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Schindler bieten geduldigenInvestoren Kurspotenzial; Straumann ist topfit, die Aktien allerdings sind brandteuer; Ypsomed zeigtsich in zunehmend besserer Verfassung.
Frank Goldfinger
KEIN AUFWÄRTSDRANG: Der abrupte Abgang von Schindler-CEO Thomas Oetterli deutet auf den internen Handlungsbedarf beim Fahrstuhlbauer hin.
Manuela Jahns-Koch / Luzerner ZeitungWerbung
Das Auf und Ab der Börsen zehrt an den Nerven. Vor allem konjunktursensitive Aktien stehen unter Druck. Das eröffnet langfristig denkenden Anlegern Chancen. Beispielsweise bei Schindler. Seit dem Herbst sind die Valoren des Aufzugs- und Fahrtreppenherstellers um gegen 40 Prozent abgestürzt.
Zwar überzeugten die Resultate für das vergangene Jahr, doch haben sich die Aussichten eingetrübt. Steigende Materialpreise, starker Franken, Probleme bei Lieferketten oder Chinas schwache Bautätigkeit belasten. Für das erste Halbjahr wird mit einem mässigen Umsatzzuwachs und einem deutlichen Ertragsrückgang gerechnet.
Im ersten Quartal 2022 hat denn auch der Umsatz minim um 1,2 Prozent zugelegt, der Betriebsgewinn Ebit dagegen ist um 27 Prozent geschmolzen. Positiv dafür der um 7,7 Prozent höhere Bestellungseingang. Zudem herrscht intern Handlungsbedarf. Darauf deutet der abrupte Abgang von CEO Thomas Oetterli (52) hin. Dass nun VR-Präsident Silvio Napoli (56) auch noch den Konzern leitet, entspricht keiner guten Corporate Governance.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
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Andererseits lässt sich durch eine schlankere Führungsstruktur das laufende Effizienzprogramm beschleunigen. Dennoch wird es einige Zeit dauern, bis Schindler an die Margen der Konkurrenz anknüpfen kann.Ungeachtet der Kursschwäche sind die Aktien mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26 nicht günstig bewertet. Bei einem KGV von 21 für 2023 sieht es schon besser aus.
Ich bleibe zuversichtlich. Ein Einstieg sollte nur auf lange Sicht erfolgen. Kurzfristig dürften die Aktien keine starken Stricke zerreissen.
Böse erwischt hat es Montana Aerospace: Im Februar und März schmierten die Aktien des Produzenten von Komponenten und Bauteilen für die Luftfahrtindustrie um gegen 60 Prozent ab. Auslöser waren der Ukraine-Krieg sowie steigende Rohstoff- und Energiepreise.
Auch die Kapitalerhöhung drückte auf die Stimmung. Mit den neuen Papieren wurde ein Teil der Akquisition von Asco Industries berappt. Der belgische Hersteller von Flugzeugstrukturteilen sowie Fahrwerkskomponenten ergänzt die Aktivitäten von Montana Aerospace bestens.Verunsichert hat zudem das durchzogene Ergebnis für 2021. Zwar stiegen Umsatz und Betriebsgewinn um jeweils 25 Prozent, doch hohe Abschreiber führten zu einem erneuten Verlust. Mittelfristig bleibt das Wachstum hoch, bis 2024 soll sich der Umsatz verdoppeln.
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Die meisten Analysten empfehlen die Titel zum Kauf. Ich bin da etwas skeptischer. Zwar sind die Valoren interessant, doch bergen sie ein hohes Kursrisiko. Auch setzt der Einstieg ein gerüttelt Mass an Geduld voraus.
Das Dentalunternehmen Straumann präsentiert sich in Bestform. Die Resultate für 2021 sind blendend ausgefallen: Umsatz plus 42, Ebitda plus 55, Gewinn plus 75 Prozent. Damit ist der pandemiebedingte Rückgang des Vorjahres mehr als ausgebügelt. Dessen ungeachtet haben die Aktien über die letzten sechs Monate 40 Prozent an Wert eingebüsst.
Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Zum Höchstkurs im November wurden die Papiere mit einem schwindelerregenden KGV von über 70 bewertet. Bei solch überrissen hohen Erwartungen der Investoren braucht es nur wenig, bis die Kurse nach Süden zeigen.Dieses «wenig» war der zurückhaltende Ausblick von Konzernchef Guillaume Daniellot (52) auf dieses Jahr. Nur ist das Management bekannt für seine vorsichtigen Prognosen. Das Unternehmen jedenfalls bleibt eine Wachstumslokomotive. Der Dentalmarkt boomt, der Marktanteil wird laufend ausgebaut. Straumann ist innovativ, ertragsstark und bestens finanziert – ein Vorzeigeunternehmen par excellence. Positiv ebenso der kürzlich erfolgte Aktiensplit.
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Dennoch bin ich (noch) nicht heiss auf die Aktien. Ungeachtet der heftigen Kurskorrektur werden die Valoren für das laufende Jahr mit einem KGV von 44 bewertet. Das ist mir zu teuer. Wer dennoch einsteigen will, soll dies nur unter langfristigem Gesichtspunkt tun.
Seit der Kooperationsvertrag für Insulinpumpen mit Insulet 2018 in die Brüche ging, läuft es bei Ypsomed so lala. Das zeigt sich am Aktienkurs: Dieser steht wieder da, wo er schon vor fünf Jahren war. Über die letzten Monate jedoch ist Zug ins Geschäft gekommen.
Das Umsatz- und Ertragswachstum der ersten sechs Monate 2021/22 lässt aufhorchen. Die im Mai vorgelegten Jahreszahlen sollten die Trendwende bestätigen. «Ypsomed ist auf dem richtigen Weg», sagt CEO Simon Michel (45).Die Aussichten sind wieder rosiger – endlich. Das Geschäft mit Injektionsgeräten boomt, neue Medikamente werden zunehmend intravenös verabreicht. Die Ebitmarge erreicht bei gewissen Produkten 35 Prozent. Anhaltend rote Zahlen schreibt dagegen das Segment Insulinpumpen. Die Zusammenarbeit mit starken Partnern wie Eli Lilly dürfte sich positiv auswirken. In zwei bis drei Jahren sollte der Break-even erreicht sein.
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OPTIMISTISCH: Ypsomed-CEO Simon Michel sieht seine Firma auf dem richtigen Weg.
Raphael Moser / relational.chOPTIMISTISCH: Ypsomed-CEO Simon Michel sieht seine Firma auf dem richtigen Weg.
Raphael Moser / relational.chDie Aktien sind trotz ihrer Schwächeneigung hoch bewertet. Doch das wird sich schnell ändern. Vontobel rechnet über dieses und das nächste Jahr mit einem Gewinnplus von jeweils über 80 Prozent. So stellt sich das geschätzte KGV für 2022/23 auf 35, fürs darauffolgende Jahr sind es noch 21. Damit bieten Ypsomed ein enormes Kurspotenzial.
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