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Der neue Präsident Pablo Isla erneuert das Kontrollgremium – und hofft auf Ex-SNB-Chef Thomas Jordan.
Paul Bulckes Abgang stärkt CEO Laurent Freixe.
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Es ist ein Signal der Konstanz, das Nestlé-Präsident Paul Bulcke aussendet. Mit der Ankündigung seines Rücktritts als VR-Präsident von Nestlé im nächsten Frühjahr und der Übergabe an seinen Vize Pablo Isla gibt der Lifelong-Nestléaner Bulcke den Stab weiter: Der Lordsiegel-Bewahrer der Nestlé-Tradition ist neu der Franzose Laurent Freixe, der einst im Chefrennen dem Externen Mark Schneider unterlegen war, nach dessen Hauruck-Abgang im letzten August aber mangels Alternativen zum CEO gekürt wurde. Das verleitete den phänotypisch eher stoischen Freixe bei der Bekanntgabe des Präsidentenwechsels schon fast zu Gefühlsausbrüchen: Er sei «excited», die Nestlé-Performance zu beschleunigen, liess der Veteran verlauten.
Der ehemalige Inditex-CEO Pablo Isla (im Bild) folgt bei Nestlé auf den langjährigen Präsidenten Paul Bulcke.
AFPDer ehemalige Inditex-CEO Pablo Isla (im Bild) folgt bei Nestlé auf den langjährigen Präsidenten Paul Bulcke.
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Dabei waren nach dem Stolperstart von Freixe im Verwaltungsrat bereits kritische Stimmen angeschwollen, die mehr Energie und Aufbruchstimung forderten. Der Kurs rutschte nach seinem Antritt um 15 Prozent ab und fand erst im Januar bei 73 Franken den Boden. Doch ein weiterer CEO-Wechsel hätte das Reputationsproblem Bulckes vergrössert. Der Belgier hielt sich angesichts der Turbulenzen ein Ausscheiden im Jahr 2027 offen. Das wäre gemäss Nestlé-Altersguillotine von 72 Jahren der späteste Austrittstermin gewesen.
Doch mit stetig-ruhigem Schaffen hat sich Freixe auch in der Finanzcommunity Respekt verschafft und den Kurs aus den bösen 70er-Tiefen vertrieben, auch wenn die Nervosität der letzten Wochen dem Titel trotz seiner Defensiv-Qualitäten zusetzten. Bulcke fühlte sich beruhigt, auch wenn die von ihm intern deklarierte Zielmarke von 105 Franken noch in weiter Ferne liegt. Die untypischen Nestlé-Wirren im 2024 hatten ihm zugesetzt. Zudem bröckelte die Unterstützung: Sein Wahlergebnis bei der letzten Generalversammlung lag mit 84,8 Prozent so tief wie nie.
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Für den 63-jährigen Freixe scheint jetzt auch ein Wirken über die Pensionierungsgrenze hinaus wahrscheinlich, vorexerziert von UBS-Chef Sergio Ermotti oder Zurich-Lenker Mario Greco.
Bulckes Nachfolger auf dem Präsidentensessel wird mit Isla der langjährige Chefschneider und Präsident (2005–2022) des Kleiderkonzerns Inditex (unter anderem Zara). Er sitzt bereits seit 2018 im Verwaltungsrat und übernahm von dem einflussreichen Ex-Axa-Chef Henri de Castries die Rolle des Vizepräsidenten und Lead Independent Director.
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Isla galt als Fürsprecher der Absetzung Schneiders, womit er seine Ambitionen auf den Präsidentensessel unterstrich: Traditionell folgt bei Nestlé stets der CEO auf den Präsidentensessel, allen Best-Practice-Regeln der Corporate Governance zum Trotz. Der frisch bestellte Freixe kam für die Nacholge Bulckes als Präsident nicht infrage, mit dem Abgang Schneiders hatte sich Isla in die Top-Position für den Präsidentenjob manövriert. Dass er bereits seit sechs Jahren im Verwaltungsrat sitzt und damit laut angelsächsischer Definition in vier Jahren nicht mehr als unabhängig gilt, dürften die traditionell selbstbewussten Verwaltungsräte ignorieren.
Der 61-jährige Spanier kann jetzt das Kontrollgremium nach seinem Gusto formen. Mit Renato Fassbind (Ex-CFO von Credit Suisse und ABB) und Patrick Aebischer (Ex-Präsident ETH Lausanne) treten zwei Schweizer Schwergewichte aus. Der nächste Topshot steht dem Vernehmen nach bereit: An der nächsten Generalversammlung soll der ehemalige Nationalbank-Präsident Thomas Jordan, seit April bereits Mitglied des Zurich-Verwaltungsrats, in das Board von Nestlé gewählt werden.
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