Guten Tag,
Axpo, BKW und Alpiq geht es wieder gut. Trotzdem schlittert die Schweiz in eine Versorgungskrise.
Bastian Heiniger
WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT: Christoph Brand (Axpo), Suzanne Thoma (BKW) und Antje Kanngiesser (Alpiq) im Sprint in die Energiezukunft.
Regina Vetter für BILANZWerbung
Wie ein Fussballtrainer nach einem erkämpften Sieg: Gelöst und entschlossen tritt Suzanne Thoma Ende Oktober vor die Anleger und kündigt am ersten Investorentag seit 15 Jahren eine neue Ära für den Berner Stromkonzern BKW an.Vorbei die Schwächephase im letzten Jahrzehnt, in der die BKW ernsthaft taumelte und der Unternehmenswert unter die Marke von zwei Milliarden Franken fiel. Vorbei die Zeit der gigantischen Abschreiber, des dringend nötigen Strategiewechsels und der atomaren Stilllegung in Mühleberg.
Die Devise lautet nicht mehr Abbau und Erholung. Jetzt ist Wachstum angesagt. «Die BKW verdient wieder Geld mit Strom», schwärmt Thoma. Dank der erfolgreichen Transformation stehe das Unternehmen stabil da. Das ermögliche nun eine Wachstumsstrategie. Es sind neue Töne in einer Branche, die sich mit dem geplanten Ausstieg aus der Kernkraft zwangsläufig wandeln muss.
Zu verdanken ist die aufgeflammte Zuversicht nicht nur den rekordhohen Strompreisen (siehe «Strompreis-Entwicklung» unten). Die BKW profitiert vom europaweit anziehenden Strombedarf und der anhaltenden Baulust, dank der Thoma mehr Aufträge für die Gebäudesparte erwartet. Mindestens eine halbe Milliarde Franken aus der Firmenkasse will sie für Zukäufe und den Ausbau im Energie- und Dienstleistungsgeschäft investieren.
Die aktuell explodierten Strompreise sollten sich in den kommenden Jahren wieder etwas normalisieren.
Der Gewinn soll in den nächsten fünf Jahren auf Stufe Ebit um 60 Prozent auf mindestens 700 Millionen Franken steigen und der Umsatz um 50 Prozent auf 4,5 bis 5 Milliarden. Klingt gut, sagen sich die Anleger und drücken den Aktienkurs munter in die Höhe: Allein in den letzten zwei Monaten legte er um 26 Prozent zu, nachdem er sich seit dem Tief von 2015 bereits mehr als verdreifacht hatte. Heile Stromwelt also. So scheint es zumindest für die Stromkonzerne, denn auch Axpo und Alpiq fuhren zuletzt schöne Gewinne ein.
Zappenduster sieht es hingegen für die Stromversorgung des Landes aus. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls Bundespräsident Guy Parmelin in einem kürzlich veröffentlichten Video. «Eine Strommangellage ist neben der Pandemie die grösste Gefahr für die Schweiz», warnt er mit ernster Miene. Und spricht von einem Szenario, in dem während Wochen oder Monaten zu wenig Strom fliesst: Fabriken müssten weniger produzieren, Banken das Angebot verkleinern, und Bahnen dürften nur eingeschränkt fahren. Zwar spricht Parmelin im Konjunktiv, er fordert aber Unternehmen explizit dazu auf, sich auf eine solche Mangellage vorzubereiten.
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Nicht gerade erfreut über Parmelins Botschaft ist Energieministerin Simonetta Sommaruga. Denn fast zeitgleich veröffentlichte ihr Departement unabhängig davon eine Studie zur Versorgungssicherheit, wonach ab 2025 Engpässe drohten. Im Worst-Case-Szenario, so heisst es, könnte gegen Ende März während 47 Stunden der inländische Strombedarf nicht mehr gedeckt werden.
Alpinsolar an der Staumauer Muttsee in den Glarner Alpen.
Gian Ehrenzeller/KeystoneAlpinsolar an der Staumauer Muttsee in den Glarner Alpen.
