwins «Rhapsody in Blue» durch die Hotelhallen und -gärten schweben.

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Glanzvoll wie an einem meisterhaft choreografierten Filmset, setzt die neogotische Villa am Seeufer alles daran, die Romantik des Reisens jeden Tag aufs Neue aufleben zu lassen und dafür zu sorgen, dass Gäste wie Mitarbeitende zu besseren Versionen ihrer selbst werden, jetzt erst recht.

 

1892 als Sommersitz der Papiermagnatenfamilie Feltrinelli erbaut und vor 20 Jahren in ein Landhaushotel mit jeder Menge Platz und Privacy verwandelt, ist heute alles von Heiterkeit und Leichtigkeit durchdrungen und so subtil ausgereift, dass man sich der betörenden Atmosphäre kaum entziehen kann. Nicht nur Besucher spüren das, sondern auch die ganze Equipe. «Wir sind alle stolz darauf, hier tätig zu sein», sagt Markus Odermatt, Hüter des Juwels. Seine Leidenschaft wird vom ganzen Hotelteam geteilt. «Wir arbeiten nicht für die Villa. Wir sind und leben die Villa.» Neunzig gute Geister kümmern sich um halb so viele Gäste und bestärken diese in ihrem Gefühl, dass das Leben eigentlich doch recht perfekt ist.

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Megatrend 1: Escape (Abheben in Traumwelten)

Die Menschen lieben Illusionen, keiner weiss das besser als Markus Odermatt. Denn wir alle brauchen Hoffnung und beflügelnde Fantasien, um die Realität zu meistern und über die Verwirrungen der letzten zwei Jahre hinwegzukommen. Wir alle sehnen uns danach, dem Alltag zu entwischen und wie auf einem fliegenden Teppich abzuheben in eine befreiende Gegenwelt, wo man für ein paar kostbare Momente einen ganz anderen Lebensstil als den gewohnten zelebrieren kann.

Die besten Ferienhotels der Schweiz 2022

alpina gstaad
Castello del Sole
Restaurant Test Guide 2022 Park Hotel Vitznau Restaurant Focus
Gstaad Palace
Restaurant Test 2022 Restaurant Igniv, Grand Resort Bad Ragaz, SG
Eden Roc, Ascona
sf
Riffelalp Resort 2022m, Zermatt, VS
Kulm Hotel
Cheid Andermatt
sd
sd
1 / 12

Platz 1 (Vorjahr: 1): The Alpina Gstaad, Gstaad
Das Alpina Gstaad verteidigt seinen Spitzenplatz. Ein Gefühl von Grosszügigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Haus, das zwar seinen Preis hat, zugleich aber aufzeigt, dass die Gäste bereit sind, hohe Preise zu bezahlen, wenn die Leistung stimmt. Und die gelingt hier scheinbar mühelos. Geboten wird ein einzigartiges Swissness-Erlebnis mit durchwegs natürlichen Materialien in den 56 Zimmern im feinsten Chalet Chic, doch wird der Alpenstil stellenweise wohldurchdacht gebrochen – etwa mit der japanischen Küche im Restaurant Megu, mit kräftigen Kunst- und Blumen-Akzenten in den öffentlichen Räumen oder dem ästhetisch sublimen Six Senses Spa, dessen holistische Gesundheitsprogramme weit über die gewohnten Wellnessangebote hinausreichen. Die Hotelzufahrt ist unterirdisch, so muss niemand Parkplätze sehen und Autos hören. Das Engagement des jungen Besitzers Nachson Mimran für eine nachhaltige Unternehmenskultur ist ausserordentlich, seine entsprechenden Standards übertreffen alle anderen Nobelabsteigen im Lande. So war er der Erste, der auf plastikfreie Badezimmer-Amenities setzte, den Küchenchef zu «Zero Waste»-Gerichten anregte und selbst die Hotelslipper hochwertig aus Filz und Lammfell fertigen liess – diskret mit dem Hinweis «Take me home» versehen. Das ist die neue Definition von Luxus: Man will die Welt nicht länger für sein eigenes Vergnügen plündern, sondern in Harmonie mit ihr leben. Und man will hier oben am liebsten das grosse Unbehagen der heutigen Zeit vergessen, um sich im friedvollen Saanenland der tröstlichen Illusion hinzugeben, dass alles besser werden wird.
Wenn doch nur… das Spa auch über eine gemischte Sauna für Paare verfügen würde statt nur über die beiden geschlechtergetrennten Saunas. Zugegebenermassen ein Luxusproblem für verwöhnte Onepercenter…

PD

Hotels haben schon immer mit Eskapismus gehandelt – einer Währung, deren Wert 2022 ein Allzeithoch erreicht. Fluchtburgen, die ein Entkommen in eine bessere Wirklichkeit verheissen, verkörpern denn auch den ersten von drei Megatrends  ​​​​​​​im aktuellen Ranking von BILANZ. 

