Guten Tag,
Die Moden kommen und gehen; der Schnauzer des Schauspielers aber bleibt.
Thomas Wyss
Vorbild 5: Schauspieler Tom Selleck («Magnum») gefiel in vielen Rollen – aber immer mit coolem Oberlippenbärtchen.
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Als Thomas William «Tom» Selleck 1980 erstmals in die Rolle des legeren hawaiianischen Privatdetektivs Thomas Magnum schlüpft – er ist damals 35 Jahre alt und ein weitgehend unbekannter B-Movie Schauspieler –, ist die Welt durch eine geistige und Deutschland durch eine reale Mauer aufgeteilt in Ost und West. Zur Datenübermittlung nutzt man Telex-Geräte mit Lochstreifen, das Standardtelefon hat einen Festanschluss, Reinhold Messner bezwingt als erster Mensch ohne Sauerstoff den Mount Everest, in der Freizeit vergnügt man sich mit dem «Rubiks Zauberwürfel» oder dem gefrässigen Videospiel «Pac Man».
Bei den Frauen tendieren die Frisuren zu lockig, toupiert und voluminös, bei den Kerls ist der Fussballerschnitt Vokuhila en vogue. Und ja, genau: «Magnum» hat nicht nur einen roten Ferrari 308 GTS, sondern auch einen Schnurrbart, im Jargon «Chevron» genannt (nach dem Emblem des Energiekonzerns), der sich perfekt an die Oberlippe schmiegt.
Ein Leben ohne Vorbilder ist bei höheren sozialen Lebewesen undenkbar. Wo lassen sich würdige Vorbilder aufspüren? Eine Gebrauchsanleitung.
Als Tom Selleck 161 «Magnum»-Folgen und acht Jahre später zum letzten Mal den berühmten Offstimme-Satz «Ich weiss, was Sie jetzt denken, und sie haben recht» von sich gibt, ist er längst zum populären Leinwandstar geworden – gewürdigt mit einem «Emmy», einem «Golden Globe Award» und Frauenschwarmpreisen wie «God’s Gift to Women» und «Sexiest Man of America». Verändert hat sich allerdings auch die Welt. Durch die «Glasnost»-Idee und das an der UNO-Generalversammlung 1988 gemachte Abrüstungsangebot des sowjetischen Generalsekretärs Michail Gorbatschow hat die Ost-West-Mauer markante Risse bekommen.
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Abgesehen davon starren nun erste Menschen stundenlang in Macintosh- oder Amiga-Computer. Hierzulande wird 1987 das Autotelefonnetz Natel C eingeführt, was einer breiten Bevölkerungsschicht die mobile Telefonie ermöglicht. Zudem gewinnt die Schweiz, vertreten durch die Kanadierin Céline Dion, 1988 den 33. Eurovision Song Contest. Und die Gesichtsmode tendiert jetzt zu Dreitage- oder Vollbart. Selleck kümmerte das wenig, er bleibt beim Schnauzer.
Und das tut er weiterhin. Egal, ob Tom Selleck als Westernheld (im Film «Quigley, der Australier»), als Arzt (in der Sitcom «Friends»), als Ex-Mann (in der Anwaltsserie «Boston Legal»), als Casino-Manager (in der Dramedy-Serie «Las Vegas»), als kaputter Polizist (in der Krimiserie «Jesse Stone») oder als Commissioner (in der Polizeiserie «Blue Bloods», bis Ende 2024) vor der Kamera steht, egal, ob die Trends vom «Goatee» (Ziegenbart) zurück zu Dreitage- oder weiter zu Hipster-Bart wechseln – der Amerikaner, im Januar 80 Jahre alt geworden, hielt und hält seinem (inzwischen dezent angegrauten) Markenzeichen unbeirrbar die Treue.
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Ja, diese Welt ist ein unberechenbarer Ort geworden. Doch ein paar wenige Gewissheiten sind noch da: Chuck Norris bleibt unbesiegbar, Tom Selleck trägt Schnauzer.
PS für die ganz Pingeligen: Korrekt, in der Rolle von US-Präsident Dwight D. Eisenhower im TV-Drama «Ike: Countdown to D-Day» von 2004 war Tom Selleck tatsächlich glattrasiert.
Dieser Artikel ist im Bonanza, dem Magazin der BILANZ, erschienen (Sommer 2025).
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