Gian Ehrenzeller/KeystoneAxpo-CEO Christoph Brand.
MALLAUN PHOTOGRAPHYAxpo-CEO Christoph Brand.
MALLAUN PHOTOGRAPHYGründung: 2001 / 1914 (NOK)
Sitz: Baden
Leitung: CEO Christoph Brand, VR-Präsident Thomas Sieber
Anzahl Mitarbeitende: 5350
Umsatz: 4,8 Mrd. Fr. (2019/20)
Grösste Aktionäre: Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (18,4%), Kanton Zürich (18,3%), AEW Energie (14%), Kanton Aargau (13,9%)
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Und schlimmer: «Unter ganz extremen Annahmen könnte die Versorgung sogar bis zu 500 Stunden unterbrochen sein.» 20 Tage ohne neuen Strom? Die Schweiz würde schon nach einem ins Chaos stürzen. Ein solches Horrorszenario ist zwar unwahrscheinlich, und es bedürfte einer Verkettung von vielen unglücklichen Umständen, doch seit der Pandemie sind die Akteure in Politik und Wirtschaft wachsamer geworden. Die Signale aus dem Bundeshaus haben nun Warnungen aus allen Ecken befeuert.
Es ist nicht unbedingt die Angst vor einem länger anhaltenden Blackout. Konkreter ist die Gefahr, dass zeitweise die Nachfrage das Stromangebot übersteigt. «Strommangellage» ist deshalb zum Schlagwort der Stunde avanciert – und die Schweiz einer Art Massenpanik vor dem elektrischen Armageddon anheimgefallen. Die Angst mag übertrieben sein und lässt sich von jedweder politischen Couleur gut bewirtschaften. Sie jedoch lapidar wegzuwischen, wäre leichtsinnig. Tatsächlich schlittert die Schweiz in eine ungemütliche Situation.Der hiesige Stromverbrauch soll gemäss Axpo-Berechnungen von heute rund 62 Terawattstunden auf 86 im Jahr 2050 steigen. Wenn die Atomkraft bis dahin wegfällt, müssen die Erneuerbaren rund 50 Terawattstunden beitragen. Eine gigantische Aufgabe.
Denn mehrere neue Wasserkraftwerke sind kaum zu erwarten, die Kompensation durch Windräder ist utopisch – allein um das AKW Gösgen zu ersetzen, bräuchte es laut Berechnungen des Verbands Swissmem 2000 Windräder –, und Fotovoltaik bereitet noch immer Probleme im trüben Winter.
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Weil zudem der Bundesrat im Frühling die Verhandlungen zum Rahmenabkommen beendete, lehnt die EU das fertig ausgehandelte Stromabkommen ab. Die Schweiz steht aktuell aussen vor, besonders wenn spätestens Ende 2025 die Nachbarländer 70 Prozent der grenzüberschreitenden Stromkapazitäten für den Handel zwischen EU-Mitgliedern reservieren müssen. In kalten Wintern könnte es dann brenzlig werden für die Schweiz als Importeur.
Zeichnet sich eine Strommangellage über Tage oder Wochen ab, kann der Bundesrat die sogenannte «Ostral-Situation» ausrufen. Bisher war dies noch nie nötig. Es würden unter Verschluss gehaltene Verordnungen in Kraft treten. Die Befugnisse reichen von Sparappellen an die Öffentlichkeit über Kontingentierungen bis hin zum schlimmsten Fall, rollierenden Netzabschaltungen.
