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Banken

Bankers Paradise: Unsere Geldmanager verdienen noch immer zu viel

Mässige Leistung, satte Bezahlung: Wie sich die Banken noch immer überrissene Salärpakete gönnen – und damit ihren Aktionären schaden.

Dirk Schütz

Credit Suisse in Oerlikon: Grosse Pläne in China.

Erstes Gesetz der Salär-Wissenschaft: Banker verdienen mehr. Aber warum nur?

IMAGO/Andreas Haas

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Ein Jobhopper ist Hansruedi Köng sicher nicht. Seit 19 Jahren versieht er seinen Dienst bei der PostFinance, fünf Jahre war er Finanzchef, seit zehn Jahren steht er als CEO an der Spitze des 3600-Mitarbeiter-Unternehmens. Immer wieder wurde er bei prominenten Vakanzen als Kandidat gehandelt, mal als Chef einer Kantonalbank, mal als Raiffeisen-Vorsteher. Doch der 56-Jährige, der schon in Bern studiert hat, blieb der Post-Tochter in der Hauptstadt treu – allen Krisen zum Trotz.

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Es lohnt sich für ihn. 832  000 Franken bezog er letztes Jahr für seine Dienste. Damit ist er nicht nur der höchstbezahlte Manager eines Staatsbetriebs (Swisscom-Vormann Urs Schaeppi erhielt in seinem letzten Amtsjahr zwar 1,9 Millionen, doch mit einem Publikumsanteil von 49 Prozent ist der Telekom-Anbieter kein reiner Staatsbetrieb). Was besonders auffällt: Köng verdient mehr als der Chef seines Eigentümers, Post-Lenker Roberto Cirillo. Der muss sich mit 821  000 bescheiden.

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Verkehrte Welt: Der Mutterkonzern fährt doppelt so viel Gewinn ein, Cirillo sind mit 55  000 Mitarbeitern 15-mal so viele Mitarbeiter unterstellt. Doch beim Lohn muss der Post-Vormann seinem Untergebenen den Vortritt lassen – und das gegenüber einer Finanztochter, die von den Verantwortlichen seit Jahren als Problemfall mit kärglichen Renditen dargestellt wird und angeblich nur mit einer Vollprivatisierung überleben könne.

Wer bei der PostFinance nachfragt, wird auf das Reglement verwiesen. «Die Löhne der Geschäftsleitungsmitglieder und des CEO von PostFinance werden durch den Verwaltungsrat der PostFinance AG festgelegt», lässt ein Sprecher ausrichten. «Sie werden im Geschäftsbericht transparent publiziert. Ebendort werden auch die Kriterien dargelegt, die dabei berücksichtigt werden.»

Steigerung auf 8.6 Millionen

Die Gesamtvergütung der Top-100-CEOs in der Schweiz (SP100) im Jahr 2021

Gesamtvergütung
swipra
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Weit offene Lohnschere

Das Salär eines CEO lag 2021 bis zu 70-mal höher als der Durchschnittslohn.

Weit offene Lohnschere
Swirpa
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Abstimmungen stabil

Gegenstimmen zu Vergütungsvorschlägen an Generalversammlungen (SPI100) in Prozent

Abstimmungen stabil
Swirpa
Abstimmungen stabil
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Doch wer dort nachschaut, wird nicht wirklich schlauer. Weil der Bonusanteil als Staatsbetrieb neu auf 16,6 Prozent gedeckelt wurde, erfuhr Köngs Grundsalär im vergangenen Jahr eine Anhebung auf 683  000 Franken – ein Plus von fast 25 Prozent, das man gern mitnimmt. Als zentrales Bonuskriterium wird die Eigenkapitalrendite mit einer Gewichtung von 75  Prozent genannt.