Das «Weg von allem»-Gefühl ist zu einem neuen Luxus geworden, sei es in entlegenen Hideaways in ursprünglicher Natur oder in zivilisationsnahen, doch vom gewöhnlichen Leben losgelösten Rückzugsoasen. Bei manchen dieser Hotels gilt «Remoteness» als Gütezeichen – zufällig kommt im Rosewood Castiglion del Bosco in der Toskana oder im Gidleigh Park im südenglischen Devon jedenfalls kaum jemand vorbei. Genauso wenig wie im Arctic Bath in Schwedisch-Lappland oder im Riffelalp Resort hoch über Zermatt. Andere, näher an der Zivilisation gelegene Zufluchten bieten Aussenstehenden keinen oder nur einen sehr beschränkten Zutritt, etwa das San Luis in Südtirol, Schloss Elmau in Oberbayern oder Can Simoneta auf Mallorca.

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Man könnte den Wunsch nach «Splendid isolation» als Auswirkung der Pandemie erklären, doch stehen abgekapselte Edelherbergen schon länger hoch im Kurs. So ist das Castello del Sole in Ascona ein eigenes Tessiner Universum en miniature. Als zeitlos zauberhafte «Destinationen in der Destination» betören Retro-Paradiese wie das Waldhaus Sils im Engadin, das Hôtel du Cap-Eden-Roc an der französischen Riviera oder das Grand Hotel Timeo im sizilianischen Taormina genauso wie The Goring oder Brown’s Hotel im Herzen von London. Das Hotel Cipriani und das Hôtel de Russie könnten kaum zentraler in Venedig und Rom liegen und sind doch wundersam vom touristischen Trubel abgeschottet. Selbst manche der modernen Hotelikonen – allen voran die Villa La Coste im Luberon, die La Réserve Ramatuelle bei Saint-Tropez und das Amanzoe im östlichsten Finger des Peloponnes – bieten ihren Gästen die Illusion, aus der Zeit zu fallen und weit aus der Gegenwart hinausgetragen zu werden. Eine Reise zu all diesen Hotels heisst, sich für ein paar Tage aus der Welt zu nehmen. Genau das also, was viele Menschen gerade brauchen.

Megatrend 2: Connect (Eintauchen ins lokale Lebensgefühl)

Die Sehnsucht nach dem wirklichen Abtauchen aus dem Alltag in eine andere Welt widerspricht nur scheinbar dem zweiten Megatrend: dem Bedürfnis, eine innere Verbindung zu den besuchten Orten herzustellen und sich als Teil der Community zu fühlen.

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Die Beziehung der Reisenden zu den Reisezielen hat sich in jüngster Zeit markant verändert. Von der Philosophie des Slow Travel getragen, wollen viele Leute nicht mehr im grösstmöglichen Tempo maximal gesteigerte Sinneseindrücke abhaken, sondern bewusster und langsamer unterwegs sein, mit dem Puls der Destination verschmelzen, ein Gefühl der Zugehörigkeit in der Fremde empfinden und sich unvorhergesehenen Begegnungen hingeben. All das hat mit einer neuen persönlichen Haltung zu tun, die sich auch in der starken lokalen Identität der massgeblichen Anbieter spiegelt. Zeitgemässe Hotels, egal ob in den Städten oder auf dem Land, machen ihren Standort auf authentische Art erfahrbar, beziehen die Umgebung oder die Nachbarschaft ins Hotelerlebnis mit ein und stellen überdies eine Verbindung zwischen dem einheimischen Leben und den Gästen aus aller Welt her.