Die Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (Ostral) übernimmt dann die Kontrolle über die Kraftwerke – die totale Planwirtschaft würde einsetzen. Seit Ende September informieren die über 600 Schweizer Verteilnetzbetreiber ihre über 30 000 grossen Stromkunden über die Auswirkungen und Massnahmen eines solchen Falls. Das klingt ernst. Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), sagt, dass man damit Ostral und die Notwendigkeit der Vorbereitungen bekannter machen wolle. «Krisenvorbereitung kann man nicht erst während einer Krise betreiben.»Bei den Firmen läuten nun jedoch die Alarmglocken. «Wir wurden aufgeschreckt durch die Informationen aus dem Bundeshaus», sagt Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Bereichsleiter Wirtschaftspolitik beim Verband Swissmem. Aufhorchen liess besonders die Studie aus Sommarugas Departement. «Dass wir innert vier Jahren in eine solche Situation geraten könnten, zeigt ein Versagen der Energiestrategie 2050.» Diese sei in der verunsicherten Stimmung nach Fukushima und für ein Schönwetterszenario konzipiert worden, in dem das Stromabkommen mit der EU eine Voraussetzung gewesen sei.
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Windpark Juvent im Berner Jura auf dem Mont-Soleil und dem Mont-Crosin.
bkwWindpark Juvent im Berner Jura auf dem Mont-Soleil und dem Mont-Crosin.
bkwBKW-CEO Suzanne Thoma.
bkwBKW-CEO Suzanne Thoma.
bkw
Gründung: 1909
Sitz: Bern
Leitung: CEO Suzanne Thoma, VR-Präsident Roger Baillod
Anzahl Mitarbeitende: 10 250
Umsatz: 3,1 Mrd. Fr. (2020)
Grösste Aktionäre: Kanton Bern (52%), Groupe E (10%), Blackrock (1,77%), Vanguard (1,16%), Credit Suisse Asset Management (1,12%)
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Müsste nun ein stromintensives Unternehmen wie etwa ein Metallhersteller die Produktion wegen Strommangel tatsächlich herunterschrauben, würden laut Kohl schnell einmal Ertragsausfälle von ein bis zwei Millionen Franken pro Tag anfallen. Hinzu kommt der gesamtwirtschaftliche Schaden. «Dass die Schweiz immer eine funktionierende Stromversorgung bietet, war bisher eine Selbstverständlichkeit und ein Standortfaktor.» Dies scheint nicht mehr gegeben. Das Ideal der uneingeschränkten Versorgungssicherheit bröckelt.
Hier die prosperierenden Stromkonzerne, dort die Angst vor dem Stromdebakel. Wie geht das zusammen? Und wer trägt die Verantwortung dafür? Simonetta Sommaruga kritisierte jüngst die Stromkonzerne, sie hätten viel im Ausland und zu wenig im Inland investiert. Gegenüber dem «SonntagsBlick» sagte ihr Departement UVEK: «Die Energieversorgung in der Schweiz ist primär Sache der Energiewirtschaft.»
So steht es denn auch in Artikel 6 des Energiegesetzes. Im Gespräch mit BILANZ sagt Axpo-Chef Christoph Brand, sein Unternehmen habe in den letzten Jahren insgesamt dreimal mehr in der Schweiz investiert als im Ausland. Zudem müsse man zwischen Versorgung und Versorgungssicherheit unterscheiden. «Die Versorgung mit Strom ist in der Verantwortung der Unternehmen. Das ist unser Job.»
Die Verantwortung aber, dass, egal unter welchen Umständen, die Stromversorgung sichergestellt werden kann, liege beim Bund und bei den Kantonen. «Diese müssen die Rahmenbedingungen so setzen, dass ein Stromversorger seinen Auftrag wahrnehmen kann.»
Nur: Im Vergleich zu den Nachbarländern hat die Schweiz schlechtere Rahmenbedingungen. Dass BKW, Axpo und Alpiq deshalb lieber im Ausland spezifisch in erneuerbare Energie investieren, ist aus unternehmerischer Sicht verständlich. «Es ist kaum möglich, in der Schweiz Fotovoltaik und Windkraft gross auszubauen», sagt Brand. Es fehlt an Platz für grosse Anlagen.
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««Man findet immer jemand, der sich stört und Projekte blockiert.»»
