Guten Tag,
Weinprofessor Jean-Philippe Weisskopf über edle Tropfen mit Wertsteigerungspotenzial und grassierende Fälschungen.
Jean-Philippe Weisskopf (44) ist ausserordentlicher Professor für Finanzen an der EHL Hospitality Business School und Experte für Wein als Anlageform.
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Es ist sehr ruhig. Es findet kaum ein Austausch statt, weder Verkäufe noch Käufe. Auf den Weinmärkten lastet die geopolitische Unsicherheit durch die Kriege, die lahmende Konjunktur und nicht zuletzt die Immobilienkrise in China. Die Weinnachfrage wird stark von China bestimmt, und dort hat sich die Lage durch die Evergrande-Pleite noch einmal zugespitzt. Zudem sind die US-Konsumenten verunsichert und kaufen weniger. Die russischen Kunden sind verschwunden.
Die Korrektur haben wir 2023 wohl schon gesehen. Die Preise gingen um 10 bis 20 Prozent zurück. 2024 rechne ich bei den Preisen mit einer Stagnation. Beschliessen die Zentralbanken, die Zinsen überraschend schnell zu senken, könnten wir sogar eine Wiederbelebung des Marktes und der Preise sehen.
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Bei einem langen Anlagehorizont ist jetzt sicher kein schlechter Einstiegszeitpunkt.
Es sind nach wie vor die grossen Namen, sozusagen die Value-Werte. Da sind die Klassiker wie die fünf Grands Crus aus Bordeaux. Aber auch US-Weine aus dem Napa Valley oder Champagner sind interessant. Burgunder sind derzeit sehr teuer. Das Piemont ist eine faszinierende Region: Die Weine variieren von Parzelle zu Parzelle, was die Region jedoch auch komplex macht.
Immer besser. Vor allem in Asien wollen immer mehr Menschen Wein verstehen. In China sind Weinkurse ein Renner. Je informierter die Käufer, desto grösser das Interesse für komplexere Regionen. Mit den Kenntnissen ändert sich auch der Geschmack. Zunehmend sind elegante, leichtere Weine gefragt.
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Auf jeden Fall. Daniel Gantenbein, Thomas Studach, Martin Donatsch, die Domaine de la Rochette sind in der Oberliga angekommen. Neue Jahrgänge sind schnell ausverkauft.
Grundsätzlich schon, aber wenn ich nicht am Ende der Kette stehe und den Wein als Anlage sehe, statt ihn aufzumachen, ist es eigentlich unwichtig. Das viel grössere Problem sind Fälschungen. In China kursieren teilweise mehr Flaschen eines Weins, als jemals produziert wurden. Bei Auktionen gibt es Prämien, wenn die Herkunft sicher ist, etwa wenn die Weine noch in Originalkisten lagern oder direkt vom Produzenten oder angesehenen Restaurants stammen. NFTs und Blockchain werden in Zukunft wichtiger.
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