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Vorbilder – Teil 2

Lisa Maria Potthoff: Ein toughes Cookie

Weil die Schauspielerin ihre Stunts selber stemmen will, lernt sie Kampfkünste. Bloss nie aufgeben!

Thomas Wyss

<p>Vorbild 2: Schauspielerin Lisa Maria Potthoff zieht das Training in der Sport­-halle dem eitlen Gang über rote Teppiche vor.</p>

Vorbild 2: Schauspielerin Lisa Maria Potthoff zieht das Training in der Sport-halle dem eitlen Gang über rote Teppiche vor.

Nils Schwarz

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Lisa Maria Potthoff? Noch nie gehört? Gut möglich.

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Die 47-jährige Berlinerin, die nahe München aufwuchs, wo sie sich auch «a schees» Bayrisch aneignete, ist nämlich keines der allerbekanntesten Gesichter der Gilde deutscher Schauspielerinnen. Die Spielfilme, in denen sie in den letzten Jahren Haupt- oder zentrale Nebenrollen besetzte, heissen «Die Bluthochzeit», «Soloalbum», «Männer wie wir» oder «Sommer der Gaukler». Einmal gibt sie die Managerin einer schwulen Fussballtruppe, einmal mimt sie eine Actrice aus dem 18.  Jahrhundert. Stammtischgespräch wird man damit nicht.

Vergleichbare Situation im Fernsehgeschäft, obwohl Potthoff da präsenter ist. Seit 2013 etwa in der deutschtümelig angehauchten «Eberhoferkrimi»-Serie, in der sie Gemeindesekretärin Susi spielt, die wenig elegant durch das Rathaus stöckelt und mit Polizeihauptmeister Franz Eberhofer in einer Zweierkiste steckt, Beziehungsstatus: «dauerhaft diffizil». Gar selbst ermitteln darf und durfte sie seit 2014 in der ZDF-Kriminalreihe «Sarah Kohr» sowie in den «Usedom-Krimis» (bis 2019).

Sie sind nicht nur prominente Künstler – sie sind auch echte Vorbilder. Warum? Lesen Sie hier:

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Alles ordentlich fabrizierte Ware mit passablen Einschaltquoten. Aber halt auch nichts, was aufwühlt. Fies formuliert: Lisa Maria Potthoff ist als Schauspielerin zu «normal» (sprich zu gut), um eines üblen Tages vor «Dschungelcamp»-Kameras in Kakerlaken baden oder Kamelpenisse essen zu müssen. Handkehrum sind ihre Darbietungen halt auch zu «normal» (sprich zu unauffällig), um von einer Jury in den Goldstandard gehoben zu werden. Tja.

Aber da ist noch was. Die zweifache Mutter ist sehr wohl prämiert worden, notabene mit einer Auszeichnung, die wohl keine ihrer schillernderen Berufskolleginnen je abholen wird – dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie «Stunt»! Die Potthoff, die ist nämlich ein richtig toughes Cookie. Das schreiben wir mit aufrichtiger Bewunderung.

Bildcombo Bonanza Vorbilder. Credit: Imago, Getty Images

Warum wir Vorbilder brauchen

Ein Leben ohne Vorbilder ist bei höheren sozialen Lebewesen undenkbar. Wo lassen sich würdige Vorbilder aufspüren? Eine Gebrauchsanleitung.

Weil sie ihre Stunts selber umsetzen will, avanciert sie zur «Kampfsportschülerin». Sympathisch: Heute, in ihrem 2024 erschienenen Buch «Vom Kämpfen und Lernen», betrachtet sie sich immer noch als «Schülerin» - null Zeichen von Selbstüberhöhung. Sie startet mit Thai- und Kickboxen, und um die Angst vor Angreifern zu verlieren, nimmt sie noch Israels superhartes Spezialsystem Krav Maga hinzu. Morgens «verstaut» sie die Kinder in Schule und Kita, kriecht die Treppen hoch zum Studio über einem Elektronikgeschäft. Mit dem eigenen Handschuh schlägt sie sich ein Stück vom Schneidezahn weg, beim Training der Fusstritte an den Sandsack platzt ihre Haut auf, Blut spritzt bei jedem Kick. Doch sie macht weiter, will ihrem Trainer unbedingt beweisen, dass er sie unterschätzt – weil der damit rechnet, dass sie aufgibt.

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Ähnlich wie der junge Shaolin-Mönch Caine aus der legendären 70er-Jahre-Fernsehserie «Kung Fu» (wers nicht kennt: Binge-watchen! Ist noch meditativer als «Bonanza») führt ihr «Lehrer» sie in die Kampfkunsttugenden ein: Demut, Disziplin, Geduld, Mut und Respekt.

Disziplin, schreibt sie, sei «die Weigerung aufzugeben. Der Wille dranzubleiben. Die Freude am Prozess. Und Stillstand als Lebensform nicht zu akzeptieren.» Bootcampmässiger ist Lebenshilfeliteratur nie formuliert worden. Lisa Maria Potthoff? Sollte man sich merken. Unbedingt.

Dieser Artikel ist im Bonanza, dem Magazin der BILANZ, erschienen (Sommer 2025).

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