Christoph Brand
Vor allem aber dauere ein Bewilligungsverfahren oft viele Jahre. «In ganz Europa werden derzeit Anlagen für erneuerbare Energien gebaut, nur hier nicht», sagt er. «Man findet immer jemand, der sich stört.» Und Projekte mit Beschwerden blockiere. VSE-Direktor Frank sagt dazu: In Deutschland werde debattiert, dass sechs- bis siebenjährige Bewilligungsverfahren für Windprojekte inakzeptabel seien. «Für das zuletzt gebaute Windrad auf dem Gotthard dauerte das Verfahren 18 Jahre.»
Und so baut Axpo halt in Frankreich Fotovoltaik-Anlagen in der Grösse von bis zu 75 Fussballfeldern, beim Disneyland Paris überdeckt der Stromkonzern den ganzen Parkplatz mit Sonnenkollektoren. Die gesamte Projektpipeline von Axpo umfasst mehrere tausend Megawattstunden.
Die BKW wiederum will neu den Fokus besonders auf Fotovoltaik-Anlagen in Südeuropa legen. In Italien etwa sind die Berner nun eine Kooperation mit dem Entwickler Ibernordic eingegangen, um bis 2026 Anlagen zu erwerben, die bis zu 250 Megawatt Leistung bringen – immerhin ein Viertel der Leistung des AKW Gösgen. Alpiq hingegen fokussiert sich stärker auf die Schweiz, baut aber derzeit in Norwegen eine Windkraftanlage und verfolgt in Spanien Fotovoltaik-Projekte.
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Die Stromkonzerne werden immer unabhängiger vom klassischen Schweizer Stromgeschäft. BKW-Chefin Thoma hat durch diverse Zukäufe ein starkes Standbein im Bereich Gebäudetechnik aufgebaut. Christoph Brand will neben dem Segment erneuerbare Energien und dem Schweiz-Geschäft besonders im Handel weiterwachsen. Mit sogenannten Power Purchase Agreements, mit denen zwischen einem Produzenten von erneuerbarer Energie und einem Grosskunden die Preise über 5 bis 15 Jahre fixiert werden, gehört Axpo zu den grössten Anbietern in Europa. Brand erwartet hier ein jährliches Wachstum von 25 bis 30 Prozent.Bei Alpiq halten sich das Inlands- und das Auslandsgeschäft die Waage. Ähnlich wie der BKW gelang auch dem heute gesundgeschrumpften Unternehmen der Turnaround. Ein milliardenhoher Schuldenberg wurde in den letzten Jahren abgebaut, erstmals seit fünf Jahren erhielten die Aktionäre für 2020 wieder eine Dividende.
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Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance in der Gemeinde Finnhaut VS.
KeystonePumpspeicherkraftwerk Nant de Drance in der Gemeinde Finnhaut VS.
KeystoneApliq-CEO Antje Kanngiesser
PDApliq-CEO Antje Kanngiesser
PDGründung: 2009
Sitz: Lausanne
Leitung: CEO Antje Kanngiesser, VR-Präsident Jens Alder
Anzahl Mitarbeitende: 1258
Umsatz: 3,9 Mrd. Fr. (2020)
Grösste Aktionäre: Schweizer Kraftwerksbeteiligungs AG, Konsortium von Minderheitsaktionären (diverse Genossenschaften, Eniwa Holding, Aziende Industriali di Lugano, Regio Energie Solothurn u.a.)
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CEO Antje Kanngiesser, die im März von der BKW zu Alpiq stiess, will den Konzern nun für die Zukunft ausrichten. Klimaschutz und Versorgungssicherheit, heisst der 2020 definierte Purpose von Alpiq, wie Kanngiesser im Gespräch erklärt. Derzeit durchleuchtet sie die verschiedenen Geschäftszweige und schaut, welche dazu beitragen können. Im ersten Quartal will sie zudem einen Vorschlag vorlegen, wie etwa Fotovoltaik, Wind- und Wasserkraft helfen, die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Gefragt sei ein systemischer Ansatz. «Heute richten wir alle den Blick nur auf die Stromerzeugung, zentral sind jedoch auch die Stromspeicherung und die -einsparung.» Kanngiesser will jedoch, dass man gemeinsam Wege findet, wie und wann man Sonnenenergie effizient nutzt, wie man die Energie in Stauseen am sinnvollsten speichert und wie man überschüssige Energie in Wasserstoff umwandelt. Und schliesslich auch, wie man Unternehmen dazu bringt, in die Speicherung solcher Energien zu investieren.