«Wer heute irgendwohin reist, möchte den Ort und dessen Esprit bereits im Hotel auf verfeinerte Art und in verdichteter Form erleben», sagt Modeunternehmer Thierry Gillier. Entsprechend fühlt sich das unlängst von ihm entwickelte Hotel Château Voltaire in Paris wie ein zeitgeistorientierter Mikrokosmos der französischen Metropole an. Während man beim Dinner in der Brasserie oder bei einem Drink in der Hotelbar sitzt, wirkt die Gemeinschaft aus Hotelgästen und hiesigen Kreativen, Fashionistas und Bonvivants wie ein locker zusammengewürfelter Freundeskreis. Das Gegenteil vieler konventioneller Nobelabsteigen an der Seine also, wo man sich eher in luxuriös-standardisierten Touristenghettos wähnt und kaum ein Gast französisch spricht. Das neue Cheval Blanc Paris war sich dieses Wertewandels ebenfalls sehr bewusst und positionierte sich mit einem halben Dutzend hochfrequentierter Restaurants und Bars virtuos als «Hotel Mittendrin». 

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Auch das tief mit Amsterdam verwurzelte The Dylan bringt den ganz speziellen Vibe der Grachtenstadt so stimmig zum Ausdruck, dass man eigentlich gar nicht mehr aus dem Haus zu gehen braucht. Im Volkshaus Basel und im Orania Berlin steht die Einbindung der Kunst- respektive Musikszene gleichermassen im Mittelpunkt wie die Intention, aktiver Bestandteil der urbanen Kultur zu sein und für die Einheimischen als erweitertes Wohnzimmer zu fungieren. Das Gstaad Palace prägt die DNA des Saanenlands wirksamer als jede Tourismuskampagne. So wie man in der Masseria Torre Coccaro in Apulien oder im Bachmair Weissach am Tegernsee sofort diese hautnahe Verbundenheit zu den lokaltypischen Erlebnismöglichkeiten und zu den Menschen vor Ort spürt. Bevor man sein Zimmer bezogen hat, ist man schon angekommen.

Die besten Stadthotels der Schweiz 2022

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The Dolder Grand
les trois rois
Fairmont Montreux
baur au lac
Victoria-Jungfrau, Interlaken
La Reserve Geneve
The Woodwarf Genf
Grand Hotel du Lac
Swiss Deluxe Hotel Tour: Four Seasons Hotel Des Bergues Geneva, Abendessen im Izumi und Il Lago - Genf - 2. September 2019 - Copyright Olivia Pulver
d
dsf
1 / 12

Platz 1 (Vorjahr: 2): Beau-Rivage Palace, Lausanne
Für den Gast stellt sich bereits bei der Ankunft das subtile Gefühl ein, hier erwartet und hochwillkommen zu sein, ein Freund des Hauses, ein alter Bekannter – selbst wenn man zum ersten Mal anreist. Dieses Gefühl zieht sich durch den ganzen Aufenthalt. Alle Mitarbeitenden strahlen diesen Beau-Rivage-Spirit aus – von den Rezeptionistinnen über die guten Geister auf den Etagen bis zum Poolboy. Das hat viel mit der Direktorin Nathalie Seiler-Hayez zu tun, die für gehaltvolle Substanz in allen Bereichen sorgt und darum bemüht ist, dass der nostalgische Luxus im frisch renovierten Hotelpalast von 1861 mit unaufgeregter Eleganz und dem beherzten gewissen Etwas daherkommt. Das Wellbeing-Konzept im fabelhaften Cinq Mondes Spa überzeugt ebenso wie die moderne französische Cuisine im Restaurant Anne-Sophie-Pic oder das lukullische Frühstück. Nachhaltigkeit ist gross geschrieben: Die Klimaanlage etwa wird durch Seewasser gekühlt. Und die 168 Zimmer und Suiten mit ihren stilvollen Bädern zählen durchwegs zu den schönsten der Schweizer Grandhotellerie. Im Beau-Rivage Palace wird ganz einfach gezeigt, was bei einem entsprechenden Budget (der Sandoz-Familienstiftung) möglich ist – sowohl was die Hardware als auch das Personal betrifft.
Wenn doch nur… bei der Totalsanierung des historischen «Beau-Rivage»-Flügels in den vergangenen zwei Jahren auch gleich die Hotel-Lobby erneuert worden wäre. Diese wirkt nach wie vor ein bisschen wie die Schalterhalle einer Grossbank.

