Guten Tag,
Mit Novartis gegen die Vermögensschmelze; Georg Fischer baut auf marode Wasserleitungen; PolyPeptide ist eine Spekulation wert.
Frank Goldfinger
GUT IN FORM Konzernchef Vas Narasimhan ist mit Novartis für die Zukunft gerüstet.
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Die Verfassung der Aktienmärkte verlangt von den Investoren ein starkes Nervenkostüm. Wir stecken in einer Mehrfachkrise, wie sie noch selten zu beobachten war: steigende Inflation und Zinsen, Ukraine-Krieg, sinkende Firmengewinne, mögliche Rezession. Doch auch die heftigste Krise ist einmal zu Ende. Und noch in jedem Börsenabschwung hat es sich gelohnt, von einem gewissen Punkt an zuzukaufen. Die Preisfrage ist nur, wann dieser Punkt erreicht ist.
Den Talgrund haben wir zwar noch nicht gesehen. Doch vom negativen Umfeld ist bereits einiges eskomptiert – ausser es kommt zu einer schweren Rezession. Doch nicht wenige Ökonomen sind der Meinung, dass wir das Allerschlimmste hinter uns haben. Ich bleibe bei meiner Strategie: Bei starken Kursverlusten kaufe ich dosiert und gestaffelt dazu.
Vorderhand gilt es, das Anlagevermögen möglichst zu erhalten. Und dazu eignen sich besonders Pharmaaktien. Novartis beispielsweise zeigen grosse Standhaftigkeit: Im laufenden Jahr haben die Valoren einige Prozente zugelegt, während der SMI 14 Prozent verloren hat. Zwar sind die jüngst vorgelegten Zahlen für das zweite Quartal nicht spektakulär ausgefallen, liegen jedoch im Rahmen der Erwartungen. Der deutliche Ertragsrückgang ist unter anderem eine Folge des starken Dollars und höherer Restrukturierungskosten. Für das ganze Jahr bestätigte Konzernchef Vas Narasimhan (45) den Ausblick: Umsatz und operativer Kerngewinn sollen im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.
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Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Der Basler Pharmagigant zeigt eine beachtliche Widerstandskraft gegenüber dem sich eintrübenden Umfeld. 2022 dürfte zwar der Gewinn leicht zurückgehen, doch bereits für nächstes Jahr rechnen die Analysten wieder mit einer deutlichen Zunahme. Mittelfristig bleibt der Ausblick erfreulich. Die Hauptprodukte laufen weiterhin gut. Vielversprechend sind auch einige neue Medikamente, die bald auf den Markt kommen. Zuversichtlich stimmt mich im Weiteren, dass die Jahresprognose für die Generika-Sparte Sandoz angehoben wurde. Ebenso positiv ist die auf 1,5 Milliarden Dollar erhöhte Schätzung bezüglich Einsparungen bei Vertriebsund Gemeinkosten bis 2024.
Die Novartis-Aktien sind mit einem für 2023 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 attraktiv bewertet. Dazu gesellt sich eine anständige Dividendenrendite von 3,7 Prozent.
Es gibt sie noch, die positiven Überraschungen bei den Firmengewinnen. So meldete jüngst Georg Fischer für das erste Halbjahr eine (organische) Umsatzzunahme von 11 Prozent, Ebit und Gewinn nahmen um 27 respektive 22 Prozent zu. Und das bei aktuellen Problemen wie dem Unterbruch von Lieferketten, Lockdowns in China, steigenden Rohstoffpreisen oder Inflation. Die Börse schraubte denn auch am Tag der Bekanntmachung den Aktienkurs um 7,5 Prozent in die Höhe.
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Unter den Divisionen Casting Solutions (Leichtmetallguss) und Machining Solutions (Funkenerosions- und Fräsmaschinen) ist Piping Systems am stärksten gewachsen. Die Rohrleitungssysteme für Wasser, Chemikalien und Gase sind der mit Abstand grösste und margenstärkste Bereich, er trägt über vier Fünftel des Betriebsgewinns bei. Konzernchef Andreas Müller (50) legt denn auch den Fokus auf dieses Geschäft, das über eine glänzende Zukunft verfügt. Die Hitzewelle in Europa und den USA zeigt auf, wie wichtig die Wasserinfrastruktur ist. Doch die Leitungsnetze sind, speziell in den USA, in einem desolaten Zustand. Da winkt für GF ein enormes Auftragsvolumen.
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Die Aktien sind mit einem für 2023 geschätzten KGV von 16 günstig. Allerdings sollte ein Kauf auf mittelfristige Sicht erfolgen. Die Schaffhauser Industriegruppe ist zwar bestens positioniert, aber nicht gefeit gegen eine sich abkühlende Wirtschaft und weitere negative Begleitumstände.
Seit Ausbruch der Corona-Krise gehörten die Aktien der Pharma-Auftragsfertiger zu den Börsenstars. Vor allem für die Peptide-Hersteller Bachem sowie PolyPeptide gab es kein Halten, die Anleger bezahlten Mondpreise. Dafür ist der Absturz umso heftiger ausgefallen. Seit letztem Herbst büssten die Valoren beider Firmen zwei Drittel ihres Wertes ein. Wie heftig der Markt bei einstigen Höhenfliegern auf schlechte News reagiert, zeigte sich im Juli bei PolyPeptide: Nach einer Gewinnwarnung stürzten die Aktien im Nullkommanichts um gegen 40 Prozent ab.
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So übertrieben die Hausse, so übertrieben der Absturz. Bei PolyPeptide drücken diverse Faktoren auf Umsatz und Gewinn. Hinzu kommt, dass die Vergleichsbasis des Vorjahres sehr hoch ist. 2022 und 2023 bringen eher schwache Resultate, mittelfristig allerdings ist die Wachstumsstory intakt. Für Peptide öffnen sich laufend neue therapeutische Felder, so bei Diabetes, Osteoporose, Nierenleiden oder Krebs. Zwar bilden Peptid-Medikamente eine Nischenkategorie, doch Wachstum und Margen sind (bald wieder) hoch.
Credit Suisse setzt den Zielkurs von PolyPeptide, der Nummer zwei der Branche hinter Bachem, auf 66 Franken, das entspricht einem Plus von über 40 Prozent. Die Valoren sind mit einem für 2023 geschätzten KGV von 22 so günstig wie noch nie. Allerdings erfordert der Einstieg viel Risikobereitschaft.
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