Es ist eine geballte Ladung ausländischer VR-Prominenz, die die Zürcher Privatbanken Julius Bär und Vontobel neu in ihre Kontrollgremien hieven: bei Bär der britisch-amerikanische Ex-Citigroup- und -HSBC-Mann Bruce Fletcher und der italienischstämmige Londoner UBS-Veteran Andrea Sambo, bei Vontobel die amerikanische Citigroup-Veteranin Kristine Braden, die britisch-amerikanische Ex-J.P.-Morgan und -Goldman-Sachs-Managerin Mary Pang sowie die Schwedin Annika Falkengren, zuletzt bei Lombard Odier. Je nach Ausschusstätigkeit liegen bei Bär für ein reguläres VR-Mitglied bis zu 350'000 Franken drin, bei der dreimal kleineren Vontobel locken noch immer mehr als 200'000 Franken.

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Doch die Ausgangslage ist unterschiedlich. Bär steht unter dem Schock des 600-Millionen-Abschreibers durch das fatale Benko-Investment, und der Risikospezialist Fletcher soll von David Nicol die Leitung des Risikoauschusses übernehmen – der Brite wurde wie CEO Philipp Rickenbacher Anfang Februar geschasst. Unschön allerdings: Zum neuen Vizepräsidenten steigt Richard Campbell-Breeden auf. Wie VR-Präsident Romeo Lacher war er Mitglied des Risikoausschusses, der die Benko-Kredite absegnete. Konsequente Aufarbeitung geht anders.

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Bei Vontobel sind die Nominationen dagegen vor allem ein taktischer Schachzug des VR-Präsidenten Andreas Utermann. Mit drei neuen Frauen punktet der Ex-Allianz-Mann in der Genderfrage. Dass die beiden in US-Grossbanken geprägten Managerinnen Braden und Pang bei einer Schweizer 2000-Mitarbeiter-Bank viel bewirken, ist unwahrscheinlich. Aber der primär in London wohnhafte Utermann kann sich global geben – und eine eigene Machtbasis aufbauen. Dafür müssen zwei eher regional verankerte Verwaltungsräte gehen: der Schweizer Investor Michael Halbherr nach gerade drei Jahren und die deutsche HSG-Absolventin Clara Streit. Der familiäre Einfluss, im Verwaltungsrat verkörpert durch die Eignervertreter Maja Baumann und Björn Wettergren, wird dadurch verwässert. Utermann schafft sich ein Gegengewicht, wenn wie geplant 2025 der familiennahe Ex-CEO Zeno Staub zum Verwaltungsrat stösst. Unter Utermanns Ägide hat die Allianz-Tochter AGI jahrelang Anlegertäuschung betrieben. Der Prozess in New York ist für die zweite Jahreshälfte geplant. Da kann Rückendeckung im VR nicht schaden. 

Dirk Schütz
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