Die ist zwar leicht gestiegen, doch im Eingangsinterview des Geschäftsberichts gibt Köng gleich in seiner ersten Antwort selbst zu, dass sie mit 3,7 Prozent «vergleichsweise tief» sei. Warum dann der höhere Lohn als der Post-Chef? «Zu den Löhnen der CEOs von anderen Unternehmen können wir selbstverständlich nichts sagen», lässt der Sprecher ausrichten.

Die Antwort lautet wohl: Ist einfach so. Banker verdienen mehr. Erstes Gesetz der Salär-Wissenschaft.

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Ruhe in der Schweiz

Doch die Aufregung hält sich in Grenzen. In der abgelaufenen Generalversammlungssaison waren die Banksaläre kein grosses Thema. «ESG-Themen waren dieses Jahr prominenter als Vergütungsthemen», sagt Barbara Heller von der Corporate-Governance-Beratungsfirma Swipra. Weil etwa die Swiss Re angeblich zu wenige Frauen im Verwaltungsrat zählte, musste Präsident Sergio Ermotti eine flaue Zustimmungsrate von 79 Prozent hinnehmen.

Auch bei den Abstimmungen zur Salärpolitik, die nach den heissen Debatten der nuller Jahre längst Routine geworden sind, wurden die Banken nicht besonders hart abgestraft. «Die Zustimmungsraten zu den Vergütungen sind auch bei den Banken sehr hoch», sagt Axel May vom Vergütungsberater HCM (siehe Grafik auf der Seite rechts).

Der Aufruhr in den grossen Finanzzentren ist da weit weg. In London mussten dieses Jahr die Grossbanken Barclays, Standard Chartered und NatWest heftige Aktionärsproteste gegen die Bonuspolitik über sich ergehen lassen, in New York musste selbst der globale Banken-Leitwolf Jamie Dimon der Erfolgsbank J.P. Morgan eine heftige Klatsche der Aktionäre einstecken: Satte 69 Prozent der Anteilseigner verweigerten im Mai einem Sonderbonus von 52  Millionen Dollar die Zustimmung.

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In der Schweiz herrscht dagegen Stille über den üppig gefüllten Bonustöpfen der Banken. Von den Exzessen der alten Zeiten – 26 Millionen Franken für UBS-Präsident Marcel Ospel, 72 Millionen für CS-Chef Brady Dougan – sind sie weit entfernt.

In der Finanzkrise waren die Banken der Sündenbock, bei Corona und Ukraine-Krieg sind sie eher Stabilisatoren des Systems. Das hilft. Geschickt gestalten sie zudem ihre Lohnpakete so, dass sie in absoluten Zahlen noch immer unter den Wall-Street-Adressen bleiben. Das lässt sich gut als Bescheidenheit verkaufen. Dass ihre Aktionärsleistung meist auch viel schlechter ist, verschweigen sie lieber.

««Das erste Gesetz der Salär-Wissenschaft lautet: Banker verdienen einfach mehr.»»

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Beispiel UBS: CEO Ralph Hamers musste sich in den protestantischen Niederlanden bei ING, mit 35 Milliarden Euro Börsenkapitalisierung doppelt so hoch bewertet wie etwa die CS, mit weniger als 3  Millionen Euro begnügen. Bei der UBS gab es zuletzt 11,5 Millionen Franken – es ist der höchstbezahlte Bankjob in Europa. Gewiss, die Bank steht heute gut da.

Doch die Bewertung liegt noch immer weit von amerikanischen Banken entfernt – Morgan Stanley etwa, das langjährige Haus des neuen Präsidenten Colm Kelleher, wird an der Börse zum 1,7fachen des Buchwerts gehandelt – bei der UBS liegt der Wert bei 1,0. Banklenker James Gorman, CEO und VR-Präsident in Personalunion, verdiente mit 35 Millionen im letzten Jahr das Doppelte des UBS-Führungsduos.

Aber eben: Das ist die Wall Street. Und vor allem: Morgan Stanley steigerte in den letzten zehn Jahren unter Gormans Ägide den Börsenwert um 450 Prozent. Bei der UBS waren es flaue 15 Prozent.