PD

Im Edel-Gästehaus «Les Clefs» des Château Troplong Mondot in Saint-Emilion nimmt sich der Hausherr und Weinproduzent Aymeric de Gironde gerne persönlich Zeit für einen Rundgang und gibt dabei ein Stück seiner Faszination für organischen Weinbau weiter. Wer das renommierte Terroir hautnah erfahren will, packt gleich in den Rebhängen mit an, und abends geniesst man den Premier Grand Cru im Restaurant Les Belles Perdrix. Die Villa San Michele ob Florenz bietet einzigartige, von passionierten Insidern begleitete Touren zu lokalen Handwerksbetrieben an, und im Gravetye Manor in Sussex lässt sich Englands schönster Hotelgarten nicht nur bei einem Picknick zelebrieren, sondern auch bei einem botanischen Streifzug mit dem Chefgärtner. Im Boath House in den schottischen Highlands wird das junge Team dazu ermuntert, mit den Gästen zum Fischen oder Pilzesammeln zu gehen und den oftmals überzivilisierten Stadtmenschen die Freude am analogen Naturerlebnis nahezubringen. Die glücklichen Gesichter bei der Rückkehr von den Landpartien sprechen für sich selbst.  

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Böse Zungen sprechen von inszenierter Authentizität, doch selbst die global tätigen Hotelgruppen haben die wachsende Bedeutung erkannt, in ihren Häusern den Charakter und die Kultur des jeweiligen Orts zu spiegeln. Belmond und Rocco Forte sind diesbezüglich führend, und Rosewood hängt mit einem mustergültig vorgelebten «sense of place» in 28 Hotels in 17 Ländern zunehmend einstige Hospitality-Überflieger wie Four Seasons, Mandarin Oriental oder Ritz-Carlton ab – zuletzt im Rosewood Villa Magna in Madrid und ab August auch im Rosewood Vienna.

Die Erkenntnis, dass das Hotel nicht nur der Ausgangspunkt, sondern der Schlüssel zur Destination sein kann, ist eigentlich alt: Bereits vor hundert Jahren verkörperten das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, die Villa Igiea und The Connaught die Quintessenz von Hamburg, Palermo und London besser als ihre regionalen Wettbewerber. Mit dem wiedererwachten Interesse der Gäste an einer emotionalen Verbindung zur bereisten Destination sind diese grossartig erneuerten Traditionshäuser bestens aufgestellt, um auch in den nächsten hundert Jahren am Reisemarkt relevant zu bleiben.

Megatrend 3: Heal (Reisen zu sich selbst)

Und damit geht der dritte Megatrend einher. Die Bedeutung von materiellem Luxus nimmt weiterhin ab, während das Bewusstsein für die eigene Gesundheit und diejenige des Planeten im umfassenden Sinne aufblüht.

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Die besten Ferienhotels in Europa 2022

Villa Feltrinelli
Schloss Elmau
villa la coste
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sd
Il San Pietro di Positano
ramatuelle
Heckfield Place, Hook/Hampshire
san luis
sdf
Grand Hôtel du Cap-Ferrat, Saint-Jean-Cap-Ferrat/Côte d’Azur
Castello di Rescho
1 / 12

