Guten Tag,
Mit Novartis lässt sich das Depot krisensicherer machen; Zurich Insurance gibt sich aktionärsfreundlich; die Hausse machte Siegfried teuer.
Frank Goldfinger
Stabwechsel: Giovanni Caforio (im Bild) ersetzt Jörg Reinhardt als Novartis-Präsident. Sein Auftrag: mit CEO Vas Narasimhan das Wachstum in den USA anzukurbeln.
PRWerbung
Die Börsen sind auf Moll gestimmt. Die Präsidentschaftswahlen in den USA, aber auch die zunehmende Konjunkturschwäche oder die Frankenstärke verunsichern. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, sein Portfolio mit einigen defensiven Werten zu bestücken. Diese sind zwar selten Kursraketen, dafür bringen gerade dividendenstarke Titel mehr Stabilität ins Portfolio. Hierzulande sind das vor allem Vertreter aus den Bereichen Pharma, Nahrung und Versicherung.
Gut gefällt mir Novartis. Der Pharmakonzern liefert beeindruckende Resultate, CEO Vas Narasimhan (48) hat die Gewinnprognose erneut angehoben. Die Fokussierung des Unternehmens wird sich in stetig höheren Erträgen niederschlagen. Zwar sind ab nächstem Jahr einige Top-Medikamente von Patentabläufen betroffen. Doch die Pipeline an Innovationen ist gut gefüllt und breit abgestützt. Frischen Wind in den Konzern bringen dürfte Giovanni Caforio; der 59-Jährige löst im Frühling VR-Präsident Jörg Reinhardt (68) ab. Caforio führte jahrelang das US-Pharmaunternehmen Bristol Myers Squibb, kennt sich also bestens im amerikanischen Markt aus. Und dieses Absatzgebiet wollen die Basler verstärken. Dafür scheint der Italiener der richtige Mann zu sein; Caforio hat sich vor allem als Architekt grosser Akquisitionen einen Namen gemacht.
Werbung
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Die Aktien sind mit einem für nächstes Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 moderat bewertet, was für weiteres Kurspotenzial spricht. Gut gefällt mir ausserdem die geschätzte Dividendenrendite von 3,5 Prozent für 2024 respektive 3,8 Prozent für 2025. In Zeiten sinkender Zinsen sind solche Renditen, gerade bei Blue Chips, eine höchst valable Alternative zu festverzinslichen Anlagen.
Werbung
Bekanntester Vertreter unter den defensiven Aktien ist Nestlé, doch der Nahrungsmittelkonzern leidet unter einer Wachstumsschwäche. Auch die Valoren von Roche überzeugen mich (vorderhand) nicht. Dafür gefallen mir die Versicherungspapiere und da vor allem Zurich Insurance. Das Unternehmen liefert Superzahlen am Laufmeter. So wurden fürs erste Halbjahr Rekordergebnisse vorgelegt. Auch die Wachstumsaussichten stimmen zuversichtlich. Ein grosser Vorteil ist dabei die Diversifikation, die Schwächen in Sparten wie aktuell im Geschäft mit Schadenversicherungen ausgleicht.
Die Schokoladenseite von Zurich: Das Management unter CEO Mario Greco (65) zeigt sich höchst aktionärsfreundlich. So wurden schon mehrere milliardenschwere Aktienrückkäufe abgewickelt; die dadurch erreichte Verdichtung des Gewinns pro Aktie wirkte sich positiv auf die Kurse aus, weitere Rückkäufe sind zu erwarten. Zudem werden 75 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Das zieht hohe Dividendenrenditen nach sich: Für dieses Jahr wird eine Ausschüttung von 28 und für 2025 eine von 30 Franken erwartet, was einer Rendite von 5,5 respektive 5,9 Prozent entspricht. Mit Zurich kann der Investor kaum etwas falsch machen.
Werbung
Vor Jahresfrist habe ich Siegfried empfohlen, seither rückten die Valoren um mehr als 50 Prozent vor. Und prompt kommen Anfragen, ob man verkaufen oder doch zuwarten solle. Aber hallo: Solch gewaltige Gewinne sollte man schleunigst realisieren. Zwar bin ich weiterhin positiv gestimmt für den Pharmaauftragsfertiger. Fürs erste Halbjahr hat Siegfried in einem schwierigen Umfeld erfreuliche Zahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg zwar nur minim, doch legten Gewinn und operativer Cashflow überproportional zu.
An dieser Stelle findest du einen ergänzenden externen Inhalt. Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Werbung
Die Aussichten bleiben gut, auch wenn sich das Wachstum abgeschwächt hat. Ein Minuspunkt ist der Wechsel von Wolfgang Wienand (52) zum Mitbewerber Lonza. In seinen fünfeinhalb Jahren als CEO ist der Aktienkurs von Siegfried um 250 Prozent gestiegen. Wienand hinterlässt seinem Nachfolger Marcel Imwinkelried (57) zwar eine bestens laufende Firma, doch auch übergrosse Fussstapfen. Imwinkelried jedenfalls muss sich zuerst das Vertrauen der Anleger erarbeiten.
Der starke Anstieg der Aktien hat das Potenzial für weitere Kursgewinne beschnitten. Die Valoren sind mit einem geschätzten KGV von 31 für dieses und 28 für kommendes Jahr hoch bewertet. Ein Engagement erfordert viel Geduld. Für Langfristinvestoren ist die Dividendenrendite mit 0,3 Prozent allerdings höchst mager.
«Der Private-Equity-Investor EQT hält immer noch 67,2 Prozent. Anfang Oktober läuft die Haltefrist aus, dann erwarte ich den Lackmustest. EQT betont zwar, dass man sich erst nach und nach zurückziehen werde. Doch angesichts der Kursgewinne ist die Versuchung gross, diese ins Trockene zu bringen.» So habe ich jüngst über den Börsenneuling Galderma geschrieben.
Werbung
Nur wurde die Sperrfrist früher aufgehoben, EQT durfte rund 13 Millionen Aktien abstossen. Der Vorgang mutet sonderbar an. Mit Sperrfristen sollen Neuaktionäre vor einem Preiszerfall geschützt werden. Galderma hat zwar vorübergehend nur vier Prozent verloren. Von Bankenseite wird denn auch argumentiert, die Anleger hätten ja trotz vorzeitiger Aufhebung schöne Gewinne erzielt. Doch wenn Haltefristen ohne Weiteres geändert werden können, nur damit Grossaktionäre schon vorzeitig ihre Profite sichern können, machen sie keinen Sinn mehr.
Werbung