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Das Gesetz der Salär-Wissenschaft gilt eben auch hier – das zeigt der Vergleich mit Nestlé. Der Nahrungsmittelgigant ist an der Börse fast sechsmal so viel wert wie die UBS, der Gewinn ist zweieinhalbmal so hoch, die Mitarbeiterzahl fast viermal grösser. Doch CEO Mark Schneider verdient mit 10,6 Millionen fast zehn Prozent weniger als sein UBS-Gegenpart. «Im Vergleich zur Leistung hat Nestlé bei den Top-Löhnen immer eine Kultur der Bescheidenheit gepflegt», sagt der Headhunter Bjørn Johansson, der viele Topmanager – inklusive CEO Mark Schneider – nach Vevey vermittelte. «Bei den Banken herrscht dagegen oft eine Kultur der Überheblichkeit.»

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Besonders krass ist der Fall der gebeutelten CS. Zwar musste der gefallene CEO Thomas Gottstein für das Horrorjahr 2021 auf einen Bonus verzichten, doch trotz des Verlusts von 1,6 Milliarden Franken gab es noch immer 3,75 Millionen Franken – fast genauso viel wie für den CEO der französischen Grossbank BNP Paribas, dessen Institut letztes Jahr einen satten Gewinn von 9,4 Milliarden einfuhr und an der Börse mit dem Vierfachen der CS gehandelt wird. Allein 40 Millionen Franken kassierte Ex-Präsident Urs Rohner für seine zehn Jahre an der Spitze, dazu nochmals wohl eine ähnlich hohe Summe für seine Jahre in der Konzernleitung. Er hinterliess einen Sanierungsfall. Die angeblich so griffigen Clawback-Klauseln, eingeführt nach der Finanzkrise und als Instrument gedacht, um Manager auch nach ihrem Abgang via gesperrte Aktien für Fehlleistungen zu bestrafen, greifen bei ihm nicht – er bezog sein Präsidentensalär vorausschauend vor allem in Cash.

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Tränen in der Industrie

Im Windschatten der Grossen haben auch die kleineren Banken ihre Salärpakete in die Höhe geschraubt. Beispiel Julius Bär: CEO Philipp Rickenbacher verdiente mit 6,5 Millionen im letzten Jahr mehr als Gilles Andrier, der Chef von Givaudan. Doch der Börsenwert des Genfer Duftstoffkonzerns ist dreimal so hoch, genauso wie fast auch die Mitarbeiterzahl.

Wie einträglich das Schaffen bei der Bank ist, belegte unlängst auch Boris Collardi, der sich als Sohn eines italienischen Einwanderers an die Spitze von Bär und in die gediegene Partnerschaft von Pictet hochgearbeitet hatte. Er investierte kurzerhand 80 Millionen Franken aus seinem Privatvermögen in die Privatbank EFG, was den Schluss zulässt, dass sein von BILANZ in der Liste der 300 Reichsten auf 100 bis 150 Millionen geschätztes Vermögen doch zu konservativ angesetzt war. Märchenhafte Salärzahlen, die in der Schweiz in dieser Form noch immer nur in der Finanzindustrie möglich sind – wir haben ja keine Tech-Giganten.

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Vontobel-Chef Zeno Staub liegt mit 4,3 Millionen Franken deutlich vor Geberit-Lenker Christian Buhl, obwohl der Chef des Sanitärkonzerns deutlich bessere Werte vorzuweisen hat: viermal höherer Börsenwert, doppelt so hoher Gewinn. Bei der Staatsbank ZKB tobt gerade eine Debatte, ob der neue Chef Urs Baumann mit 2,5 Millionen so viel erhalten soll wie sein Langzeit-Vorgänger Martin Scholl, die SP fordert eine Deckelung auf dem Niveau des Nationalbankpräsidenten Thomas Jordan von 1,25 Millionen. Im Vergleich zum Swisscom-Chef verdient der ZKB-Chef, Leiter einer Regionalbank mit Staatsgarantie, durchaus ansprechend: Urs Schaeppi blieb auch in seinem letzten vollen Amtsjahr geschickt knapp unter der Zwei-Millionen-Grenze, um die öffentliche Aufregung nicht zu heftig spriessen zu lassen. Doch seine Firma holt immerhin doppelt so viel Gewinn wie die ZKB.

