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Deutsche und Österreicher bunkern mehr Gold als die Schweizer

Schweizer besitzen im Schnitt 95 Gramm Gold – Deutsche und Österreicher doppelt so viel. Die Eidgenossen sind bei Investments risikofreudiger.

Erich Gerbl

Goldbarren werden gegossen.

ANZIEHEND Gold gilt als Krisenwährung Nummer eins. In der Schweiz ist das Sicherheitsbedürfnis offenbar weniger ausgeprägt als in Deutschland und Österreich.

Getty Images/Bloomberg Creative

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Schweizer sind im Vergleich zu Deutschen und Österreichern weniger von Anlagen in Gold angetan. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Institut für Marketing und Customer Insight der Universität St. Gallen (IMC-HSG) im Auftrag des Goldhändlers Philoro in den drei Ländern bei jeweils 4000 bis 5000 Personen durchgeführt hat.

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Schweizer besitzen im Schnitt 95 Gramm Gold, während die Deutschen mit 205 Gramm und die Österreicher mit 220 Gramm deutlich mehr gebunkert haben. Insgesamt besitzen Schweizer Privatpersonen hochgerechnet 265 Tonnen Gold im Wert von 15,1 Milliarden Franken.

Der vergleichsweise geringe Gold-besitz ist insofern überraschend, als das durchschnittliche Vermögen in der Schweiz mit fast 700'000 Franken mehr als doppelt so hoch ist wie in den beiden Nachbarländern. Sven Reinecke von der HSG erklärt sich das so: «In Deutschland und Österreich gab es Währungsreformen, hier ist das Vertrauen in die Währung einfach geringer als in der Schweiz.»

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Im kollektiven Gedächtnis Deutschlands ist die Hyperinflation der 1920er Jahre tief verankert. Unsicherheit fördert den Drang zur Absicherung. Gold wird als ultimative Krisenwährung gesehen und befindet sich auch in Survival Bags. «Gewiss hat sich auch die geopolitisch gegenwärtig unsichere Lage ein wenig auf das Umfrageresultat ausgewirkt», sagt Reinecke.

Neben dem Goldbesitz wurden auch die Vorlieben für verschiedene Anlageklassen abgefragt. 1000 Personen je Land gaben an, in welche Anlageklasse sie einen frei zur Verfügung stehenden grösseren Geldbetrag investieren würden. Als Gruppe lagen Edelmetalle vorne. Unter den alleine stehenden Anlageformen wurden in der Schweiz Immobilien vor Gold und Aktien genannt. 50,2 Prozent der befragten Schweizer schätzen Betongold trotz des hohen Preisniveaus als sinnvolle Wertanlage ein.

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Auch hier unterscheidet sich die Schweiz von ihren Nachbarn. In Deutschland wie auch in Österreich liegt Gold voran.

Vielsagend auch der Drang zu Aktien. Aktien rangieren im Dreiländervergleich in der Schweiz deutlich weiter vorne. Deutsche und Österreicher trauen sich die Selektion der richtigen Unternehmen wohl weniger zu und favorisieren Fonds. «Am Stellenwert der Aktien sieht man, dass Deutsche und Österreicher deutlich konservativer anlegen als Schweizer. Dort spielen statt Aktien die Lebensversicherung und die Bausparkasse eine grössere Rolle», sagt Reinecke.

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Dass Schweizer im Dreiländervergleich grössere Risiken eingehen, zeigt sich zudem bei Kryptowährungen. Fast 18 Prozent der befragten Schweizer können sich vorstellen, grössere Geldbeträge in Bitcoin und Co. zu investieren. In Deutschland ziehen dies nur 14 Prozent der Befragten in Betracht, in Österreich nur 11 Prozent. Insgesamt ist die Anlageklasse überraschend unbeliebt. Die herben Verluste haben wohl damit zu tun. Strukturierte Produkte scheinen kaum noch jemanden zu interessieren: Derivate befinden sich in allen drei Ländern auf dem untersten Rang.

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Erich Gerbl

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