Guten Tag,
Die Roche- und Novartis-Titel bieten mittelfristig gute Chancen; die Zurich-Valoren behalten ihre Superrendite; Comet bleibt auf Höhenflug.
Frank Goldfinger
Novartis-Chef Vas Narasimhan (l.) und Roche-Lenker Severin Schwan haben ihre Pharmakonzerne gut aufgestellt.
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Hoch-Zeiten an der Börse für Pharmazulieferer wie Lonza, Bachem, Dottikon ES oder Siegfried: Ihre Aktien haben innert 52 Wochen zwischen 50 und 205 Prozent zugelegt.
Nicht vom Fleck gekommen sind dagegen die Pharma-Schwergewichte vom Rheinknie. Roche verloren innert Jahresfrist 11 Prozent, Novartis büssten 17 Prozent ein. Dabei haben beide Konzerne für das vergangene Jahr zwar keine berauschenden, doch angesichts der Corona-Pandemie durchaus befriedigende Resultate vorgelegt.
So vermochte die von Severin Schwan (53) umsichtig geführte Roche in einem schwierigen Jahr die operative Marge zu steigern. Gute Zahlen meldete die Diagnostiksparte, nicht zuletzt deshalb, weil Roche weltgrösster Lieferant von Corona-Tests ist. Dagegen musste Pharma, sonst die Paradesparte von Roche, einen Rückschlag hinnehmen.
Die Aktienkursbremser sind schnell ausgemacht. Angloamerikanische Grossinvestoren haben riesige Positionen abgestossen aus Angst, dass die neue US-Regierung unter Joe Biden (78) Druck auf die Medikamentenpreise ausüben könnte. Weitaus mehr schadet den Baslern die Konkurrenz durch Biosimilars.
Nachahmerprodukte haben die Einnahmen 2020 um über fünf Milliarden Franken geschmälert! Der Pharmakonzern setzt deshalb alles daran, vielversprechende Medikamente zu entwickeln. Mit Erfolg; in diesem Jahr stehen insgesamt über 20 neue Wirkstoffe in einer späten Entwicklungsphase oder vor der Marktzulassung.
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Die dick gefüllte Roche-Pipeline dürfte mittelfristig wieder für ein deutliches Umsatz- und Ertragswachstum sorgen. Die Aktien bleiben gerade für heimische Anleger ein Muss. Mit einem für 2021 und 2022 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,9 respektive 14,8 sind sie attraktiv. Zumal die Papiere eine nicht zu verachtende Dividendenrendite von 2,9 Prozent bieten. Ich warte mit dem Einstieg noch zu, denn Roche dürften wohl noch einige Zeit unter (leichtem) Abgabedruck stehen.
Auch Novartis konnte sich der Pandemie nicht entziehen. Die wegen Corona ausgelasteten Spitäler mussten Behandlungen aufschieben, was der Konzern vor allem in den Bereichen Augenheilkunde, Dermatologie und Krebsbehandlung zu spüren bekam. Die Zuwachsraten bei Umsatz und Ertrag sind zwar deutlich höher als bei Roche, doch rechnet Novartis in Dollar ab und bekam deshalb die Schwäche der US-Devise in der Rechnung nicht zu spüren. CEO Vas Narasimhan (44) spricht von «soliden Ergebnissen». Die Finanzanalysten dagegen hatten etwas bessere Resultate erwartet.
Renditeperle: Zurich Insurance ist unter CEO Mario Greco für Akionäre ein sicherer Wert – auch in der Pandemie.
Anne Gabriel-JürgensRenditeperle: Zurich Insurance ist unter CEO Mario Greco für Akionäre ein sicherer Wert – auch in der Pandemie.
