Guten Tag,
Gabriel Brenna gewann das Duell gegen Interimschef Christian Poerschke. Nun muss er die Nähe zu 212 selbstbewussten Bankchefs finden.
Der künftige Raiffeisen-Chef Gabriel Brenna muss sich nun mit der komplexen Raiffeisen-Kultur beschäftigen.
Salvatore VinciWerbung
Es war ein Novum, und da wurde der Chef gleich selbst aktiv: Erstmals hatte Raiffeisen das Mandat für die Chefsuche an Primus Egon Zehnder vergeben, und für die Premiere übernahm Zehnder-Schweiz-Chef Dominik Schaller selbst das Mandat. Bislang hatte die Bank lokale Headhunter-Grössen wie Schilling oder Witena betraut. Mit dem Aufstieg zur Nummer zwei des Bankenlandes weiteten sich Blickfeld und Anspruch.
Und siehe da: Gabriel Brenna, Chef der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), war ein überraschender Kandidat, auch für VR-Präsident Thomas Müller: Er kannte den 51-Jährigen nicht. Kolportierte Kandidaten wie der redegewandte John Häfelfinger (Basellandschaftliche Kantonalbank) oder Florence Schnydrig Moser (ZKB) waren nicht in der Endauswahl. Am Ende war es ein Duell zwischen zwei Männern: Interimschef Christian Poerschke – und Brenna.
Werbung
Interimschef Christian Poerschke kehrt auf seinen Posten des Finanzchefs zurück.
KeystoneVR-Präsident Thomas Müller stand vor der Wahl zwischen zwei Kandidaten.
Paolo DuttoDass sich Brenna durchsetzte, lag auch an Zweifeln an Poerschke. Der Ex-Finanzchef, der vor mehr als 20 Jahren das Controlling übernommen hatte und diese Funktion auch während der Vincenz-Exzesse ausübte, war kein Mann der Basis, und anders als der Italo-Walliser Brenna, der alle drei Landessprachen beherrscht, spricht der deutsch-schweizerische Doppelbürger nur Deutsch. Auch bot Brennas Lebenslauf mehr: ETH-Ingenieur mit Doktorat, acht Jahre Bankenberatung bei McKinsey, CEO-Erfahrung bei der (allerdings deutlich kleineren) LLB, die durch die Übernahme der Bank Linth sogar ein Kreditbuch hat, was Brenna nicht ganz fremd erscheinen lässt im Raiffeisen-Kerngeschäft Hypotheken. Wachsen will die Gruppe aber vor allem in der Vermögensverwaltung – Brennas Kerngeschäft.
Werbung
Die Herausforderung wird sein, sich mit der speziellen Raiffeisen-Kultur anzufreunden. Bei der LLB konnte Brenna direktiv führen, das geht bei Raiffeisen nicht. Er muss sich mit den 212 selbstbewussten Bankchefs arrangieren, die zuweilen mit verschiedenen Offerten um die gleichen Kunden buhlen. Sein Vorgänger Heinz Huber tat sich damit schwer. Jetzt muss Brenna es besser machen.
Werbung