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Adidas ausser Tritt

Der neue Chef Björn Gulden muss die Sportmarke wieder cool machen

Die Mitarbeiter sind verunsichert, das Vertriebskonzept ist unklar, die Aktie am Boden – und ein veritabler Skandal noch längst nicht aufgearbeitet.

Stephan Knieps,

Henryk Hielscher

Björn Gulden, neuer CEO von Adidas, vor einem Mikrofon mit abgeschlagene Miene.

Ausgelatscht Das Adidas-Erfolgsrezept funktioniert nicht mehr. Neo-Chef Björn Gulden soll dem Sportartikelhersteller nun eine frische Strategie verpassen.

Keystone

Björn Gulden wirkt gefasst. Er ist schwarz gekleidet, Regentropfen perlen auf seiner Kapuze ab. Es ist der 9.  November, der Morgen nachdem der Adidas-Aufsichtsrat entschieden hat, Gulden zum neuen Vorstandsvorsitzenden zu machen. Gulden (57), zu dem Zeitpunkt noch Chef des kleineren Rivalen Puma, postet dieses Foto von sich auf Instagram. Es sieht aus, als würde er an eine Beerdigung gehen.

«Morgenjogging im Regen», schreibt Gulden unter das Bild. «Emotionaler Tag und eine kurze Nacht! Verstehe, dass einige enttäuscht sind …» Das Leben, dichtet er weiter, sei «zu kurz, um sich Sorgen zu machen! Lebe, wenn du kannst!»

Das klingt, als wolle er sich selbst Mut zusprechen. Tatsächlich erwarten den Norweger wenig freudvolle Aufgaben auf dem Chefposten, den er Anfang Januar bei Europas grösstem Sportartikelkonzern angetreten hat. Gulden übernahm ein Unternehmen, dessen Finanzergebnisse die Investoren zuletzt gleich mehrfach enttäuschten. Dessen wichtigster Zukunftsmarkt eine schwere Krise durchlebt. Dessen Marke mit nachlassender Strahlkraft zu kämpfen hat – und mit den Nachwehen der Trennung vom wichtigsten Werbepartner Kanye West. Und dessen Belegschaft verunsichert ist vom Verhalten mancher Vorgesetzter, das so wenig zum eigenen Anspruch zu passen scheint: ein Vorbild in Sachen integrativer Diversität zu sein.

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