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Corona dürfte das Geschäft auch im ersten Semester einbremsen. Von da an ist aber mit einer Erholung zu rechnen. Spätestens ab kommendem Jahr wird Novartis zu deutlichem Wachstum zurückkehren. Zunehmend zum Tragen kommt auch hier eine proppenvolle Pipeline an neuen Medikamenten und Wirkstoffen. Das wird sich bald einmal positiv in den Aktienkursen niederschlagen. Im Vergleich mit Roche steht Novartis bei den wichtigsten Kennzahlen leicht besser da: Das geschätzte KGV für 2021 und 2022 stellt sich auf 13,7 respektive 12,7, und die Dividendenrendite liegt mit 3,7 Prozent höher. Für mich sind die Roche-Valoren dennoch attraktiver, auf mittlere Sicht allerdings sind die Novartis-Titel nicht weniger reizvoll.
Auch das gibt es in Corona-Zeiten: ein Unternehmen, das die eigenen – positiven – Prognosen und auch jene der Analysten übertroffen hat. Ich meine Comet. Die Firma, die in den Bereichen Röntgen- und Hochfrequenztechnologie aktiv ist, setzte 6,5 Prozent mehr um. Noch besser sieht es auf der Ertragsseite aus: Die Ebitda-Marge kletterte von 10,8 auf 14,8 Prozent, der Gewinn hat sich mehr als verdoppelt. Den Investoren ist der gute Geschäftsgang nicht verborgen geblieben; nach jahrelanger Seitwärtsbewegung haussierten die Aktien seit letztem Oktober um gegen 80 Prozent.
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Über die Aussichten äusserte sich das Management bei Vorlage der ersten Zahlen nur knapp und schrieb, dass 2021 «ein weiteres Jahr mit deutlich verbesserten Ergebnissen» werde. Dafür spricht, dass die Halbleiterproduzenten massiv Kapazitäten aufbauen – und Comet ist Zulieferer, mittelfristig sollen in diesem Bereich über zwei Drittel der Verkäufe anfallen. UBS-Analyst Sebastian Vogel schätzt, dass der Gewinn in diesem Jahr um 64 und 2022 um 35 Prozent zunehmen wird.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Wegen der Hausse sind die Papiere hoch bewertet; für 2021 stellt sich das geschätzte KGV auf 46, für 2022 sind es immer noch 29. Doch für einen Wachstumswert wie Comet sind solche Ratings nicht ungewöhnlich. Die Titel bleiben attraktiv für Investoren, die Geduld und Risikofreude mitbringen.
Zwar hat Corona auch bei der Zurich Insurance Spuren hinterlassen. Das Management beziffert die pandemiebedingten Kosten auf 852 Millionen Dollar. Gezeichnet ist auch die Erfolgsrechnung: Der Betriebsgewinn sank um 20 und der Reingewinn um 8 Prozent. In Franken umgerechnet, sind die Einbussen wegen der Dollarschwäche noch deutlicher ausgefallen. Und dennoch hat sich CEO Mario Greco (61) und sein Management gut geschlagen. Die Analysten jedenfalls hatten mit noch stärkeren Rückschlägen gerechnet, die Mehrheit empfiehlt die Aktien weiter zum Kauf.
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Was nicht verhinderte, dass die Resultate an der Börse kurzfristig wenig gnädig aufgenommen wurden. Dabei hat der Versicherungskonzern nicht nur relativ gute Zahlen geliefert, sondern hält auch an der Dividende von 20 Franken fest, obwohl damit über vier Fünftel des Gewinns abfliessen. Und so bleibt das Top-Kaufargument für die Aktien bestehen: eine Superrendite von 5,4 Prozent. Nach Abzug der Verrechnungssteuer bleiben 3,5 Prozent – und dies in Null-Zins-Zeiten.
Zurich werden zwar bis auf Weiteres nicht zu den Überfliegern der Börse zählen; dazu drücken die tiefen Zinsen zu sehr auf den Anlageerfolg. Andererseits ist die Bilanz höchst solide, die Verankerung global, die Expansion in die Emerging Markets vielversprechend. Und wenn die Zinsen eines Tages wieder anziehen, gehören diese Valoren im Tableau der Versicherungspapiere zu den Hauptgewinnern.
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