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Er hat vor 20 Jahren Digitec mitgegründet. Nun startete CEO Florian Teuteberg mit Galaxus in Österreich – und will weiter expandieren.
Bastian Heiniger
Digitec-Gründer Florian Teuteberg
Christian GrundWerbung
Angefangen hat Digitec Galaxus vor 20 Jahren als kleiner Shop für Computerzubehör. Heute dürfte der grösste Schweizer Onlinehändler bald die Grenze zu zwei Milliarden Franken Umsatz überschreiten. Längst ist die Schweiz zu klein geworden für das Online-Powerhaus, das inzwischen zu 70 Prozent der Migros gehört. Seit Oktober ist Galaxus nun in Österreich präsent. Der österreichische Shop gehe mit einer halben Million Qualitätsprodukten an den Start, hiess es in der Medienmitteilung, vom Laserdrucker über den Staubsauger bis zum Bondage-Accessoire.
«Wir wollen in die Top 5 im österreichischen Onlinehandel vorstossen», sagt Mitgründer und CEO Florian Teuteberg (43). Die Expansion sei allein schon wegen der sprachlichen und kulturellen Nähe auf der Hand gelegen. Dem Vernehmen nach stehen nächstes Jahr zwei weitere Expansionen in Europa an. Seit 2018 ist Galaxus auch in Deutschland aktiv. Dort streben die Schweizer ebenfalls einen Platz in den Top 5 an. Der Weg ist noch weit, immerhin aber zählt Galaxus dort bereits eine halbe Million Kunden. Zusammen mit der Migros läutet man nun die nächste Wachstumsphase ein. Und wird nächstes Jahr am Standort in Krefeld in ein grösseres Logistikzentrum umziehen.
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Mit einem auf der Plattform Digitec Galaxus erzielten Umsatz von zuletzt 1,8 Milliarden Franken dominiert man den Schweizer E-Commerce deutlich. Zu den Verfolgern gehören Zalando, Amazon, Brack.ch, AliExpress und Microspot. Zumindest in der Schweiz konnte Jeff Bezos, der mit mehr als zehn Prozent noch immer das grösste Aktienpaket von Amazon besitzt, nichts ausrichten gegen die Digitalwaffe der Migros. Ambitionierter im hiesigen Markt ist jedoch die zu Coop gehörende Plattform Microspot. Im Auftrag von Coop-Chef Philipp Wyss will Pierre Wenger, der die Leitung von Interdiscount und Microspot verantwortet, zu Digitec aufrücken und dem Rivalen Marktanteile abjagen. Mit einem beachtlichen Wachstum von zuletzt knapp 20 Prozent ist man jedoch langsamer unterwegs als Digitec, die um 59 Prozent zulegte. In Rückstand geriet Coop nicht zuletzt auch wegen des gescheiterten Versuchs, zusammen mit Swisscom die Plattform Siroop als nationalen Player zu etablieren. Ende 2018 wurde jedoch die Reissleine gezogen und das Projekt mit einem dreistelligen Millionenverlust abgeklemmt. Da jedoch Digitec in immer weitere Geschäftsfelder vordringt, wächst gleichzeitig die Anzahl an Konkurrenten. Längst mischt man etwa bei Erotikartikeln mit und steht damit im Wettbewerb mit Amorana, oder man baut laufend das Angebot an Gesundheitsprodukten aus und kommt damit Walter Oberhänsli und seiner Online-Apotheke Zur Rose in die Quere.
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Philipp Wyss, Pierre Wenger, Walter Oberhänsli (v.l.).
PDPhilipp Wyss, Pierre Wenger, Walter Oberhänsli (v.l.).
PDFlorian Teuteberg ist keiner, der gerne Details aus seinem Privatleben preisgibt. Bekannt ist, dass der Zürcher verheiratet ist und zwei Kinder hat. Ebenfalls unternehmerisch aktiv ist sein Bruder Lino Teuteberg, der Taxfix und Smallpdf gegründet hat und zwischen Zürich und Berlin unterwegs ist. Aufgewachsen sind die beiden in Zürich, bei Eltern, die als Lehrer arbeiteten. Werklehrer wäre ein Beruf gewesen, den sich Florian Teuteberg ebenfalls hätte vorstellen können, bevor er sich für das Maschinenbaustudium in Rapperswil SG entschied. Von Seiten seiner Eltern gab es jedoch keinerlei Druck. Die beiden Brüder sollten sich für das entscheiden, was sie interessiert. Und so will es Teuteberg auch mit seinen Kindern umsetzen.