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««Ex-CS-­Prä­sident Urs Rohner dürfte über 80 Millionen verdient ­haben. Zurück­zahlen muss er nichts.»»

Auch die neue Raiffeisen-Spitze, die nach den Vincenz-Exzessen Bescheidenheit predigt, liegt im Trend: CEO Heinz Huber bezieht mit 1,5 Millionen das Doppelte von SBB-Vormann Vincent Ducrot, der aber dreimal so viele Mitarbeiter befehligt. Besonders krass: der Vermögensverwalter EFG. Dort bezieht CEO Giorgio Pradelli für eine Mini-Marktkapitalisierung von 2,3 Milliarden Franken ein Salär von 4,1 Millionen Franken. Da bleibt Straumann-CEO Guillaume Daniellot nur der Biss in die Tischkante. Börsenwert: zehnmal höher. Salär: 700  000 Franken tiefer.

Kommt hinzu: Es sind eben nicht nur die Chefs, die sich üppig entlöhnen lassen. Die überhöhten Saläre ziehen sich durch die gesamte Industrie, und das macht sie systemisch, wie jeder Industriebetrieb, der von einer Bank eine Assistentin oder einen Controller abwerben will, schmerzhaft bemerkt: Die Löhne auch für nicht bankspezifische Tätigkeiten liegen deutlich über dem Schnitt. Gewiss, manche Filialangestellten mögen sich über das ewige Bild der Bank-Grossverdiener ärgern. Doch das ist eben der Unterschied zur Pharmaindustrie, die an der Spitze mit den Banklöhnen mithalten kann, oder auch der Versicherungsindustrie, die in den letzten Jahren aufgeholt hat, allerdings im Gegensatz zu vielen Banken auch mit nachhaltiger Aktionärsrendite glänzt: Bei den Banken sind auch die Durchschnittslöhne deutlich höher.

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So stellt der Pharmariese Roche zwar mit Severin Schwan und seinem 15-Millionen-Paket den Top-Verdiener der Schweizer Chefs (siehe Tabelle links). Doch das durchschnittliche Aufwandpaket pro Mitarbeiter liegt mit 166  000 Franken sogar unter der ZKB. Bei der UBS liegt der Wert mit 241  000 Franken mehr als viermal so hoch wie bei Nestlé, Bär zahlt seinen Mitarbeitern das Zweieinhalbfache von Givaudan. Und das bei eher kärglicher Leistung. Wer vor zehn Jahren in eine Nestlé-Aktie investierte, hat seinen Einsatz mehr als verdoppelt. Die UBS-Aktie schaffte dagegen nur besagte 15 Prozent, bei Bär waren es gut 30 Prozent, die CS verlor 70 Prozent. Der SMI holte dagegen 70 Prozent. Von den grösseren börsenkotierten Schweizer Banken schlug nur Vontobel den Leitindex. Das lohnt sich für die Belegschaft. Der Personalaufwand für die 2100 Mitarbeiter liegt bei 740 Millionen Franken. Macht ein Durchschnittspaket von fast 350  000 Franken – Weltklasse. Den Mitarbeitern in der Industrie bleiben da nur Tränen.

