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Der Gastro-Kämpfer: Wer ist Casimir Platzer?

GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer gilt als scharfer Massnahmenkritiker und eckt damit an.

Bastian Heiniger

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VERFECHTER: Casimir Platzer kritisiert unermüdlich vehement die vom Bundesrat verordneten Schliessungen und Einschränkungen.

Roland Schmid / 13 Photo

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Es brennt noch immer im Gastgewerbe. Schon vor einem Jahr haben die Mitglieder von GastroSuisse mit Feuern vor ihren Betrieben ein Zeichen «des Alarms und für Solidarität» gesetzt. Als oberster Verfechter im Kampf für die durch Pandemie und Massnahmen gebeutelte Branche ist Casimir Platzer seither einem breiten Publikum bekannt geworden. Unermüdlich kritisierte er vehement die vom Bundesrat verordneten Schliessungen und Einschränkungen. Und es hört nicht auf. «Es muss doch eine Alternative geben zu den 2G-Regeln, die viele ländliche Betriebe hart trifft», sagt Platzer. Denkbar seien für ihn etwa Einschränkungen der Gästezahlen, Obergrenzen, Abstände und Trennwände.

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Auf alle Fälle will er einen dritten Lockdown für die Beizen verhindern (zum Redaktionsschluss stand der Bundesratsentscheid noch aus). Denn schon jetzt spüren viele Betriebe laut Platzer einen massiven Umsatzrückgang in den letzten Wochen – Weihnachtsessen wurden abgesagt, und die hohen Fallzahlen halten manche Gäste vom Restaurantbesuch ab. Der 59-Jährige ist seit 2014 Präsident des Verbands mit fast 20 000 Mitgliedern und betreibt ein Hotel in Kandersteg BE. Platzer ist nun für noch zweieinhalb Jahre in der dritten und voraussichtlich letzten Amtsperiode an der Verbandsspitze.

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Karriere

Er bezeichnet sich als polyglott, spricht vier Sprachen fliessend und ist als Hotelierkind an verschiedenen Orten aufgewachsen. Das Fundament für seine Karriere legte Platzer an der renommierten Hotelfachschule Lausanne (EHL), wo er vier Jahre studierte. Als Praktikant stand er einst sogar am Kochherd in Genf und Lausanne. Seinen ersten richtigen Posten belegte er dann aber gleich in einer Kaderfunktion: 1987 begann er seine Berufslaufbahn als Direktor im Hotel Blausee. Eine wichtige Bezugsperson in seiner Karriere war auch etwa Emanuel Berger, der lange Jahre das Grand Hotel Victoria-Jungfrau leitete. Den Start in die Verbandskarriere hat er jedoch Hansruedi Gempeler, einem Gastronomen aus Adelboden, zu verdanken, der Platzer als Sekretär in die regionale Sektion holte.

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Emanuel Berger (links) führte 36 Jahre das «Victoria-Jungfrau».

Andreas von Gunten
sd

Emanuel Berger (links) führte 36 Jahre das «Victoria-Jungfrau».

Andreas von Gunten

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Mitstreiter

Die Mitstreiter in der Politik würden meist stark vom Thema abhängen, sagt Platzer, der sich selbst zwar eher dem bürgerlichen Lager nahe sieht, aber keiner Partei angehört. «Die Linken haben uns unterstützt, wenn es darum ging, die Unternehmen und Mitarbeitenden zu entschädigen. Und die Rechten unterstützten uns, wenn es darum ging, die Massnahmen zu lockern.»

Ein Verbündeter in der Verbandswelt hat Platzer etwa im Gewerbeverbandspräsidenten und Nationalrat Fabio Regazzi. Dieser unterstützt Platzer etwa auch in einer Volksinitiative, die GastroSuisse lancieren will. Es geht dabei um Entschädigungen für künftige Pandemien. Zu den weiteren Mitstreitern zählt auch Mitte-Nationalrat Alois Gmür. Als Betreiber der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln SZ ist er als Zulieferer von der Gastronomie stark abhängig, zudem präsidiert er den Branchenverband SwissDrink.

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Kontakt in Bundesbern pflegt Platzer aber auch regelmässig mit den Mitgliedern des politisch breit abgestützten Beirats der parlamentarischen Gruppe Gastgewerbe. Zu ihr gehören etwa SP-Ständerat Roberto Zanetti, Mitte-Präsident Gerhard Pfister, die ehemalige FDP-Präsidentin Petra Gössi, der ehemalige SVP-Präsident Albert Rösti, Mitte-Nationalrat Lorenz Hess oder SVP-Nationalrätin Esther Friedli, die zusammen mit ihrem Partner Toni Brunner den Landgasthof Sonne im Toggenburg betreibt.

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Fabio Regazzi (o.), Alois Gmür, Petra Gössi.

Keystone
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Fabio Regazzi (o.), Alois Gmür, Petra Gössi.