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Noch während des Maschinenbaustudiums gründete Florian Teuteberg mit 21 Jahren Digitec – zusammen mit Oliver Herren, der heute als CIO agiert, und Marcel Dobler. Zusammen bauten sie Digitec in wenigen Jahren zum Online-Marktführer für Heimelektronik aus. Dobler jedoch verliess nach dem Einstieg der Migros das Boot und wurde 2015 für die FDP in den Nationalrat gewählt, wo er sich etwa für Digitalthemen einsetzt. Kennengelernt hatten sich Teuteberg und Herren einst beim PC-Geschäft namens Computer Express in Zürich. Herren arbeitete dort als Techniker, Teuteberg als Verkäufer. Beide teilten die Faszination für Computer und lernten dort die Grundzüge des Elektronikhandels kennen. Eine wichtige Person war der damalige Chef Michael Widmer. Dessen unternehmerisches Denken inspirierte Teuteberg, der frisch von der Kantonsschule gekommen war. Widmer selbst ist noch immer überaus umtriebig im Onlinehandel. Einst gründete er Auktion24.ch, aus welcher der heutige Online-Marktplatz Ricardo hervorging. 2009 legte er schliesslich mit dem Onlinehändler Beliani los, den er zusammen mit seinem Bruder Stephan Widmer aufbaute und der heute Möbel und Accessoires in 18 europäische Länder liefert.
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Michael Widmer (l.), Oliver Herren.
Christian Schnur / PDMichael Widmer (l.), Oliver Herren.
Christian Schnur / PDVeranstaltungen sind nicht unbedingt Orte, wo man den Digitec-Chef häufig antrifft. Einige Verbindungen in der E-Commerce-Welt hat er dennoch aufgebaut. Ein Schlüsselplayer für den Onlinehandel ist etwa die Schweizerische Post. Seit Juni 2020 leitet dort Johannes Cramer den Geschäftsbereich Logistik-Services. Davor war der 40-Jährige seit 2015 als Chief Operations Officer für Digitec Galaxus tätig. Eine andere Persönlichkeit ist gleichzeitig auch ein Rivale: Roland Brack. Mit Brack und dessen Grosshändler Alltron besteht schon länger eine Zusammenarbeit, um ein grösseres Sortiment anbieten zu können. Eine Verbindung gibt es auch zu Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer. Beide sitzen im Verwaltungsrat des Fotoanbieters Ifolor.
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Lea-Sophie Cramer, Roland Brack (M.), Johannes Cramer.
Getty Images / Dukas / PDLea-Sophie Cramer, Roland Brack (M.), Johannes Cramer.
Getty Images / Dukas / PDViele Gründer träumen von einem Börsengang oder einem Verkauf an einen grossen Player. Als Teuteberg 2001 Digitec mitgründete, gab es noch keine Start-up-Accelerators oder hiesige Risikokapitalgeber, die mit Rat und Tat zur Seite gestanden wären. Aus eigener Kraft wuchs der Computerhändler zu einem breiten Onlineshop und weckte das Interesse der Migros. Der damalige Migros-Handelschef und heutige Signa-Mann Dieter Berninghaus fädelte dann die Übernahme ein und holte Digitec Galaxus in die orange Welt. Heute beschert der Onlinehändler der Migros ein schönes Wachstum und öffnet nach diversen gescheiterten Auslandsabenteuern die Tür für neue Expansionen. Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen verkündete kürzlich höchstpersönlich, dass die ambitionierte Wachstumsstrategie fortgesetzt werde. Unterstützt dabei wird Teuteberg auch vom neuen Handelschef Michel Gruber, der im März das Departement von Beat Zahnd übernahm und Digitec Galaxus im Verwaltungsrat präsidiert. Behilflich ist auch Marketingchef Matthias Wunderlin, etwa wenn es darum geht, auf das riesige Migros-Netzwerk zuzugreifen. An anderen Fronten, aber für eine ähnliche Sache kämpft Migros-Online-Chefin Katrin Tschannen. Von 2018 bis 2020 arbeitete sie in Führungspositionen für Digitec Galaxus.
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Fabrice Zumbrunnen (o.), Matthias Wunderlin, Katrin Tschannen.
PDFabrice Zumbrunnen (o.), Matthias Wunderlin, Katrin Tschannen.
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