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Ausblick aufs zweite Börsen-Halbjahr

Der Auftrieb an den Märkten lockt die Anleger – die Risiken bleiben aber zahlreich

Trotz umfangreicher Risiken zieht die Erholungsrally Anleger und Anlegerinnen in die Märkte. Eine heisse Wette – mit ­ungewissem Ausgang.

Erich Gerbl

EZB-Chefin Christine Lagarde und Fed-Präsident Jerome Powell versuchen trotz stürmischem Gegenwind eine sanfte Landung.

Ein ruppiger Flug: Fed-Präsident Jerome Powell versucht trotz stürmischem Gegenwind eine sanfte Landung.

Matthias Schardt / Kombinatrotweiss für BILANZ

Sie gelten als die vier gefährlichsten Wörter an den Börsen. Immer wenn es «This time is different» heisse, sei Vorsicht angesagt, wusste schon der legendäre Fondsmanager Sir John Templeton. Nun nahm sie ausgerechnet der mächtigste Mann der Finanzindustrie in den Mund, dessen Aussagen bis ins Detail analysiert werden. Bei der Pressekonferenz zur vielleicht finalen Zinserhöhung erklärte US-Notenbank-Chef Jerome Powell Anfang Mai, dass es dieses Mal wohl wirklich anders sei. Entgegen vergangener Zyklen würgten Zinserhöhungen die Wirtschaft nicht ab, ein sogenanntes Soft Landing sei dieses Mal möglich. Auf den ersten Blick sind die Rahmenbedingungen schlecht: Erstmals seit 40 Jahren hob die Zentralbank die Zinsen in einer wirtschaftlichen Schwächephase an, also einer Zeit, in der sie für gewöhnlich die Zügel locker lässt. Noch dazu erfolgten die Zinsschritte in einem Rekordtempo.

Doch nach und nach beginnt sich Powells Optimismus an den Börsen auszubreiten. Hatten die meisten Geldhäuser noch ein durchaus schwieriges Aktienjahr 2023 vorhergesagt, liessen sich die Kurse selbst von einer Bankenkrise nicht beeindrucken. Der SMI verbuchte von Jahresbeginn bis Juni ein Plus von rund 6 Prozent. Das zyklischere deutsche Kursbarometer DAX zog in dieser Zeit mit 16 Prozent noch viel kräftiger nach oben. Die totgesagten Tech-Werte gaben ein besonders kräftiges Lebenszeichen von sich – die technologielastige Nasdaq liegt im Juni 28 Prozent im Plus.

Doch noch ist Skepsis weitverbreitet. «Viele trauen der Erholung nicht, es wäre der erste Bärenmarkt, der zu Ende gegangen wäre, bevor eine Rezession überhaupt begonnen hat», sagt Paul Jackson. Laut Invescos Global Head of Asset Allocation Research stehen viele Investoren, nicht zuletzt Profis, bei Aktien an der Seitenlinie und schauen zu. Selbst Aktien machen nicht alle mit. «Im S&P 500 konzentriert sich die Rally auf relativ wenige Titel. So enge Rallys haben keine gute Basis», sagt Jackson. Im 500 Mitglieder umfassenden US-Leitindex geht der Zuwachs der Marktkapitalisierung seit Jahresbeginn zu 97  Prozent auf die 15 grössten Werte zurück.

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Erich Gerbl

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