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Normale 25 Millionen

Die Gründe der Bonanza gehen in die neunziger Jahre zurück. Die CS hatte sich die New Yorker Investmentbank First Boston einverleibt, die frisch fusionierte UBS wollte sich mit dem damaligen Wall-Street-Riesen Merrill Lynch zusammenschliessen. Es war der Starkult der Investmentbanker, der auch die biederen Schweizer erfasst hatte. «Die Investmentbanking-Kultur hat besonders in der Schweiz die Löhne nach oben getrieben», sagt der Vergütungsexperte Michael Kramarsch von der Beratungsfirma hkp, der sich seit mehr als 20 Jahren mit Vergütungsfragen beschäftigt. «Die Wall-Street-Häuser wie Goldman Sachs, Morgan Stanley oder J.P. Morgan waren eine Schule für die Europäer – für viele Schweizer besonders», befindet auch Headhunter Johansson.

Die CS holte sich in einem der schlechtesten Deals der Bankengeschichte den New Yorker Broker DLJ für fast 20 Milliarden Dollar ins Haus, die UBS übernahm nach dem Scheitern der Merrill-Lynch-Verhandlungen den Vermögensverwalter Paine Webber in gleicher Preisklasse. Das lohnte sich für die Chefs: Ihr Salär schnellte von früher eher beschaulichen drei bis vier Millionen Franken auf gegen 20 Millionen hoch – schliesslich mussten sie ja mithalten mit den teuer eingekauften Amerikanern, die ihnen jetzt unterstellt waren. Zur Begründung liessen sie von findigen Beratern wie McLagan oder Willis Towers Watson, allesamt aus dem angelsächsischen Raum, eine sogenannte «peer group analysis» erstellen, die belegen sollte, dass sie im internationalen Vergleich gar nicht so hoch lagen. Das Schöne daran: Weil man gross ins Investmentbanking eingestiegen war, gönnten sich die Schweizer Grossbanker von UBS und CS als Vergleichsmassstab die Grossverdiener von der Wall Street. Da waren dann selbst 25-Millionen-Pakete nicht mehr exzessiv.

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St. Gallen SG - Interview mit Heinz Huber, CEO Raiffeisen Bank

Heinz Huber

Salär Mio. 1,5

Börsenwert Mrd. -

Gewinn 2021 Mrd. 1,07

Mitarbeitende 11 500

Vergütung pro MA, Fr. 121 000

Ralph Ribi
St. Gallen SG - Interview mit Heinz Huber, CEO Raiffeisen Bank

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Ralph Ribi
La Conseillere federale Simonetta Sommaruga, gauche, parle avec la conseillere d'Etat du canton de Vaud Nuria Gorrite, centre, et le CEO des CFF Vincent Ducrot, droite, devant une photographie geante representant la gare renovee lors du premier coup de pioche du chantier de la gare CFF de Lausanne, projet Leman 2030, ce mardi 29 juin 2021 a Lausanne. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Vincent Ducrot

Salär Mio. 0,8

Börsenwert Mrd. -

Gewinn 2021 Mrd. -0,32

Mitarbeitende 34 000

Vergütung pro MA, Fr. 129 000

Keystone
La Conseillere federale Simonetta Sommaruga, gauche, parle avec la conseillere d'Etat du canton de Vaud Nuria Gorrite, centre, et le CEO des CFF Vincent Ducrot, droite, devant une photographie geante representant la gare renovee lors du premier coup de pioche du chantier de la gare CFF de Lausanne, projet Leman 2030, ce mardi 29 juin 2021 a Lausanne. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Vincent Ducrot

Salär Mio. 0,8

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Gewinn 2021 Mrd. -0,32

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Vergütung pro MA, Fr. 129 000

Keystone

«Das Benchmarking mit J.P. Morgan oder Goldman Sachs ist hochgefährlich: Es lässt die Löhne nach oben schnellen», betont Kramarsch dann auch.

Und das strahlt auf die kleineren Banken ab. Auch die Bank Bär, die stets betont, dem kursmindernden Investmentbanking vollkommen abgeschworen zu haben, führt alle grossen Wall-Street-Häuser von Goldman Sachs bis J.P. Morgan in ihrer Vergleichsgruppe von 17 Banken.

