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Die Feminisierung der Kampfjet-Kampagne ist strategisch clever

Traditionell stehen Frauen der Armee kritisch gegenüber. Die aktuelle Kampagne jedoch lässt uns glauben, sie seien die grössten Kampfjet-Fans.

Florence Vuichard

Florence Vuichard

Bundesraetin Viola Amherd, vorne links, Hptm Fanny Chollet Berufsmilitaerpilotin, vorne rechts, KKdt Thomas Suessli, Chef der Armee, hinten, links, und Ruestungschef Martin Sonderegger, hinten rechts, kommen zu einer Medienkonferenz des Bundesrates zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge, am Freitag, 26. Juni 2020 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Verteidigungsministerin Viola Amherd (l.) und Pilotin Fanny Chollet: Die Kampfjet-Kampagne wird an vorderster Front von Frauen geführt.

Keystone

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Die Schweizer Armee, das war bis vor Kurzem ein Club etwas älterer Herren, die auf Kosten der Steuerzahler Unmengen an Alpenbitter bechern und ihre Ehefrauen im Helikopter einfliegen lassen. Seit aber Viola Amherd das Zepter im Verteidigungsdepartement übernommen hat, ist alles ganz anders. Jetzt ist Sicherheit plötzlich weiblich.

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Das zeigt sich auch im – zugegebenermassen bisher äusserst müden – Abstimmungskampf rund um die Beschaffung neuer Kampfjets. Zuvorderst an der Front steht die Bundesrätin selbst. Begleitet wird sie von Fanny Chollet, der ersten Kampfjet-Pilotin der Schweiz, sowie einem ganzen Heer von Frauen.

Die Ja-Seite hat diesmal sogar ein separates Frauenkomitee zusammengestellt, in dessen Präsidium etwa CVP-Fraktionschefin Andrea Gmür, SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz sowie deren freisinnige Ratskollegin Maja Riniker sitzen. Beliebtes und prominentes Testimonial für die Kampfjet-Befürworter ist die frühere Nationalrätin Chantal Galladé, gehörte diese doch bei der Abstimmung über den Kauf des Gripen 2014 noch dem Nein-Lager an.

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Auch bei den Gegnern stehen die Frauen in der ersten Reihe: Wortführerin ist hier SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Ebenfalls für ein Nein weibeln etwa die Grünen-Präsidentin Regula Rytz oder die Fussballerin Sarah Akanji.

Die Frauen machen den Unterschied

Die Feminisierung der Kampfjet-Kampagne ist strategisch sicher nicht falsch. Denn während Männer offensichtlich neuen Flugzeugen kaum widerstehen können, sind Frauen bei Armeefragen traditionell kritischer, was sich wiederum auf das Abstimmungsergebnis auswirken kann: So waren es 2014 die Frauen, die den Kauf des Gripen verhindert haben.

Am 27. September dürften die Flieger-Freundinnen und -Freunde obenaus schwingen. 58 Prozent wollen, Stand heute, dem Kauf neuer Kampfjets «bestimmt» oder «eher» zustimmen. Und die Meinungen, so die Auguren vom gfs.bern-Forschungsinstitut, seien schon recht gefestigt.

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Am grössten sei der Nein-Anteil heute bei den Romands, den Jungen – und eben bei den Frauen. Doch Amherd hat gemäss der aktuellsten Umfrage mit ihrer Charmeoffensive schon gut ein Viertel der Frauen ganz sicher und ein weiteres Viertel tendenziell auf ihrer Seite.

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