Platz 1 (Vorjahr: 5): Villa Feltrinelli, Gargnano/Gardasee
Der einstige Sommersitz der Papier-Magnatenfamilie Feltrinelli liegt gut versteckt hinter hohen Mauern und hundertjährigen Bäumen am Rand des Dörfchens Gargnano. Hat man das diskrete Eingangsportal hinter sich gelassen, kurvt man durch die Parkanlage ans Seeufer hinunter und tritt plötzlich wie geblendet auf die Bremse. Einem Märchenschloss gleich steht da in herrlicher Landschaftskulisse die neogotische Villa, die vor 20 Jahren in ein Hotel verwandelt wurde. Neulinge wähnen sich auf einem anderen Planeten und alte «Feltrinelli»-Freunde glücklich zuhause. So oder so taucht man sogleich in eine andere Welt, in eine andere Zeit, in ein anderes Lebensgefühl ein. Es ist ein magischer Ort, der die Ära der Luxusreisen im frühen 20. Jahrhundert aufleben lässt und zugleich eine Leichtigkeit und Heiterkeit ausstrahlt, die andere historische Zufluchten oft vermissen lassen. Jeder Gast hat maximal viel Platz und Privacy – und fühlt sich wie zu Besuch in einer privaten Villa mit liebenswürdig effizientem Personal, das rund um die Uhr zum Rechten schaut. Bei der Ankunft wird man freundlich gefragt, ob die Hausdame etwas waschen oder aufbügeln könne, und am nächsten Morgen wird alles frisch in Seidenpapier verpackt aufs Zimmer gebracht – kostenlos. Zu den Besonderheiten zählt auch die Möglichkeit, zu jeder gewünschten Zeit an jedem beliebigen Ort im Park oder in den Salons frühstücken oder dinieren zu können. Wer mitternachts im Aussenpool schwimmen will, findet einen Stapel Handtücher am Poolrand vor. «Wir haben keine Uhren in der Villa», sagt der Schweizer Hausherr Markus Odermatt – und spricht damit einen Schwachpunkt der allermeisten Hotels selbst in der Spitzenliga an: den Zwang, zu genau vorgegebenen Zeitfenstern dies und jenes zu tun und zu lassen. Dieser flexible, ganz und gar gastorientierte Service funktioniert nur mit einer überdurchschnittlichen Anzahl guter Geister im Haus. Odermatt ist zum Schluss gekommen, dass mehr Manpower der entscheidende Faktor ist, um noch besser zu werden. Und stockte sein Team in diesem Jahr von bisher 80 Mitarbeitern auf 90 auf – für halb so viele Gäste.
Wenn doch nur… in den Sommermonaten ein Zimmer zu ergattern wäre. In diesem Jahr war das Hotel bereits im Mai für die ganze Saison ausgebucht. «2022 hätten wir die Villa dreimal mit Gästen füllen können» – so Hotelier Markus Odermatt.
 

PD

Bevor der tägliche Wahnsinn und die permanente Selbstausbeutung zu Dauermüdigkeit, Übergewicht und Sinnkrisen führt, bietet eine Reise zu sich selbst die wunderbare Chance, das innere Gleichgewicht und die Vitalität zurückzugewinnen und sich gegebenenfalls persönlich neu auszurichten. Da man unterschiedlichen Weisheiten folgen kann, wie man sein Leben in gesündere Bahnen lenkt und passende Strategien zur Stressbewältigung entwickelt, ist das Spektrum von Wellbeing-Konzepten enorm.

Wem es ernst ist, den Kopf frei zu kriegen und den Körper auf Trab zu bringen, macht sicher nichts falsch, in eine wöchige Auszeit im Chenot Palace Weggis oder im Lanserhof Tegernsee (brandneu auch auf Sylt) zu investieren. Auch das Palace Merano und die SHA Wellness Clinic an der spanischen Costa Blanca glänzen mit ausgetüftelten Kuren und Hightech-Diagnosen unter Anleitung von interdisziplinär tätigen Ärzte- und Therapeutenteams.

Doch der Wind dreht. Den alten Leitsatz, dass allein körperlicher und mentaler Drill wirklich heilkräftig sei, glauben nur noch übermotivierte Gesundheitsapostel und Detox-Asketen. Die Zeichen der Zeit stehen auf mehr Sinnlichkeit – vor allem, seitdem sich Health Wellness Resorts vermehrt als holistische Feelgood-Hotels und weniger als Interpreten des präventiven Absolutismus verstehen. Selbsterneuerung ja, gerne auch lebensverändernde Erfahrungen, aber gepaart mit Genuss und einer gewissen Leichtigkeit des Seins. Healing Fun, wie es etwa im Lily of the Valley bei Saint-Tropez heisst – dem Gamechanger im Geschäft mit der Gesundheit.«Viele unserer Gäste reisen mit leeren Batterien an und wollen in ihren Ferien aktiv etwas für ihre Gesundheit tun, sich dabei aber nicht als Gefangene in einer klinisch anmutenden Umgebung fühlen», sagt «Lily»-Gastgeber und Mitentwickler Stéphane Personeni.