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Pflichtschuldig schränkt sie zwar ein, dass bei der Analyse «hauptsächlich» die Wealth-Management-Divisionen dieser Banken berücksichtigt würden. Doch die Trennung bleibt zwangsläufig unscharf, zumal sich in den grossen Häusern die Wealth-Management-Lohnpakete ebenfalls am hauseigenen Investmentbanking hochgeschaukelt haben.

Vontobel bezieht dagegen die beiden Schweizer Grossbanken voll in ihre Vergleichsgruppe ein, nimmt dann auch Grossverdiener wie Pictet hinzu, verzichtet dafür aber auf die grossen Wall-Street-Häuser. Dafür sind führende internationale Vermögensverwalter dabei: Aberdeen, Janus Henderson oder Schroders aus England, Artisan Partners oder Franklin Templeton aus den USA.

Das hilft bei den jährlichen Lohnabstimmungen an den Generalversammlungen. Nicht nur betreiben die Banken mit ihren kaum verständlichen und sich stetig ändernden Vergütungsplänen einen Daten-Overload, der den Grossteil der Aktionäre schlicht überfordert.

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Foto: Thomas Meier. ZŸrich, 16.09.20. Thomas Gottstein, CEO Credit Suisse.

Thomas Gottstein

Salär Mio. 3,75

Börsenwert Mrd. 15,3

Gewinn 2021 Mrd. -1,6

Mitarbeitende 50 100

Vergütung pro MA, Fr. 190 000

Thomas Meier
Foto: Thomas Meier. ZŸrich, 16.09.20. Thomas Gottstein, CEO Credit Suisse.

Thomas Gottstein

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Thomas Meier
- The French Olympic delegation back from Lima. - 15/09/2017 - France / Ile-de-France (region) ; Ile-de-France (region) / Paris - Jean-Laurent Bonnafe, The French Olympic delegation back from Lima, is recieved by the french president Emmanuel Macron at the Elysee Palace. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY JulienxMattiax/xLexPictorium LePictorium_0167329

Jean-Laurent Bonnafé

Salär Mio. 4,01

Börsenwert Mrd. 60,5

Gewinn 2021 Mrd. 9,4

Mitarbeitende 186 000

Vergütung pro MA, Fr. 93 000

IMAGO/Le Pictorium
- The French Olympic delegation back from Lima. - 15/09/2017 - France / Ile-de-France (region) ; Ile-de-France (region) / Paris - Jean-Laurent Bonnafe, The French Olympic delegation back from Lima, is recieved by the french president Emmanuel Macron at the Elysee Palace. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY JulienxMattiax/xLexPictorium LePictorium_0167329

Jean-Laurent Bonnafé

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Vor allem: Bei den grossen angelsächsischen Fondshäusern wie Blackrock, Vanguard oder State Street beziehen die Chefs selbst üppige Millionensaläre. Die Grossinvestoren halten Aktienpakete an den Schweizer Banken, doch die Lohnhöhe zählt nicht zu ihren Schmerzpunkten: Blackrock-Vormann Larry Fink etwa bezog letztes Jahr 36 Millionen Dollar. In der Vergleichsgruppe der UBS ist Blackrock genauso vertreten wie State Street.

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Das Paket von Jennifer Johnson, der CEO von Franklin Templeton und damit Teil der Vergleichsgruppe bei Vontobel, ist da noch fast be-scheiden: 9,8 Millionen Dollar. Gegenwehr gegen überrissene Löhne ist da kaum zu erwarten. «Es mag ein Problem sein, dass die grossen Asset Manager, die über die Löhne abstimmen, aus der gleichen Industrie stammen», betont Swipra-Chefin Heller.

Nächste Sparübung

In der Industrie läuft es dagegen anders. Geberit etwa, an der Börse höher bewertet als Bär und Vontobel zusammen und globaler aufgestellt als beide Banken, präsentiert ein vergleichsweise einfaches Vergütungsprogramm und orientiert sich bei ihrer Vergleichsgruppe ausschliesslich an heimischen Unternehmen: «Die Vergütungsanalyse wurde anhand eines Vergleichs mit Industrieunternehmen durchgeführt, die ihren Hauptsitz in der Schweiz haben und deren Grösse, gemessen an Marktkapitalisierung, Umsatz und Mitarbeiterzahl, vergleichbar ist», heisst es im Vergütungsbericht.