Laut Kanngiesser soll auch die Wasserkraft ausgebaut werden. «Wir müssen darüber diskutieren, wo man Staumauern erhöhen könnte und in welchen Landschaften neue Kraftwerke denkbar sind.» In Zermatt etwa plant Alpiq zusammen mit der Grande Dixence SA und der Gemeinde, einen neu entstehenden Gletschersee zu nutzen. «Mit einer relativ kleinen Talsperre könnten wir ein Speicherpotenzial von 650 Gigawattstunden erzielen. Es gibt in der Schweiz kaum eine günstigere Lage, um so viel Winterenergie zu speichern», sagt sie. 150 000 Haushalte würden so mit Strom beliefert.
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Neue Atomkraftwerke indes sind nicht zu erwarten. Die Bevölkerung hat 2017 mit der Energiestrategie 2050 einem Bewilligungsverbot zugestimmt. «Der Bau eines neuen Kernkraftwerks ist derzeit auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht realistisch», sagt BKW-Chefin Suzanne Thoma.
Bereits die Stilllegung des Kraftwerks Mühleberg sei unternehmerisch motiviert gewesen. Ähnlich sieht das Axpo-Chef Brand: «Der Strom aus den AKWs, die heute in Frankreich, England oder Finnland gebaut werden, ist viel teurer als Strom aus der Fotovoltaik.» Und weil der Bau bis zu 30 Jahre dauern würde, löse das unser kurzfristiges Problem nicht.
««Der Bau eines neuen AKW ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht realistisch.»»
Suzanne Thoma
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Trotzdem plädiert Brand dafür, dass in der Schweiz die Forschung an neuen Kernkrafttechnologien wiederaufgenommen wird. «Man weiss nie, ob irgendwann ein Durchbruch erfolgt, der die Karten neu mischt.» Der Weg in die Zukunft führt also vorerst über erneuerbare Energien.
Den Rahmen für die Energiewende jedoch müsse die Politik vorgeben und nicht die Stromunternehmen, sagt Daniel König, Analyst bei Mirabaud Securities. Am dringendsten ist es nun, eine Lösung für das fehlende Stromabkommen mit der EU zu finden.
Wenn es Sommarugas Departement gelingt, mit den umliegenden Netzbetreibern technische Kooperationen zu schliessen, um gemeinsam Stromlasten abzustimmen und die Netzflüsse zu optimieren, wäre laut Jean-Philippe Kohl von Swissmem die unmittelbare Gefahr einer drohenden Stromlücke im Jahr 2025 gebannt.
Eugen Perger, Analyst bei Research Partners, sieht die Schweiz in einer guten Verhandlungsposition. «Mit der Speicherkraft der Stauseen haben wir eine riesige Batterie, die gerade im Winter für die EU wichtig sein kann», sagt er. Damit die schleppende Energiewende auch innenpolitisch an Fahrt gewinnt, hat Sommaruga letztes Jahr einen runden Tisch initiiert, der schon zwei Mal tagte und alle Interessengruppen zusammenbringt – von Politikern über Produzenten bis zu den Umweltverbänden. Anfang Jahr will sie zudem eine Initiative vorstellen, um die Verfahren für erneuerbare Energien zu beschleunigen.
Damit der Strom auch künftig fliesst, braucht es einen Effort von allen Seiten. Atomkraftwerke sollten nicht voreilig vom Netz. Umweltschützer dürfen nicht mehr jedes Projekt blockieren. Und die Schweiz muss den Ausbau von erneuerbarer Winterproduktion forcieren. Es braucht energieeffizientere Gebäude und Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Häusern und Fabriken. Die Politik wiederum muss die Rahmenbedingungen so setzen, damit dies auch attraktiv ist. Viel Arbeit steht bevor. Eine Alternative gibt es nicht.
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