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«Im klassischen Gesundheitshotel schlüpft man bei der Ankunft in einen weissen Bademantel und fühlt sich schon mal etwas krank. Im Lily versuchen wir, erst einmal einen guten Swing im Team und bei den Gästen zu erzeugen und dann in einer zwanglosen Ferienatmosphäre die gewünschten Resultate zu liefern», so Personeni. Die Botschaft: Mit einem positiven Mindset fällt es sehr viel leichter, neue körperliche und geistige Energie aufzubauen, die Verbindung zu sich selbst wiederzufinden und Wellness als Lebensform weit über den Aufenthalt hinaus anzunehmen.

Die besten Stadthotels in Europa 2022

Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg
cheval blanc paris
Belmond Hotel Cipriani, Venedig
ff
The Connaught London
Hotel de Russie, Rom
Brown's Hotel London
LE Bristol PAris
Orania. BErlin
J.K. Place Roma, Rom
Four Seasons Hotel Firenze, Florenz
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1 / 12

Platz 1 (Vorjahr: 2): Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg
«Ein Oldtimer mit Turboantrieb», so das Verdikt eines der 207 befragten Experten dieses Rankings. 1897 eröffnet, hat das Vier Jahreszeiten nicht nur die Zeit überdauert, sondern ist heute besser denn je. Zum einen verkörpert das Hotel an der Binnenalster die Quintessenz von Hamburg besser als jede andere Unterkunft der Hansestadt, zum andern hat es seine Rolle im 21. Jahrhundert mustergültig neu definiert, indem es die Atmosphäre behaglicher Grandhotellerie mit zeitgemässen Akzenten kontrastiert, etwa dem japanisch-südamerikanischen Restaurant «Nikkei Nine» oder der geradezu genialen Gestaltung des gesamten Küchenbereichs hinter den Kulissen. Schon beim Betreten dieser lebenden Hotellegende spürt man sofort: Das ist ein Ort von Menschen für Menschen. Im Mittelpunkt allen Handelns von Hotelier Ingo C. Peters und seinem einnehmenden Team steht der Leitsatz, die grundlegenden Dinge verlässlich gut zu machen, die Werte durchdachter Gastlichkeit hochzuhalten und wo immer sinnvoll für eine persönliche Note zu sorgen. Jüngst wurde die Empfangshalle aufwendig umgestaltet und der historische Weinkeller mit rund 100'000 eingelagerten Flaschen in eine exquisite Erlebniswelt für Empfänge und Degustationen verwandelt. «Die spannendste Aufgabe in einem Traditionshaus wie dem unseren ist, die ‚DNA‘ des Hotels an die heutige Zeit anzupassen», sagt Ingo C. Peters, der seine Karriere als Page im Vier Jahreszeiten begann und es seit nunmehr 25 Jahren leitet. 
Wenn doch nur… alle 156 Zimmer so einladend und stilvoll wären wie diejenigen zur Binnenalster. Wer eines der einfachen Einzel- oder Doppelzimmer zum Innenhof wählt, hat nur limitiertes Tageslicht und fühlt sich wie in einem beliebigen Hilton oder Marriott.
 

PD

Die hohe Repeater-Quote gibt dem «Lily» recht. Der mediterrane Rückzugsort mit 44 Zimmern ist so erfolgreich, dass er ganzjährig mehr als dreissig Therapeuten, Yoga-Lehrerinnen, Personal Trainer und Ernährungsberater beschäftigt – dies in einer Region, in der fast alle Hotels über den Winter schliessen. Die zielgerichteten, nach dem individuellen Rhythmus der Gäste getakteten «Shape»-Programme zum Abnehmen und Wiedererlangen der inneren Balance reichen von 4 bis 14 Tagen und beziehen die umliegende Küstenlandschaft, den Strand und die gesunde Mittelmeerküche ein. «Ein Hotel wie ein Vitaminshake», so das Verdikt eines der 207 befragten Experten dieses Rankings.

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Auch das Six Senses Ibiza, das Scarlet Eco Sanctuary in Cornwall und das Hotel Post Bezau im Bregenzerwald veranschaulichen auf ihre jeweils ganz eigene Art, wie man sein Leben lustvoll und hochgradig individualisiert in gesündere Bahnen lenken kann. Selbst das Grand Resort Bad Ragaz, das jahrzehntelang für Verzicht und starre Heilverfahren stand, hat den klassischen Kurgedanken entstaubt und Gesundheitsferien mit smarten «NewYou»-Programmen neu definiert. Health & Spa-Manager Hans-Peter Veit ist überzeugt: «Der Weg zu einem dauerhaft gesunden Lebensstil muss einfach sein und Spass machen.»