Keystone

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Touristik-Connection

Die Gastrobranche ist mit den Touristikern eng verwoben. So gibt es viele Doppelmitgliedschaften. «Die meisten grossen Fünfsternhotels sind neben HotellerieSuisse auch bei uns dabei», sagt Platzer. Er selbst war 16 Jahre lang im Vorstand der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus. Noch heute pflegt er einen regen Austausch mit CEO Martin Nydegger.

Platzer sitzt aktuell im Vorstand des Schweizer Tourismus-Verbands (STV), der von CVP-Nationalrat Nicolo Paganini präsidiert wird. Mit dabei im Vorstand sind etwa der SP-Ständerat Hans Stöckli, Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV), oder HotellerieSuisse-Direktor Claude Meier. Mit Meier gibt es laut Platzer immer wieder Themen, in denen beide gut zusammenarbeiten.

Das ist indes nicht immer der Fall: Beim CO2-Gesetz etwa war GastroSuisse dagegen, und beim Covid-Gesetz gab der Verband die Stimmfreigabe, während die Hoteliers dafür waren. Neben der politischen Bühne ist Platzer auch gerne im Austausch mit bekannten Hoteliers wie etwa Patrick Vogler, CEO des Grand Resort Bad Ragaz, oder Bruno Schöpfer, der den Umbau des Bürgenstock Resort umsetzte und sich 2019 aus der operativen Leitung zurückzog. Ein freundschaftliches Verhältnis pflegt er zudem mit seinem Nachbarn Janick Fetzer, dessen Familie in Kandersteg das Chalet-Hotel Adler betreibt.

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Martin Nydegger (l.), Nicolo Paganini.

Schweiz Tourismus / Keystone
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Martin Nydegger (l.), Nicolo Paganini.

Schweiz Tourismus / Keystone

Familie

Casimir Platzer ist ein Gastgeber durch und durch. Schon seine Eltern – der Vater ein Bündner, die Mutter von Kandersteg BE – waren Hoteliers und arbeiteten in verschiedenen Direktionen. So kam Platzer in England auf die Welt, er lebte als Kind in Brienz, im Bündnerland und ging schliesslich in Mendrisio TI zur Schule. Zusammen mit seiner Frau Muriel stieg er 1989 im Hotel Victoria in Kandersteg BE ein. Drei Jahre später konnten sie es übernehmen. Platzer selbst hat aufgrund seines Mandats bei GastroSuisse kaum Zeit für die Aufgaben im Hotel, weshalb er mit Aragon Christen einen Direktor eingesetzt hat. Platzer und seine Frau haben zwei Kinder. Der Sohn (29) arbeitet als Informatiker und die Tochter (31) ebenfalls in der Gastronomie.

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Casimir Platzer mit seiner Frau Muriel.

PD
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Casimir Platzer mit seiner Frau Muriel.

PD

Gegenspieler

Wie die Mitstreiter sind auch die Gegenspieler oft themenabhängig. Teils gehören sie zum rechten Flügel, oft jedoch zum linken. Beim CO2-Gesetz etwa hatte GastroSuisse die Nein-Parole gefasst, und Platzer war mit Nationalrat Christian Imark im Co-Präsidium des Komitees, was etwa bei SP-Fraktionschef Roger Nordmann nicht gut ankam. Auf Twitter kritisierte dieser zudem im September Platzer, der sich damals aus persönlichen Gründen nicht gegen Covid impfen liess: Der GastroSuisse-Präsident solle mit gutem Beispiel vorangehen, statt Probleme zu bewirtschaften.

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Platzer selbst richtete immer wieder scharfe Kritik an Innenminister Alain Berset. Zu Beginn der Pandemie fühlte sich der oberste Beizer etwas im Stich gelassen, da er fast nie konsultiert wurde. Dieses Problem habe sich jedoch in der Zwischenzeit gelöst. «Wir stehen nun fast im wöchentlichen Austausch mit einem persönlichen Mitarbeiter von Alain Berset.»

Gegenwind erhielt der GastroSuisse-Präsident zeitweise auch aus den eigenen Reihen. So sagte im August Gastronom Michel Péclard zu «Blick», dass sich Platzer im Kampf gegen die Zertifikatspflicht verrannt habe. Und Christa Augsburger, Direktorin der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern, sagte, dass viele Gastronomen von Platzers Haudrauf-Mentalität die Nase voll hätten. «Längst nicht alle stehen hinter der ewigen Kritik am Bundesrat.» Laut Platzer steht jedoch die grosse Mehrheit des Verbands klar hinter ihm.

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kl

Alain Berset, Roger Nordmann, Christa Augsburger (v.l.).

Keystone / Stefano Schröter
kl

Alain Berset, Roger Nordmann, Christa Augsburger (v.l.).

Keystone / Stefano Schröter

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