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CEO Privatbankgruppe EFG International Giorgio Pradelli.

Giorgio Pradelli

Salär Mio. 4,1

Börsenwert Mrd. 2,3

Gewinn 2021 Mrd. 0,2

Mitarbeitende 2900

Vergütung pro MA, Fr. 238 000

NZZ-Photographen-Team
CEO Privatbankgruppe EFG International Giorgio Pradelli.

Giorgio Pradelli

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NZZ-Photographen-Team
daniellot

Guillaume Daniellot

Salär Mio. 3,35

Börsenwert Mrd. 21,2

Gewinn 2021 Mrd. 0,39

Mitarbeitende 9000

Vergütung pro MA, Fr. 78 000

ZVG
daniellot

Guillaume Daniellot

Salär Mio. 3,35

Börsenwert Mrd. 21,2

Gewinn 2021 Mrd. 0,39

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Dabei sind 15 Unternehmen, von Barry Callebaut bis Sulzer. Das verhindert Exzesse. Und so läuft es auch in den Ländern mit ebenfalls grossen Banken wie Schweden, den Niederlanden oder Japan: Als Vergleichsgruppe wird primär das Inland genommen, als Bekenntnis zur eigenen Kultur.

Da wird die Schweiz dann zum Banker-Paradies – für den Niederländer Hamers genauso wie für die Schwedin Annika Falkengren, die als CEO der Stockholmer Grossbank SEB in die sehr üppig entlöhnte Partnerschaft von Lombard Odier wechselte.

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Gewiss: Wenn CS oder UBS, so ihre Argumentation, mit den Grossen mitspielen wollen, müssen sie eben auch die üppigen Lohnpakete zahlen, betonen sie nicht zu Unrecht. Doch das führt zu der zentralen Frage, die die UBS und vor allem die CS seit mehr als zwanzig Jahren quält: Müssen sie überhaupt grossflächig im Investmentbanking dabei sein?

Die Lohnfestsetzung wirft ein spezielles Licht auf die Thematik. Denn Fakt ist: Jeder CEO, und mit ihm seine geldhungrige Führungsriege, hat ein Eigeninteresse, am Investmentbanking festzuhalten, um die Firmen mit den satten Salären weiterhin als Vergleichsmassstab für die Lohnfestsetzung führen zu können.

««Würde die CS  den gleichen Durchschnittslohn zahlen wie Nestlé, könnte sie ­gegen sechs Milliarden sparen.»»

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Dass Grossbanken wie BNP oder HSBC, deutlich höher bewertet als UBS und CS, die Wall-Street-Riesen eben nicht als zentralen Vergleichsmassstab führen, ist der Hauptgrund für ihre deutlich tieferen Saläre.

Die CS ist das Paradebeispiel für dieses Dilemma. Halbherzig verkündet sie seit Jahren den Abbau des Investmenbankings, die neuste Runde unter dem neuen CEO Ulrich Körner läuft gerade wieder (siehe Seite 56). Doch ein Radikalausstieg aus dem hochtourigen Geschäft wird auch dieses Mal nicht kommen. Geplant ist die nächste Sparübung, um mindestens zwei Milliarden sollen die Kosten gesenkt werden.

Doch knapp die Hälfte der Kosten von 19 Milliarden lag Ende letzten Jahres beim Personal. Einfach gerechnet: Würde die CS den gleichen Durchschnittslohn zahlen wie die deutlich erfolgreichere Nestlé, könnte sie gegen sechs Milliarden Franken einsparen.

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Passiert das? Natürlich nicht. Die Rechnung zahlen die Aktionäre.

Über die Autoren
Dirk Schütz

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