Dem Wunsch, Ferien mit Gesundheit zu verbinden, kommen immer mehr Hotels entgegen. Oder haben sie ihn durch ihre immer individueller werdenden Angebote überhaupt erst geweckt? Das Alpina Gstaad macht vor, wie man ein umfassendes Lifestyle-Erlebnis mit ganzheitlichen Formen der Entschleunigung verknüpft. Wohlbefinden ist allgegenwärtig, sei es beim japanischen Abendmenü auf der Sommerterrasse oder beim tibetischen Heilungs-Retreat mit Atemtraining, Meditation, Yoga und fabelhaften, aus dem Himalaya stammenden Behandlungen. «Die Leute sehnen sich nach neuer Klarheit und Gelassenheit, nach etwas, das sie in ihrem Inneren wiederbelebt», sagt Direktor Tim Weiland. «Für manche Gäste ist ein Aufenthalt bei uns wie ein Reset-Knopf.»

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Die elf Hotelmitarbeiter des Jahres 2022

Der Schlüssel zum Erfolg jedes Hotels liegt in den Händen der Mitarbeitenden. BILANZ befragte 205 Experten, welche guten Geister in der Schweiz zu den Besten gehören. Mehr dazu lesen Sie hier.
 

Dank einem erneuerten Sinn für althergebrachte Achtsamkeit werden Reisen immer mehr als positive Transformation verstanden – seines Selbst und der Erde. Nach der Digitalisierung der letzten Jahre ist die Nachhaltigkeit zum zentralen Innovationstreiber für den Tourismus geworden. Heute braucht ein neues Hotel ohne grünes Commitment gar nicht erst zu eröffnen. Diejenigen, die sich so überzeugend auf die Regeneration von Mensch und Umwelt fokussieren wie das Villars Palace in den Waadtländer Alpen oder das Hôtel des Horlogers im Vallée de Joux, haben schon gewonnen. André Cheminade, Hotelmanager im Tal der Uhrmacher, weiss: «Nachhaltigkeit ist nicht alles, aber ohne Nachhaltigkeit ist alles bald nichts.»

Was sonst noch wichtig ist

Gibt es, neben den drei Megatrends, noch andere Themen? Natürlich, denn kaum eine andere Branche ist so vielschichtig und eng mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Tendenzen verflochten wie die Tourismus- und Hotelwelt. 2022 wird als das Jahr des «Revenge Travel» in die Annalen eingehen: Die Welle von Reiselustigen nach der Corona-Durststrecke übertrifft alle Erwartungen. Dabei scheint die Preissensibilität in diesem Sommer wie ausgehebelt zu sein – ohne Weiteres werden für Hotelzimmer an südlichen Ferienzielen 30 Prozent mehr bezahlt als 2019, oftmals bei reduziertem Angebot, weil die Mitarbeitenden fehlen. Personalmangel heisst das Schreckgespenst aller Hoteliers. In den USA ist aus dem Schwund an Arbeitswilligen bereits ein reales Schreckensszenario geworden – ungezählte Hotels zwischen New York und Miami müssen trotz hoher Nachfrage die Kapazitäten herunterfahren und ganze Etagen schliessen. 

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An weiteren Herausforderungen mangelt es nicht: aus dem Takt geratene Lieferketten, rasant steigende Energiekosten, das weltweite Flugchaos, dazu geht die Angst vor einer bevorstehenden Rezession um. Gleichwohl bringen Hunderte von neuen oder totalerneuerten Hotels eine frische Dynamik in Europas Städte und Ferienregionen. Allein unter den 300 bewerteten Häusern im aktuellen Ranking finden sich 52 Neuzugänge mit grossem Verzauberungspotenzial.

Methodik

Das Hotel-Ranking der BILANZ basiert auf 400 Expertentests in den letzten 18 Monaten, auf einer schriftlichen Umfrage bei 90 Schweizer Top-Hoteliers, auf den aktuellen Wertungen relevanter Reisepublikationen und Testportale sowie auf den Erfahrungen von 117 befragten Hotelkennern und Reiseprofis. BILANZ rechnete die Einstufungen dieser vier Bewertungssäulen in ein einheitliches 100-Punkte-Schema um.

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